Von: luk
Bozen – Am 15. März ist Weltverbrauchertag. EVZ und VZS vertreten in Südtirol Verbraucher auf lokaler und europäischer Ebene.
Die Verbraucherzentrale Südtirol hat auch 2017 praxisnah und unbürokratisch über 40.000 VerbraucherInnen informiert, beraten und weitergebildet sowie sehr erfolgreich zu ihrem Recht und Geld verholfen. Dies ist außergerichtlich erfolgt. Die für die VerbraucherInnen rückerstrittene Summe ist gegenüber 2016 um 16 Prozent auf respektable 1,8 Millionen Euro angewachsen, heißt es in einer Aussendung.
“Leider gibt es aktuell beim Verbraucherschutz in vielen Bereichen immer noch großen Handlungsbedarf. Das zeigt der Jahresbericht für 2017 der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS), der wie gewohnt am Weltverbrauchertag vorgestellt wird. Akut gibt es beträchtlichen Handlungsbedarf zum Beispiel bei den großen Schwierigkeiten der Geldanleger, wieder zu ihrem Geld zu kommen, welches ihnen aufgrund der Unregelmäßigkeiten beim Verkauf von Bankprodukten zusteht”, so die VZS.
Über 40.000 Konsumentenkontakte
Bei den knapp 11.000 Beratungsfällen (minus drei Prozent gegenüber 2016) gibt es einen kleineren und bei den Informationsnachfragen (10.292) mit minus elf Prozent einen etwas größeren Rückgang zu verzeichnen. Dies hat auch damit zu tun, dass die digitale Welt voranschreitet und die Online-Angebote der VZS verstärkt genutzt werden.
Reklamationen zu Telekommunikationsverträgen bildeten unverändert den Schwerpunkt der Beratungs- und Informationstätigkeiten. Aus dem breiten Spektrum des Konsums standen 2017 auch noch drei Themen im Fokus der Verbraucherarbeit: häufig waren Infos zum Thema Handel und Konsum notwendig, heikle Fragen im Bereich der Finanzdienstleistungen – sprich Banken – wurden aufgeworfen und knapp 1.000 Fälle im Strom- und Gasmarkt zeugen nach wie vor von unzumutbaren Zuständen. Die KonsumentInnenkontakte lagen bei über 40.000, so die VZS.
Kein faires gesetzliches Kräfteverhältnis
Es gebe noch viel Verbesserungsbedarf bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen: “Viel zu oft lohnt es sich für große Unternehmen, langatmige Gerichtsverfahren zu führen. Selbst im Erfolgsfall erfahren viele Betroffene oft nichts davon oder haben keine für die Durchsetzung relevanten Unterlagen mehr. Bei kleinen Beträgen kostet die Rückforderung oft mehr als sie bringt. Für die Verbraucherschutzeinrichtungen birgt die Durchsetzung der Verbraucherrechte ein hohes finanzielles Risiko. Großen Unternehmen dagegen schadet oft auch ein verlorener Prozess nicht wirklich, da die unberechtigt erhaltenen Beträge nur zu einem geringen Teil zurückgefordert werden. Und das sehr schlecht funktionierende Gerichtswesen mit seinen unhaltbaren Zeiten und Kosten ist auch noch eine zusätzliche Abschreckung.” Daher setzt die Verbraucherzentrale auch verstärkt auf Schlichtungsverfahren. Im abgelaufenen Jahr wurden 620 Verfahren betreut, eine Zunahme von 19 Prozent.
Forderungen an die künftige Landesregierung
Die Verbraucherzentrale wünscht sich von der nächsten Landesregierung, dass diese die Sorgen der Verbraucher mehr in den Fokus ihrer Arbeit rückt. “Verbraucherfreundliche Lösungen braucht es für eine erfolgreiche Heimholung des Stroms und für mehr Qualität bei öffentlichen Dienstleistungen wie dem Personennahverkehr und dem Gesundheitswesen. Damit der Verbraucheralltag leichter wird, braucht es Erleichterungen Verbrauchern zu dem Geld zu verhelfen, das ihnen zusteht.” Im Hinblick auf die bevorstehenden Landtagswahlen lädt die VZS daher die politischen Vertreter ein, sich über die Probleme zu informieren. Dazu meinen der VZS-Vorsitzende, Agostino Accarrino, und der VZS-Geschäftsführer, Walther Andreaus: „Nur wer über die Probleme, die Südtirols VerbraucherInnen und Verbraucher bewegen, genau Bescheid weiß, kann erfolgversprechende Strategien für eine angemessene Verbraucherpolitik entwickeln.“
Verbraucherschutz als Zukunftsaufgabe
Mit dem Jahresbericht legt die VZS Rechenschaft ab über ihre Arbeit des letzten Jahres. “Unsere Erfolge zeigen, dass es sich lohnt, hartnäckig für die Interessen der VerbraucherInnen zu kämpfen. Viele Themen und offene Forderungen, die auch weiterhin auf der Agenda stehen werden, machen aber auch deutlich: Es gibt noch viel zu tun für starke Verbraucherrechte, faire Märkte sowie unbedenkliche Produkte und Dienstleistungen.” Die VZS meint: wer mehr Verantwortung von den Bürgern einfordert, müsse dafür auch die notwendigen ordnungspolitischen Leitplanken setzen, etwa die Verankerung der digitalen Verbraucherrechte sowie effektive Kontrollen und Sanktionen auf dem immer unübersichtlicheren Markt. “Die Zunahme der Komplexität des Konsumalltags und der Eigenverantwortung der Verbraucher machen es erforderlich, dass die Interessen der VerbraucherInnen auf allen Ebenen berücksichtigt werden. Dabei ist ein Thema auch die dauerhafte Sicherung der finanziellen und personellen Ressourcen einer unabhängigen Verbraucherarbeit.”
