Von: bba
Bozen – “Unsere Gewässer stehen unter Druck. Von allen Seiten. Sie sollen Wasser liefern für die Bewässerung und die Stromproduktion. Gleichzeitig sollen sie attraktive Naherholungsräume sein, aber dennoch naturbelassen,
wild und authentisch. Ein vielfältiger Lebensraum für Fauna und Flora, aber bitte sicher vor Hochwasser und
Überschwemmungen, obwohl wir ihnen dafür bereits in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten den
nötigen Platz genommen haben. Es braucht ein neues Verständnis und eine echte Balance aller Nutzungen,
wenn wir unsere lebendigen Gewässer erhalten wollen”, meint Fish First.
“Der Wert eines Gewässers ist weit mehr als die Summe seiner Nutzungen Wasser ist das Lebenselixier schlechthin. Es ist die Grundlage allen Lebens und damit von fundamentaler Bedeutung. Unser Umgang mit unseren Gewässern spiegelt diesen absoluten Wert leider nur selten wider. Eine legitime Nutzung des Wassers darf aber nicht nur die eigenen Interessen maximieren, sondern muss auch darauf bedacht sein, den eigenen Schaden so gering wie irgend möglich zu halten. Das Spektrum der negativen Auswirkungen unserer (Über-)Nutzung reicht dabei von Schwall-Sunk und Stauraumspülungen im hydroelektrischen Bereich, übermäßige Ausleitungen (Stichwort: Frostberegnung) im landwirtschaftlichen Bereich bis hin zur Vermüllung unserer Gewässer”, so Fish First weiter.
Sicherheit ist wichtig – ein Lebensraum auch
“Ein aktuelles Beispiel für diesen Zielkonflikt ist die geplante Aufschüttung am Reschenstausee zur Verlegung und
Sicherung der Vinschger Staatsstraße im Bereich des Reschensees. Die Straße soll dabei vom Hangfuß bzw. den
bestehenden Steinschlaggalerien hin zum See verlegt werden. Dazu wird der See auf einer Länge von über einem
Kilometer bis zu 100 Meter breit aufgeschüttet. Aktuell präsentiert sich der Reschensee als künstlich gestautes Gewässer ist. Man darf aber nicht vergessen, dass der derzeitige Stausee an der Stelle zweier natürlicher Seen entstand, und somit einen natürlichen ursprünglichen Fischbestand beherbergt. Mehr noch, der Fischbestand des Reschensees ist der älteste historisch erwähnte und beschriebene Fischbestand Südtirols mit Aufzeichnungen, die ins Jahr 1504 zurück reichen. Der See beheimatet neben der geschützten Mühlkoppe auch eine nicht näher untersuchte Lokalform der Renke, welche in Südtirol einzigartig ist und nur im Reschen Stausee vorkommt. Zudem kommen im Reschensee noch Blaufelche, Elritze, Flussbarsch und Seeforellen vor. Durch das geplante Vorhaben muss der See über längere Perioden abgestaut und auf einem minimalen Pegel gehalten werden. Die Folgen werden für die Fischfauna katastrophal sein. Ohne geeignete Maßnahmen im Vorfeld(!) verenden sie entweder an den Gittern beziehungsweise in den Turbinen des Kraftwerks oder stranden in den Mulden der großen trockenfallenden Bereiche und ersticken dort im trocknenden Schlamm. Keine Option kann es sein, die dezimierten Wildfischbestände mit Kompensationsbesätzen anderer Fischarten aus Fischzuchten ausgleichen zu wollen. Unabdingbar bei diesem Projekt sind geeignete Schutzmaßnahmen, die bereits in der Projektphase von behördlicher Seite vorgeschrieben und von fachlich kompetenten Akteuren geplant und umgesetzt werden, bevor der Schaden entsteht. Während andernorts Straßen eher in Galerien und Tunnels verschwinden, exponiert man am Reschensee die Hauptverkehrsachse weitum sicht- und hörbar. Ob dies dem angestrebten touristischen Image und der Ausrichtung des Vinschger Oberlandes zuträglich sein wird, darf zumindest bezweifelt werden. Die Summe der verschiedenen Nutzungen zu optimieren und damit den Schaden zu minimieren, ist auch bei diesem Projekt möglich. Es wird sich zeigen, ob uns Südtirolern unsere Gewässer nur am 22. März etwas wert sind, oder auch, wenn es darauf ankommt”, meint Fish First abschließend.