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Bozen – Wie sehen und bewerten Uni-Studenten ein Praktikum? Das AFI und die Freie Universität Bozen (unibz) bekommen in ihrer fünften Befragung seit 2013 bestätigt, dass die Qualität der angebotenen Praktika stimmt und der Wert des Uni-Praktikums als Sprungbrett in die Arbeitswelt hoch ist.
Studierende der Freien Universität Bozen werden seit Jahren systematisch über ihre Erfahrungen bei Betriebspraktika befragt. Die Kernfrage dieser vom AFI | Arbeitsförderungsinstitut seit 2013 jährlich durchgeführten Erhebung lautet natürlich, ob sich die Praktikanten als nutzlos oder als hilfreich für den hospitierenden Betrieb empfinden. In der aktuellen Erhebung über die Praktika im Jahr 2016 antworten 85 Prozent der Befragten, im Praktikum Tätigkeiten ausgeübt zu haben, die für sie selbst und für den Betrieb nützlich waren. Allerdings habe der Anteil jener, die sich als Faktotum gefühlt haben, erstmals die zehn-Prozent-Marke übersprungen, stellt das AFI-Forscherduo Matilde Cappelletti und Werner Pramstrahler fest. Mit knapp drei Prozent sei der Anteil jener, die sich „Belastung“ gefühlt haben, aber nach wie vor verschwindend gering.
Praktika-Angebote bekommen gute Noten
Die Befragung des AFI bestätigt, dass man sich in den hospitierenden Betrieben und Organisationen um die Praktikanten bemüht. Rund 60 Prozent der Befragten würden ihre Praktikumsstelle uneingeschränkt weiterempfehlen, weitere 34 Prozent immerhin noch im Großen und Ganzen. Wichtig bei Betriebspraktika sei immer, ob sich jemand im Unternehmen um die Hospitanten kümmere, weiß das Arbeitsförderungsinstitut aus Erfahrung. Die entsprechende Frage beantworten die Studierenden mit einem hohen Zufriedenheitswert für ihren Betriebstutor (6,2 auf einer Skala von eins bis sieben Punkten). „Damit erweist sich ein gut geführtes Praktikum als Mehrwert für ein Unternehmen, das dafür eine gute Mundwerbung im akademischen Umfeld bekommt, was für das Rekrutieren von qualifizierten Fachkräften immer zentraler wird“, unterstreicht AFI-Mitarbeiterin Matilde Cappelletti.
Übung vor Geld
Bei der Auswahl der Praktikumsstelle ist den Studenten wichtig die Art der Tätigkeit (für fast 66 Prozent), welcher Betrieb es ist (für über 60 Prozent), der günstige Zeitpunkt im Studienverlauf (33 Prozent) und die Wohnortnähe (18 Prozent). Die Vergütung kommt nur auf elf Prozent der Nennungen. Dennoch erhalten zwei von drei Praktikanten (68 Prozent) eine Vergütung, sei sie finanzieller Natur oder als Unterstützungsleistung. Praktika sind aber nicht die einzige Arbeitserfahrung oder Verdienstmöglichkeit der Befragten. Über die Hälfte der Studierenden jobben nebenher.
„Hier zeigt es sich, dass die Studierenden den Mehrwert einer Arbeitserfahrung für ihren weiteren Lebensweg klar erfasst haben“, betont Rektor Prof. Paolo Lugli. „Beim Einstieg in die Arbeitswelt wirken sich diese Praktika eindeutig positiv aus, wie auch die jüngste Alma-Laurea-Erhebung zur Beschäftigung unserer Studierenden aufzeigte: ein Jahr nach Studienabschluss steht 67,4 Prozent unserer Absolventen im Arbeitsleben, gegenüber einem gesamtstaatlichen Durchschnitt von 52,5 Prozent.“
Sprungbrett in den Arbeitsmarkt
Für fast jeden fünften Studenten ist das Praktikum ein ziemlich direktes Sprungbrett in den Arbeitsmarkt. 19 Prozent erhalten eine dauerhafte oder projektbezogene Beschäftigung im hospitierenden Betrieb, bei den Informatikern sind es gar 50 Prozent. „Von Bedeutung für die unibz ist, dass relativ viele Masterstudierende angeben, über das Praktikum eine dauerhafte Beschäftigung (17 Prozent) oder eine projektbezogene Kooperation (neun Prozent) bekommen zu haben“, so Iris Tappeiner vom Praktika- und Jobservice der Freien Universität Bozen. Vor allem Betriebe aus Italien (23 Prozent) und Südtirol (21 Prozent) gehen eine weitere Zusammenarbeit mit den Uni-Praktikanten ein. Zurückhaltend sind die hospitierenden Unternehmen in Deutschland, Österreich, Schweiz (knapp 13 Prozent).
Wo zieht es die Uni-Praktikanten hin?
Fast 60 Prozent der Studierenden absolvieren ihr Praktikum in Südtirol, 19 Prozent in italienischen Regionen, 13 Prozent in den deutschsprachigen Nachbarländern, in anderen Staaten acht Prozent. „Es sind insbesondere Studierende aus anderen italienischen Regionen, die es in die deutschsprachigen Nachbarländer zieht“, weiß Matilde Cappelletti. Genau drei Viertel der Bildungswissenschaftler bleiben in Südtirol, bei den Studierenden der Naturwissenschaften und Technik sind es 65 Prozent, bei den Informatikern 62 Prozent, bei den Wirtschaftsstudenten 52 Prozent. Nach dem Studium möchten sich insgesamt 31 Prozent auch im Ausland bewerben, 59 Prozent auch im Inland. Vor allem Studierende aus anderen italienischen Regionen zieht es über die Grenze: 38 Prozent geben an, sich auch im Ausland bewerben zu wollen, bei den Südtirolern sind es lediglich 17 Prozent. Und nur knappe zehn Prozent der sich vorrangig auf italienischem Staatsgebiet bewerben wollenden Südtiroler Studierenden möchte weiter südwärts einen Job suchen. Für jeden zweiten in Italien verbleiben wollenden Studierenden mit Matura eines anderen europäischen Landes ist es vorstellbar, sich nach dem Studium auch in Südtirol um ein Beschäftigungsverhältnis zu bewerben.
90 Prozent der insgesamt 409 Praktikanten des Jahres 2016 haben an der Erhebung des AFI | Arbeitsförderungsinstitut und des Praktika- und Jobservice der Freien Universität Bozen (unibz) teilgenommen.