Von: APA/Reuters
Der Preisauftrieb in den USA lässt spürbar nach und räumt letzte Zweifel an einer nahenden Zinswende aus. Die Teuerungsrate sank im August auf 2,5 Prozent, nach 2,9 Prozent im Juli, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 2,6 Prozent gerechnet. Von Juli auf August stiegen die Preise wie von Experten erwartet um 0,2 Prozent.
An den Terminmärkten wird damit gerechnet, dass die Notenbank Federal Reserve die Zinsen am 18. September um einen Viertel-Prozentpunkt senken wird.
Die Chance, dass die Fed sie um einen halben Prozentpunkt nach unten setzt, gilt als gering. Die Wahrscheinlichkeit für einen solchen XL-Schritt, über den an den Märkten zwischenzeitlich stärker spekuliert wurde, wird nunmehr nur noch auf 15 Prozent taxiert. Derzeit liegt der geldpolitische Schlüsselsatz noch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell gab den Finanzmärkten im August auf dem Notenbankforum in Jackson Hole das erhoffte Signal für einen Lockerungsschritt: Es sei an der Zeit, die Geldpolitik anzupassen.
Der Euro gab nach den US-Inflationsdaten gegenüber der US-Währung auf 1,1024 Dollar von zuvor 1,1042 Dollar nach. Auch der Euroraum steht wahrscheinlich vor einer Zinssenkung: Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nach der Zinswende vom Juni am Donnerstag einen weiteren Schritt nach unten beschließen wird.
Bei dem von der Fed stark beachteten zugrunde liegenden Inflationstrend zeichnet sich in den USA allerdings noch keine Entspannung ab: Die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Kosten für Energie und Lebensmittel außen vor bleiben, verharrte im August auf dem Vormonatswert von 3,2 Prozent. Experten hatten damit gerechnet. “Der Inflationsschreck ist deutlich verblasst, das Inflationsthema ist aber besonders mit Blick auf die Kernrate nicht erledigt”, meint Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.
Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank verweist darauf, dass die Inflationsrate vor allem aufgrund der im Jahresvergleich niedrigeren Energiepreise gesunken ist. Die Fed könne die Zinsen “ruhigen Gewissens” senken. Das Leitzinsniveau sei gemessen an der aktuellen Inflation, selbst unter Einschluss der Kerninflationsrate, sehr hoch. “Das gegenwärtige Zinsniveau von über fünf Prozent birgt das Risiko, dass wenn es noch längere Zeit auf diesem hohen Niveau verbleibt, deutliche realwirtschaftliche Bremsspuren hinterlässt.” Dies könne insbesondere dann der Fall sein, wenn US-Unternehmen in den kommenden Jahren für ihre Kredite eine deutlich kostspieligere Anschlussfinanzierung eingehen müssten.