Die längste Brücke der Tiroler Brennerautobahn wird generalerneuert

Tunnellösung bei Luegbrücke für Asfinag technisches “No-Go”

Sonntag, 06. Oktober 2024 | 08:18 Uhr

Von: apa

Die Asfinag bleibt dabei: Eine Tunnelvariante statt der Erneuerung der Tiroler Luegbrücke auf der Brennerautobahn (A13) ist nicht drin. Das sei aus “technischer, fachlicher und sachlicher Einschätzung ausgeschlossen”, das Zeitfenster dafür längst geschlossen, sagte Geschäftsführer Stefan Siegele im APA-Interview. Der schlechte Zustand der Brücke sei in Österreich einzigartig. Ab 2040 muss auch die Europabrücke saniert werden.

Pfeifender Wind und Kälte trotz herbstlich milder Temperaturen empfangen Siegele unter der Luegbrücke im Zuge eines APA-Lokalaugenscheins. Stolz ragt das Tragwerk der Ende der 1960er-Jahre errichteten Trasse auf einer Seehöhe von 1.300 Metern empor. Trotz ihres wegen ihrer zwei Kilometer Länge imposanten Erscheinungsbildes ist die Brücke jedoch laut Asfinag “am Ende der Lebensdauer” angekommen und muss neu gebaut werden. Das sorgt seit Jahren für ein “Theater und Hickhack” um die längste Brücke der A13, das sich Siegele gerne erspart hätte – und das ihn seit 2019 immer wieder einholt, als auf einer Bürgerversammlung erstmals als Alternative der Bau eines Tunnels gefordert worden war.

Auch an diesem Herbstmorgen führt die Begehung den Alpenstraßen-Chef just zur Bushaltestelle “Lueg Mühlsteiger” – fast wie ein Wink des Schicksals. (Mit-)verantwortlich für die andauernde auch rechtliche Auseinandersetzung zwischen der Autobahngesellschaft und der Gemeinde Gries am Brenner ist immerhin der streitbare Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger, vehementer Verfechter der Tunnelvariante. Jüngst auch von FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl im Wahlkampf erhobene Ankündigungen, im Falle einer Regierungsbeteiligung doch auf eine Tunnelvariante umschwenken zu wollen, erteilt Siegele indes zumindest aus “technischer, sachlicher und fachlicher Einschätzung” eine Absage.

Neben betrieblichen Gründen – wie dem schwierigen Umgang mit Stau bei einer Tunnellösung und der Steigung – ist dabei vor allem eines ausschlaggebend: Das längst geschlossene Zeitfenster für eine Tunnellösung. Würde eine solche angegangen, vergingen selbst im reibungslosen Fall wegen nötiger Verfahren wie der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zehn bis 15 Jahre bis zur Fertigstellung: “Das wird die Brücke nicht halten”.

Denn die Brücke – laut Kickl ein “schiaches, grausliches Betonmonster” – ist laut dem Betreiber in einem österreichweit so einzigartig schlechten Zustand, dass ab Jahresbeginn 2025 zwingend Einspurigkeit erforderlich ist. Und das unabhängig von einer ab Frühjahr dort geplanten Baustelle für einen Neubau bzw. eine Generalerneuerung, wie die Asfinag das 300 Millionen Euro teure Projekt bezeichnet. An besonders verkehrsreichen Tagen – konkret an rund 170 – will man immerhin durch ein Umlenken des Lkw-Schwerverkehrs auf den linken Fahrstreifen und damit die Fahrbahnmitte eine Zweispurigkeit ermöglichen. Damit gehe man an das Maximum dessen, was die Brücke aushalte, betont Siegele. Denn Sicherheit sei das oberste Gebot – und diese könne man mit dem jetzigen Vorgehen noch garantieren.

