Von: mk
Bozen – Ein klares Nein zu Greenwashing – beim gestrigen Impulsabend für Südtiroler Unternehmen zeigten die Gastgeber Südtiroler Raiffeisenkassen auf, wie Banken ihre Unternehmen künftig bewerten. „Nachhaltigkeit wird bei der Vergabe von Krediten eine immer größere Rolle spielen, weswegen zukunftsorientierte Geschäftsideen zentral sind“, eröffnete der Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol, Herbert Von Leon, die Veranstaltung auf Schloss Maretsch.
Drei Experten und drei Unternehmer boten einen überaus differenzierten Blick auf das Thema Nachhaltigkeit beim gestrigen Abend, zu dem die Südtiroler Raiffeisenkassen Firmenkunden aus dem ganzen Land geladen hatten. „Wir Banken setzen derzeit alles daran, unsere Kunden im Transformationsprozess kompetent zu begleiten“, unterstrich Ulrike Nicolussi-Leck, die in der Raiffeisen Landesbank das Thema Nachhaltigkeit verantwortet. Wieso ein Unternehmen sich mit dem Thema auseinandersetzen soll? „Wir sprechen von langfristigem Wettbewerbsvorteil, Reputationssteigerung und damit einer Stärkung der Arbeitgebermarke, Kostenreduktion durch schlanke Prozesse und eine Erhöhung der Resilienz im Unternehmen.“
Einen dramatischen Einblick in unsere Welt im Wandel bot Thomas Egger vom Klima-Club Südtirol, der Auszüge aus der Show „Heiß, Heißer, Klima Show“ bot, die schon im vergangenen Jahr Südtirol begeisterte. Egger legte den Finger gleich in mehrere Wunden: „Wenn wir in Südtirol die Klimaziele von Paris innerhalb 2040 – also Klimaneutralität – erreichen wollen, dann müssen wir das Thema von vielen Seiten angehen. Allein 80.000 Heizungen in Südtirol arbeiten mit fossiler Energie. Das bedeutet, um im Zeitplan zu bleiben müssen wir 5.000 pro Jahr umstellen.“ Er zeigte auf, wie die Sanierungsrate hochgehalten werden muss, warb für Wasser- und Windkraft sowie Agri-Photovoltaik und gab einen vielseitigen Einblick in die Herkulesaufgabe, die uns bis 2040 bevorsteht.
Unternehmensberater Thomas Pohl von fischer consulting group stellte seinen Vortrag unter das Motto „Nachhaltigkeit glaubwürdig kommunizieren“. Er zeigte den mehr als 100 Unternehmerinnen und Unternehmern vor Ort auf, dass der Weg in der Kommunikation die Macht des Storytellings nutzen solle. „Wir müssen Nachhaltigkeit greifbar machen und eine emotionale Bindung schaffen, stets unter Wahrung der Transparenz und in einem ehrlich geführten Dialog.“
Die Stafette des Dialogs übernahmen an diesem Abend auf Schloss Maretsch dann gleich drei verschiedene Unternehmerpersönlichkeiten, die in ihren ganz verschiedenen Branchen nachhaltige Ansätze gewählt haben.
So zeigte Roland Ploner von der Firma Ploner Expert auf, wie komplex Recycling in der Baubranche ist und welche Herausforderungen mit den heutigen Energiehäusern zukünftig auf uns zukommen: „Eine sortenreine Trennung ist das Schwierigste im Recycling, aber nur diese ermöglicht nachhaltiges Wirtschaften.“
Unternehmerin Maria Schwienbacher von der Tischlerei Schwienbacher stellte ihren neuen Geschäftszweig „Die Aufmöbler“ vor, welche eine Einrichtungsmodernisierung zulässt unter Einsparung des Abfalls von über 40 Prozent: Es werden beispielsweise nur die Küchenfronten erneuert, das Innenleben aber beibehalten. „Wir geben der Einrichtung ein zweites Leben und verlängern dadurch den Lebenszyklus von Möbeln. Müllreduzierung und Kostenersparnis führen dadurch zu Nachhaltigkeit.“
Einen für ein Hotel sehr konsequenten Weg geht „Das Gerstl“ im Vinschgau. Lukas Gerstl stellte sein r30-Prinzip vor: „Wir geben eine ‚Dr hoam Garantie‘, da alle unsere Produkte in der Küche aus einem Umkreis von 30 km stammen.“ Eine Mammutaufgabe, bei der im Herbst die Bäuerinnen ins Hotel kommen und z.B. 25.000 kg Obst zu Säften, Marmeladen einkochen. Der Hotelier stellte auch den Gerstl Generationen Kodex vor, in dem das Unternehmen starke soziale Verantwortung übernimmt. „Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt, der Gast ebenso wie der Mitarbeiter.“
Der gestrige Abend auf Schloss Maretsch, zu dem die 39 Raiffeisenkassen und die Raiffeisen Landesbank Firmenkunden geladen hatten, schloss mit einem Umtrunk, der Gelegenheit bot, sich zu den vielen Inputs auszutauschen.