Von: ka
Brixen – Unternehmerempfang 2024: Rede des Präsidenten Heiner Oberrauch. Es gilt das gesprochene Wort.
Liebe Unternehmerkolleginnen und -kollegen, sehr geehrte Ehrengäste, wie schön, dass unser Unternehmerempfang wieder in eines unserer vielen, innovativen Unternehmen zurückkehren kann! Lieber Christian, lieber Daniel, lieber Hans – danke, dass wir heute hier bei duka, in dieser modernen Halle sein dürfen.
„Wir lieben, was wir machen“. Mit diesem Leitspruch stellt duka seine Produkte vor. Und ein zweiter Leitspruch beschreibt die Unternehmenskultur dieses Betriebes: „Wir denken an morgen“.
Wir lieben, was wir machen, und wir denken an morgen!
Liebe DUKA´s, damit drückt ihr in wenigen Worten das aus, was Unternehmertum bedeutet! Das ist doch genau das, was uns jeden Tag bewegt. Das Denken an Morgen ist für uns als Unternehmen nicht nur eine ökonomische Aufgabe. Dieses Denken an Morgen fordert uns als Unternehmer:innen auch in der Verantwortung für unsere Familien, für unsere Mitarbeiter:innen, für ein Sozialsystem, für unsere Betriebe. Darüber möchte ich heute sprechen und wie wir diese Themen einschätzen.
Es geht um die Menschen und ihre Lebensumstände
Unternehmen haben eine wichtige Aufgabe der Inklusion, für ein Klima des gegenseitigen Respekts und das Abbauen von Berührungsängsten, mit flexiblen Arbeitszeiten für Sprachunterricht, mit Aus- und Weiterbildungsangeboten, mit Welfareleistungen und innovativen Arbeitszeitmodellen, welche die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf erleichtern, und vieles mehr. In unseren Spitälern, Krankenhäusern, im öffentlichen Dienst und in unseren Betrieben arbeiten Menschen aus mehr als 140 verschiedenen Nationen und sprechen über 50 verschiedene Sprachen. In Südtirol brauchen wir Gleichzeitigkeit von gesteuerter und gestalteter Einwanderung. Hier habe ich den Eindruck, wir sind uns in manchen gesellschaftlichen Ebenen dessen nicht bewusst und haben keine schlüssigen Antworten. Aber, gelingt es uns nicht, werden zentrale Dienste wie Pflege-, Alters- und Gesundheitsvorsorge nicht mehr garantiert sein. Produktion und Steueraufkommen werden verlagert – mit all den zusammenhängenden Konsequenzen.
Aber es geht nicht nur um Migration, als Unternehmer:innen bieten wir Hilfe an, wo für einzelne Schicksale unser durchaus gutes Sozialsystem nicht greift. Im Bereich der Integration leisten Lehrpersonen Großartiges: Ihnen ist mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Gerade den jungen Lehrer:innen der Grundstufe.
Vor zwei Tagen feierten wir das Fest der Heiligen Drei Könige. Damals leuchtete der Stern von Bethlehem und zeigte den Königen und Hirten den Weg. Und heute, heute leuchten die Raketen über Bethlehem und bringen Tod. Friede fängt auch bei uns an und im Kleinen, Verbindendes und nicht Trennendes ist in den Vordergrund zu stellen. Wir alle haben eine wichtige Aufgabe: Nicht Gesellschaft spalten, sondern im Dialog bleiben, Respekt vor anderen Meinungen und Kulturen leben. Alle Verantwortungsträger haben ihren Beitrag zu leisten, auch die Presse. Ich erlebe eine zunehmend verrohte und gewalttätige Sprache. In allen Medien war zu vernehmen „die Politiker wurden abgewatscht,“ – abgewatscht wird heute niemand mehr. Ich erlebe, dass mit den modernen Werkzeugen der schnellen Kommunikation aus einer Lüge eine Wahrheit gemacht werden kann, wo am Ende niemand mehr weiß, was genau Sache ist. Das schafft Unsicherheit für eine Gesellschaft, deren Werte sich zunehmend „verflüssigen“. Hier wächst eine neue Verantwortung heran, die sich gegen diese Entwicklungen wehren muss.
Gerade wir als Unternehmen tragen Verantwortung, Integration positiv zu gestalten, und genauso ein Umfeld zu schaffen, wo es Ansporn gibt und Leistung belohnt wird, aber wo gleichzeitig Menschen gefördert und unterstützt werden, die sich schwertun.
Es geht um eine neue Weltordnung der Prioritäten
Wir stehen jetzt mitten in einer Zeitenwende, die große Herausforderungen der 3 „D“s: Dekarbonisierung, Digitalisierung und demographischer Wandel. Diese 3 „D“s schaffen wir nur, wenn wir gemeinsam anpacken, zusammenhalten, mutig und zügig Dinge umsetzen. Besonders der demographische Wandel wird sich in den kommenden Jahren gravierend auswirken: Diese Wende hat gerade erst begonnen und die Folgen für Gesellschaft, Sozialsysteme, Arbeitsmarkt werden wir in den nächsten Jahren noch viel stärker zu spüren bekommen.