Gebaut werden soll an der Luegbrücke jedenfalls ab dem Frühjahr, man sei diesbezüglich “sehr zuversichtlich”, meint der Alpenstraßen-Chef später im ausführlichen Gespräch in der historischen, sich immer noch in Betrieb befindlichen Autobahnmeisterei Plon, an dessen knallig-oranger Fassade der ursprüngliche Schriftzug “Brenner Autobahn” prangt. Es seien zwar noch Behördenverfahren offen, davon erwarte man sich jedoch eher mögliche zusätzliche Auflagen, keine Verzögerung des Projekts. Denn den Trassenbescheid habe man “unwiderruflich” in der Tasche. Alsbald will sich die Asfinag also an den Neubau des Tragwerks neben der bestehenden Brücke machen. 2027 soll dieses als erster Meilenstein fertiggestellt und der Verkehr darauf umgeleitet werden. Dann bleibt noch die bestehende Brücke abzureißen und an gleicher Stelle ein zweites Tragwerk zu errichten, um 2030 die gesamte Brücke mit zwei Fahrspuren samt Pannenstreifen pro Richtung auf zwei Tragwerken fertigstellen zu können.

Eine Tunnelvariante wäre indes auch aus betrieblichen Gründen ein “Nachteil für alle Wipptalerinnen und Wipptaler”, verweist Siegele auf örtliche Gegebenheiten. Denn die Strecke ist mit zwei Kilometern nicht nur besonders lang, sondern befinde sich auch in einem Steigungsbereich. Bereits jetzt habe man auf der Luegbrücke nachweislich an 160 Tagen im Jahr Rückstau. Bei einem Tunnel müsste dann jedoch die Ampel auf Rot springen, der Verkehr würde sich in die Steigung zurückstauen. Der folgende “Stop-and-go”-Verkehr wäre gerade wegen des Lkw-Schwerverkehrs eine Belastung. “Und dann lassen wir es vielleicht noch schneien. Wir wissen alle, dass das Konzept dann nicht mehr funktionieren kann”, seufzt der Tiroler Autobahn-Chef, der von dem beißenden Wind rasch wieder in die schützende Umgebung seines Autos getrieben worden war.

Freundlicher präsentiert sich im Zuge der Begehung indes die – aufgrund ihrer Höhe weit imposantere – Europabrücke. Bei strahlendem Sonnenschein blickt Siegele vom südlichen Aussichtspunkt auf das 190 Meter hohe und nicht akut sanierungsbedürftige Bauwerk hinab. Sehr wohl ist die Brücke indes als Teil der Brennerautobahn unter Beobachtung und nach 2040 zur Sanierung vorgesehen. Davor soll hier “zwischensaniert” werden. “Peu à peu” erhält die in den 1960er-Jahren erbaute Strecke nun ein neues Gesicht und zusätzliche Stabilität. Ein Ende der Sanierungsphase ist indes nicht in Sicht: “Wenn wir fertig sind, fangen wir wieder von vorne an”, beschrieb der Autobahnchef den ewigen Kreis im Straßenbetrieb.

Weit vor der Europabrücke sind nun zeitnah die Mietzener Brücke und die Gschnitztalbrücke an der Erneuerungsreihe. 250 bis 350 Millionen Euro fließen seitens der Asfinag jährlich in Tirol in die Infrastruktur. Eine Gesamtsumme für die Generalsanierung der Brennerautobahn lasse sich indes nicht nennen – wohl aus oben genannten Gründen. Künftige “in der Pipeline” befindliche Projekte lassen Siegele indes auf ein einfacheres Vorgehen wie bei der Luegbrücke hoffen: “Es wird keinen Tunnel geben”, meint der Asfinag-Manager mit Bezug auf die Europabrücke. Ebenso keine dritte Fahrspur für die A13. Sicher ist auch: Siegele wird wohl keinen Sprung von der von hier aus sichtbaren Bungee-Jumping-Ausstiegsstelle an der Seite der Europabrücke wagen: “Das ist gegen die Natur”, schmunzelt der Geschäftsführer und macht sich nach einem kurzen Abstieg auf zum nächsten Termin.

Kommentare

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11 Kommentare auf "Tunnellösung bei Luegbrücke für Asfinag technisches “No-Go”"


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bern
bern
Universalgelehrter
5 h 15 Min

Eine Brücke hält 60 Jahre, ein Tunnel 120 Jahre, danach muss saniert werden.
Die Lueg zu sanieren ist ein großer Fehler, der Tunnel wäre besser.