Der Jahresbericht ist online unter https://www.consumer.bz.it/de/jahresberichte-der-verbraucherzentrale verfügbar.
Auch EVZ blickt in die Zukunft
Am 15. März wird der Weltverbrauchertag begangen. Die Bedingungen und der Schutz der italienischen Verbraucher haben sich, vor allem Dank der zahlreichen Interventionen durch die Europäischn Union, verbessert. Anlässlich des Weltverbrauchertages, der am morgigen, 15. März gefeiert wird, erklärt das Europäische Verbraucherzentrum, mit welchen neuen Rechten die Verbraucher in den nächsten Monaten rechnen können.
Auch wenn bei Verbraucherangelegenheiten meist keine erheblichen Summen im Spiel sind, mit Ausnahme vielleicht des Finanzsektors, so ist der Verbraucherschutz in jedem Fall ein Thema, welches die Bürger wirklich betrifft, angesichts der Tatsache, dass in der Europäischen Union etwas mehr als eine halbe Milliarde potentielle Verbraucher leben. Der letzte von der europäischen Kommission im Juli 2017 veröffentlichte Consumer Conditions Scoreboard zeigt, dass seit 2014 das Vertrauen der italienischen Verbraucher in die öffentlichen Behörden, welche für den Schutz des Marktes zuständig sind, und in die Verbraucherorganisationen gestiegen ist. Es war und ist tatsächlich bis heute die Europäische Union, die sich ständig darum kümmert, die Rechte der Verbraucher zu erweitern und zu verbessern. „Auch 2018 bringt für die Verbraucher Neuerungen mit sich“, erklärt Monika Nardo vom Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ).
In den letzten Jahren hat die EU die Kosten für das sog. Roaming zunächst reduziert und mittlerweile gänzlich eliminiert. „Ab dem 20. März 2018 wird es möglich sein, die eigenen Abonnements für Streaming-Dienstleistungen auch dann zu nutzen, wenn man sich zeitweise in einem anderen EU-Land aufhält“, berichtet Milena Favretto vom EVZ.
Ab dem 1. Juli werden in allen EU-Ländern die Verbraucher, welche eine Pauschalreise erworben haben, besser geschützt sein. Dank der neuen Bestimmungen wird die Regelung zu den Pauschalreisen in den verschiedenen EU-Ländern weniger zersplittert sein; dabei wird den im Tourismussektor, aufgrund des Aufkommens des digitalen Zeitalters, eingetretenen Entwicklungen Rechnung getragen, und es werden u. a. die Informationspflichten der Reisebüros und der Reiseveranstalter ausgeweitet, so das EVZ.
Und weiter: In Europa hatte in den vergangenen zwölf Monaten einer von fünf Verbrauchern ein Problem im Zusammenhang mit dem Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung, wobei es sich in 66 Prozent der Fälle um einen Online-Kauf handelte. Auch was den E-Commerce anbelangt, hat die Europäische Union große Pläne. So hat beispielsweise erst vor Kurzem der Rat der EU eine neue Verordnung verabschiedet, welche das Geoblocking im Binnenmarkt verbietet. Die geografischen Barrieren stellen eine diskriminierende Praxis dar, welche die Kunden daran hindert, online auf Produkte oder Dienstleistungen von Webseiten eines anderen Mitgliedstaates zuzugreifen bzw. diese zu kaufen. Die neue Verordnung wird die Hindernisse zum E-Commerce beseitigen, in dem eine Diskriminierung aufgrund der Nationaliät oder des Wohnsitzes der Kunden verhindert wird. „Auf dem Papier ist diese Verordnung sehr gut“, meint Julia Rufinatscha, die sich im EVZ mit diesen Fällen beschäftigt. „Wir werden sehen, ob sich in der Praxis wirklich etwas ändert“, fährt die Expertin fort.
Nicht immer können die neu vorgesehenen Rechte dann auch tatsächlich geltend gemacht werden. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt sind die italienischen Händler beispielsweise weniger informiert, was die Rechte ihrer Kunden anbelangt; sie sind an vorletzter Stelle, was das Wissen über Instrumente der alternativen Streitbeilegung angeht. „Außer die Verbraucher weiterhin über ihre Rechte zu informieren, müssen wir uns jetzt verstärkt auf die Durchsetzung der Rechte konzentrieren und auch die Zusammenarbeit mit den Unternehmen suchen, damit der europäische Binnenmarkt richtig und tatsächlich funktioniert“, erläutert Monika Nardo, Leiterin des Europäischen Verbraucherzentrums Italien – Büro Bozen, abschließend.