Die große Herausforderung der drei „D“ schaffen wir nur, wenn wir weiterhin auf diese unsere Stärken setzen. Und, wenn sich zu diesen drei „D“ nicht ein viertes „D“ gesellt: die De-Industrialisierung. Ohne Industrie, ohne die Innovationskraft dieser Unternehmen, ohne ihre hochqualitativen Arbeitsplätze, ohne ihre internationale Strahlkraft und ohne ihr Steueraufkommen, werden wir den Umbau dieser drei „D“s nicht schaffen.
Aber ich bin zuversichtlich, dass es nicht so weit kommen wird und dass – ganz im Gegenteil – unsere Unternehmen ein wesentlicher Teil der Lösung für jene Herausforderungen sein werden, die auf uns zukommen.
Es geht um die Wahrnehmung der Innovationskraft
Täglich haben wir uns unseren Aufgaben zu stellen, – aber wie werden wir wahrgenommen?
Nicht einmal uns ist oft bewusst, was die Südtiroler Industrie mit ihren vielen innovativen Unternehmen für unser Land leistet. Es ist Auftrag unseres Verbandes, Zusammenhänge zwischen Innovation und Industrie besser zu vermitteln, den gesellschaftlichen Beitrag, den unsere Unternehmen leisten, sichtbar und greifbar zu machen. Das neue Erscheinungsbild, mit dem wir heute auftreten, soll ein erster Schritt in diese Richtung sein.
Ich nenne einige aktuelle Zahlen aus unserem Sozialbericht: Die 500 Mitgliedsunternehmen des Unternehmerverbandes beschäftigen in Südtirol über 42.000 Menschen. Um sich das einmal bildlich vorzustellen: unsere Mitgliedsunternehmen beschäftigen mehr Menschen, als die Städte Brixen und Bruneck gemeinsam an Einwohnern zählen!
Aber es ist nicht so sehr die Anzahl der Arbeitsplätze, die ich hervorheben möchte. Es ist die Qualität: Weg vom Mehr, hin zum Besser. Die Arbeitsplätze der Unternehmen der Industrie und der industrienahen Dienstleistungen sind die bestbezahlten in unserem Land. Und es sind die sichersten: 89 Prozent der Arbeitsverträge in diesem Sektor sind auf unbefristete Zeit abgeschlossen, weit mehr als im öffentlichen Dienst. Industrieverträge werden laufend erneuert – Holz, Bau, Plastik sind einige der Kollektivverträge, die heuer aktualisiert wurden, durchaus mit entsprechenden Lohnanpassungen, Zusatzleistungen, Welfare- Prämien, innovativen Ausbildungsmöglichkeiten. Und es laufen bereits die Verhandlungen für die Erneuerung der Verträge in für Südtirol bedeutenden Bereichen wie Metall oder Lebensmittel. Wir lieben, was wir machen und wir denken an morgen: Wir wissen um den Wert unserer Menschen in den Unternehmen und daher liegt uns das Wohlergehen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Herzen! Auch wenn dies medial zu oft in ein falsches Licht gerückt wird, weil man alten Klassenkampf-Ideen zu gerne nachhängt.
Wo braucht es dringend Verbesserung? Bei Personalkosten von 4.000 Euro verbleiben dem Mitarbeiter knapp 2.000 Euro Nettolohn, weil der Rest an Steuern und Abgaben in öffentliche Töpfe fließt. Das ist kein Verhältnis, das motiviert, mit welchem man sich abfinden darf! Ein Wunsch an die Politik: unterstützt uns dabei, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Netto vom Brutto zu garantieren. Lohnnebenkosten und Steuern auf Arbeit zu reduzieren ist die beste Unterstützung für Familien und Unternehmen!
Unsere Mitgliedsunternehmen schaffen zwei Drittel des Südtiroler Exports und 75 Prozent der Investitionen in Forschung und Entwicklung. Sie sind unsere besten Botschafter im Ausland und Innovationstreiber in Südtirol. Mobilität, alpine Technologien, Lebensmittel, Bau, Holz, High-Tech-Unternehmen: die Dichte an „hidden champions“, an Unternehmen, die in ihren Märkten international führend sind, aber vor Ort kaum bekannt, ist in Südtirol so hoch wie in kaum einer anderen mit uns vergleichbaren Region.
Und noch eine letzte Zahl, die uns allen bewusst machen sollte, wie wichtig unsere Industrie für Südtirol ist: im vergangenen Jahr haben unsere Unternehmen mit Unternehmenssteuern und Steuern auf die Löhne ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Steueraufkommen von mehr als 1,1 Milliarden Euro generiert. Mit dieser Summe deckt man die gesamten Mittel, die im Landeshaushalt 2023 für Schule und Bildung zur Verfügung gestellt wurden.
Es geht um das Denken an morgen
Dazu gehört auch ein verantwortungsbewusstes, enkeltaugliches Wirtschaften. Vergessen wir nicht: unsere innovativen Unternehmen sind meistens Familienunternehmen: sie denken in Generationen. Ich habe es schon bei meiner Antrittsrede klar formuliert, als Südtirol noch keinen Klimaplan hatte: der Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel gehört zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung, ebenso wie der Beitrag für soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit.