Neumi
Neumi
Kinig
2 h 39 Min

All die Experten mit Kenntnissen über die geologischen Verhältnisse, Belastung der Umwelt und Baukosten irren sich offensichtlich. Foren-Leser wissen’s besser!

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
5 h 10 Min

Ein Tunnel statt der Luegbrücke ist aus den beschriebenen Gründen (Steigung) wohl problematisch. Wie wäre es aber mit einem Scheiteltunnel von Gossensass bis Gries/Steinach? Und dann gleich eine Verlegung der weiteren Trasse bis Schönberg auf die Ostseite, um die Europabrücke überflüssig zu machen? Diese gesamte aktuelle Strecke ist nicht nur wegen der vielen Brücken, sondern vor allem im Winter auch wegen der Steigungen problematisch.

Neumi
Neumi
Kinig
3 h 59 Min

Ich bin mir sicher, die Leute, die versuchen, möglichst viel Kapital rauszuschlagen, haben das bereits in Betracht gezogen.

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
3 h 56 Min

@ Selbstbewertung

Man kann auch einen Tunnel dreispurig bauen um ein eventuelles Problem des Schwerverkehrs zu vermeiden. Andererseits haben heute Busse und LKW so viel Kraft dass dieser Rückstau sich sicherlich in Grenzen hält.
Es ist bereits für eine “kleine” Tunnellösung sehr spät, vielleicht zu späte geschweige denn für eine “große” Tunnellösung.
Ich hätte die A22 mit bezahlen lassen oder hätte auf beiden Seiten des Brenners einen kleinen Zuschlag verlangt um das Projekt zu finanzieren. Optisch wäre es schöner gewesen und einige lärmgeplagte Anrainer wären entlastet worden.

lumbumba
lumbumba
Tratscher
4 h 28 Min

IRGENWANN WIRD AUCH DIE GESAMTE BRENNERAUTOBAHN AUF BRÜCKEN SANIERT WERDEN MÜSSEN……NUR SOLLTE MAN DAMIT LÄNGST BEGONNEN HABEN ANSTATT NUR GELD EINZUSTREICHEN

lumbumba
lumbumba
Tratscher
4 h 27 Min

IN CHINA BAUT MAN IN EINEM HALBEN JAHR EINEN FLUGHAFEN……IN EUROPA BRAUCHT ES DAFÜR ZWEI JAHRZEHNTE

Montegiovi
Montegiovi
Tratscher
2 h 54 Min

Hier sind Entscheidungsträger ohne Weitsicht am Werk. Die Lueg muss komplett erneuert und ein Tunnel gebaut werden. Wer 160 Stautage im Jahr hat braucht mehr als zwei Fahrspuren in eine Richtung. Verkehr kann man nicht verhindern indem man keine Straßen baut. Schaut mal Diritissima und Panoramica (Bologna-Florenz) an und ihr seht was Weitsicht heißt. Die Ösis haben die nicht. 

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Superredner
4 h 54 Min

Ein weiterer Tunnel ist m.M. nach nicht im Interesse der A22 Gesellschaft. Warum sollten sie sich mit einem Tunnel weitere Kosten aufbinden? Mit der Brückensanierung bleiben die Kosten auf der Seite der A13 Brennerautobahn Betreiber.

Kuno
Kuno
Grünschnabel
3 h 18 Min

Liebe Tunnel Fans, speziell die Politiker, als der BBT geplant wurde war doch schon bekannt das die Brücken saniert werden müssen. Warum wurde der Tunnel nicht als kombinierter Bahn, Autotunnel geplant und gebaut. Jetzt ist es zu spät für einen Tunnel, nicht bezahlbar und die Umweltschützer wären sofort mit einer Bürgerinitiative dagegen.

kaisernero
kaisernero
Universalgelehrter
2 h 42 Min


So oder so, sie hoben johrzehnte verschlofen und affn “”leschtn”” druck zu sanieren oder nuibauen, isch a frechheit vo die öschterreicher und nix onders!!!!!!!
A greassere zuamuatung für die leit in olle richtungen wia des projekt gibs zz it!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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