Abneigung gegen Touristen erreicht neuen Höhepunkt

Unbekannte beschmieren Dino-Fundstelle in Drei Zinnen

Mittwoch, 02. Oktober 2024 | 16:05 Uhr

Von: Ivd

Sexten – Der Hass gegen Touristen im Wandergebiet um das Unesco-Weltnaturerbe der Drei Zinnen hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Unbekannte beschmierten einen Felsen mit den Worten „Touristen, geht nach Hause“, an dem zuvor zwei Fußabdrücke von Dinosauriern entdeckt wurden. Erst vor kurzen sammelte eine Petition 27.000 Unterschriften für das Verbot von Auto-Tourismus auf der Auronzo-Schutzhütte. Die Abneigung gegen den überbordenden Tourismus wird zunehmend zum Problem in der Region.

Historische Fundstätte beschmiert

Entdeckt wurde die Schmiererei von Moreno Pesce, einem venezianischen Bergsteiger und Paralympics-Athleten, während eines Trainingsmarschs. „Ein unschöner Start in den Tag für die Drei Zinnen“, kommentierte Pesce sichtlich betroffen in einem auf sozialen Medien geteilten Video. Der betroffene Felsen liegt an einem stark frequentierten Wanderweg zwischen dem Rifugio Auronzo und dem Rifugio Lavaredo. Besonders brisant: An genau dieser Stelle waren vor einigen Jahren zwei gut erhaltene Dinosaurier-Abdrücke entdeckt worden, die seither Geologen und Touristen gleichermaßen begeistern.

Amare la montagna e condividere una passione non è questo…Buona vita ma soprattutto buona e sana montagna…diversa da questa

Posted by Moreno Pesce on Monday, September 30, 2024

Die Empörung über den Vandalismus ist groß. Die Drei Zinnen, die als Symbol der Dolomiten gelten und jährlich Tausende von Besuchern anziehen, sind ein empfindliches Naturschutzgebiet und ein Zeugnis geologischer und paläontologischer Geschichte. Das illegale Graffiti sorgt für Besorgnis, dass der Schutz dieser wertvollen Stätte vernachlässigt wird.

27.000 Unterschriften gegen Overtourism und Verkehrskollaps

Der Vandalismus ist nur das jüngste Zeichen eines wachsenden Problems: Die Drei Zinnen kämpfen seit Jahren mit den negativen Auswirkungen des Overtourism. Insbesondere der Autoverkehr zum beliebten Rifugio Auronzo auf 2.333 Metern Höhe hat in den letzten Jahren bedenkliche Ausmaße angenommen. Jedes Jahr rollen rund 65.000 Fahrzeuge auf den Parkplatz der Hütte, der Platz für etwa 700 Fahrzeuge bietet. Trotz exorbitanter Parkgebühren (30 Euro pro Auto, 20 Euro für Motorräder, 45 Euro für Wohnmobile) kommt es in der Hochsaison regelmäßig zu Verkehrsstaus und einer Überfüllung der Wanderwege.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde eine Petition auf change.org ins Leben gerufen, die im August bereits über 27.000 Unterschriften erreicht hat. Die Initiative „Schützt die Drei Zinnen“ fordert, den privaten Autoverkehr zur Hütte zu verbieten und eine umweltfreundliche Buslinie einzurichten, die die Besucher zu den Drei Zinnen bringt. Die Organisatoren der Petition – die Initiative For Alps – machen deutlich: „Das Verkehrsaufkommen hat ein kritisches Niveau erreicht. Neben Luft- und Lärmbelastung trägt der Verkehr erheblich zur Erosion des Bodens bei und stört die empfindliche Fauna der Region.“

Ein Appell für nachhaltigen Tourismus

Die Drei Zinnen sind nicht nur ein Naturwunder, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts in den Dolomiten. Die Forderung nach einer grünen Verkehrsstrategie sei nicht nur ein Schritt zum Schutz der Umwelt, sondern auch eine Chance, das Gebiet zu einem Vorzeigemodell für nachhaltigen Tourismus zu machen, heißt es in der Petition weiter. „Die Einführung von Elektro- oder Wasserstoffbussen könnte der Region neue Impulse geben und gleichzeitig die Biodiversität und das Naturerlebnis bewahren“, betonen die Aktivisten.

Für viele Besucher sind die Drei Zinnen ein Traumziel, doch ohne rasches Handeln könnte dieser Traum bald in Gefahr geraten. Während der Vandalismus an den Dinosaurier-Spuren ein sichtbares Zeichen von Respektlosigkeit gegenüber der Natur ist, symbolisiert der Verkehrskollaps ein tieferliegendes Problem, das die Region langfristig schädigen könnte. Nur durch nachhaltige Maßnahmen kann das fragile Gleichgewicht der Dolomiten bewahrt werden.

Bezirk: Pustertal

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