Unsere Aufgabe ist es „zu dienen und zu verdienen“ – dienen bedeutet, gesellschaftliche Beiträge zu leisten, verdienen bedeutet, in eine achtsame Zukunft zu investieren und öffentliche Dienste zu finanzieren. Der Landeshaushalt muss mutig umgebaut werden.
Wir unterstützen das Anliegen, für Südtirol ambitionierte Klimaziele festzulegen: der Klimaplan hat in dieser Hinsicht höchste Priorität. Die Unternehmen der Industrie und der industrienahen Dienstleistungen werden für die CO2-Reduzierung eine entscheidende Rolle spielen: Wirtschaftliches Handeln wird sich ändern müssen, aber auch die Innovationskraft wird ausschlaggebend sein, um die Klimaziele zu erreichen. Ebenso ausschlaggebend wird ehrliche Kommunikation sein, sowie ein Budgetplan, der Kosten und Investitionen klar definiert. Wenn dies nicht geschieht und wir die Bürger:innen nicht mitnehmen können, wird der Klimaplan scheitern.
Gleichzeitig müssen wir – in Südtirol, genauso wie in Italien und in Europa – auch die anderen beiden Säulen der Nachhaltigkeit – die soziale und die ökonomische – stärken und auch immer mitberücksichtigen. Ich will es klar ansprechen: wir können nur das verteilen, was wir vorher erwirtschaften. Wenn wir jenen innovativen Unternehmen, die die höchste Wertschöpfung in unserem Land garantieren, keine Entwicklungsmöglichkeit und keine Perspektiven bieten, für junge Talente nicht attraktiv sind, werden wir zukünftig wenig zum Verteilen haben.
Es geht um den Standort Südtirol
Wir lieben, was wir machen. Und wir lieben unser Land. Trotz der hohen Kosten, die nicht nur unsere Familien treffen: Baugrund, Energie, Personal, Logistik. Auch für Unternehmen ist in Südtirol vieles teurer als in benachbarten Regionen. Trotzdem investieren unsere Familienunternehmen immer noch in den Standort Südtirol. Das Unternehmen, in dem wir uns heute befinden, ist ein konkretes Beispiel dafür.
Mein Appell an die Politik, an die neue Landesregierung, genauso wie an die vielen anwesenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ist daher vor allem einer: Wir lieben, was wir machen – lasst uns also arbeiten, wir brauchen schnelle Entscheidungswege und schlanke Abläufe! Wir brauchen es uns nicht schönreden. Es geht um unsere Zukunft – nicht nur in Südtirol, sondern in ganz Europa. Wenn wir es nicht schaffen, mit den USA, Indien und China mitzuhalten, dann steht unser europäischer Sozialstaat – ein Vorzeigemodell, das weltweit die höchsten Welfare-Leistungen garantiert – auf dem Spiel. Wir müssen schnell reagieren, wollen wir konkurrenzfähig bleiben. Weg mit unnötiger Bürokratie, lasst uns arbeiten. So sehr wir das lieben, was wir machen, so sehr wir ans Morgen denken: Erfolgreich wirtschaften und investieren können Unternehmen nur, wenn Planungssicherheit gegeben ist und Risikobereitschaft auf stabile Rahmenbedingungen trifft.
Wir lieben, was wir machen. Und wir denken an morgen. Wenn wir genau hinschauen: Diese ureigenste Eigenschaften, die uns als Unternehmer:innen auszeichnen, zeichnen eigentlich unser Land insgesamt aus. Anpacken, zusammenhalten, mutig und zügig Dinge umsetzen: durch diese Eigenschaften hat sich das Südtirol der Nachkriegszeit von einer der ärmsten Regionen Italiens zu einer der wohlhabendsten Regionen Europas gewandelt. Wir dürfen dankbar sein über das Wohlergehen und dass wir in Frieden leben dürfen. Es stimmt nicht, dass früher alles besser war: Früher war nichts besser als heute, außer die Zukunft. Es gab mehr an Aufbruchstimmung, mehr an Hoffnung, mehr an Zuversicht. Heute plagen vermehrt Zukunftsängste unsere Jugend. Diese gilt es als Alarmsignale ernst zu nehmen. Es gehört aber zur sozialen Verantwortung der Unternehmen: Mut machen, Lösungen aufzeigen, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Daran glauben, dass es sich lohnt, Neues zu wagen.
Wir dürfen mit Zuversicht ins neue Jahr gehen. Unsere Aufgabe ist es der Jugend Perspektiven zu geben. So wie es Franklin D. Roosevelt sagte: „Das Einzige, vor dem wir Angst haben müssen, ist die Angst selbst.“
Wir lieben, was wir machen, wir lieben unser Land. Wir dienen und verdienen, wir denken an morgen. Das ist unsere Idee, das ist unser Credo – weit über 2024 hinaus. Ich wünsche allen Entscheiderinnen und Entscheidern Erfolg und Zuversicht!
Viel Kraft und alles im Gute im Neuen Jahr!