Jeder Zweite im Internet nutzt Vergleichsportale

Vergleichsportale: Wie zuverlässig sind Preissuchmaschinen?

Donnerstag, 24. Oktober 2019 | 11:26 Uhr

Von: mk

Bozen – Jeder Zweite im Internet nutzt Vergleichsportale, um Preise zu vergleichen und den günstigsten Tarif finden zu können. Denn viele Anbieter, noch mehr Tarife. Doch: Die Rankings auf den Preisvergleichsseiten sind manchmal nicht neutral. Sie können z.B. von Provisionszahlungen oder Geschäftsbeziehungen abhängen. Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) rät, Vergleichsportale stets kritisch zu benutzen. Man sollte Angebote auf verschiedenen Seiten sowie beim Anbieter selbst vergleichen.

Am sichersten fährt wer einen Vergleichsrechner einer Aufsichtsbehörde nutzt, wie den „Trova Offerte“ auf der Website der ARERA (www.arera.it) für Strom und Gas oder „Tuopreventivatore“ auf der Website der Versicherungsaufsicht IVASS (www.ivass.it) für Auto- und Mopedversicherungen. Diese geben einen guten Überblick. Doch die Verbraucherzentrale Südtirol sieht auch hier noch Verbesserungsbedarf. Die öffentlichen Tarifrechner sollten nicht restriktiv gehandhabt werden, sondern ihre Information auch in Form von Schnittstellen anbieten.

Mit wenigen Klicks erfahren, welcher Anbieter den attraktivsten Tarif oder Preis für Kredit, Versicherung, Mobilfunk, Hotel oder Stromversorgung anbietet? Genau damit werben Vergleichsportale im Internet. Innerhalb von Sekunden sollen sie das beste und billigste Angebot finden. Übersichtlich dargestellt und vermeintlich objektiv bewertet. Doch was viele nicht wissen: Preissuchmaschinen berücksichtigen für ihre Vergleiche teilweise nicht alle Anbieter und Produkte auf dem Markt. Wie gut der Markt über Preissuchmaschinen abgedeckt ist, variiert bei verschiedenen Branchen stark.

Vergleichsportale zeigen außerdem bestimmte Ergebnisse besonders weit oben im Ranking oder besonders hervorgehoben an, wenn die Anbieter dafür bezahlen. Auch voreingestellte Filter beeinflussen die Suchergebnisse. Sie passen dadurch nicht immer zum individuellen Bedarf.

Preissuchmaschinen haben auch nicht zwangsläufig die besten Angebote. Manchmal sind Angebote dort teurer als beim Anbieter selbst. Manchmal finden Sie über Vergleichsportale aber auch bessere Preise und Vertragsbedingungen.

Wie objektiv sind Vergleichsportale?

Preisvergleichsseiten im Internet agieren manchmal wie Makler: Sie listen nur ausgewählte Unternehmen und kassieren für jeden vermittelten Vertragsabschluss eine Provision. Die Plattformen sind also teilweise weder neutral, noch handeln sie uneigennützig.

Angezeigt werden nämlich oftmals nur diejenigen Angebote, mit deren Anbietern das Vergleichsportal einen entsprechenden Vertrag hierfür geschlossen hat. Einige Preissuchmaschinen recherchieren aber auch selbst zu Angeboten und entsprechenden Tarifen, andere sind sogar gesetzlich vorgesehen und dementsprechend zur Objektivität verpflichtet. Auch Vergleichstests von Verbraucherschutz-Organisationen geben oft einen guten Überblick zum Preis/Leitungsverhältnis.

Die Tipps der Verbraucherzentrale zu Preissuchmaschinen

Grundsätzlich sollte man kritisch sein. Macht euch bewusst, dass Preissuchmaschinen manchmal keinen umfassenden Marktüberblick geben. Sie berücksichtigen – je nach Branche nicht immer alle Anbieter. Ein positives Beispiel sind akkreditierte Vergleichsportale z.B. durch die Aufsichtsbehörde für Telekommunikation (Ag Com).

• Nutzt verschiedene Vergleichsportale, um euch über Anbieter und Tarife zu informieren, bevor ihr euch für ein Angebot entscheidet. Es kann durchaus Unterschiede zwischen verschiedenen Vergleichsportalen geben. Sie berücksichtigen im Ranking möglicherweise verschiedene Tarife eines Anbieters.

• Vergleicht Angebote und Preise und Vertragsbedingungen auf der Seite des Anbieters selbst. Es kann manchmal günstiger sein, einen Vertrag direkt mit dem Anbieter abzuschließen als über das Vergleichsportal – und andersherum. Zudem können verschiedene Vertragsbedingungen gelten. Schaut euch auch in das Kleingedruckte der Anbieter. Zum Beispiel, um vor Vertragsabschluss über Ihre Widerrufs- und Reklamationsmöglichkeiten und Bedingungen für die Bonuszahlung Bescheid zu wissen. Prüft zudem, ob und unter welchen Bedingungen das Vergleichsportal selbst Leistungen wie z.B. einen Bonus anbietet.

• Achtet auf Voreinstellungen bei Vergleichsportalen. Diese können zu einem verbraucherunfreundlichen Ranking führen und Suchergebnisse unnötig einschränken.

• Achtet zum Beispiel darauf, dass nicht nur Tarife angezeigt werden, zu denen Nutzer direkt über das Vergleichsportal gelangen können.

• Überprüft die Einstellung zur Einpreisung von Boni. Nur so kann man die tatsächlichen Jahreskosten vergleichen. Entscheiden Sie sich für ein Angebot, weil es im ersten Vertragsjahr durch einen Bonus günstiger ist, kann Ihnen im zweiten Vertragsjahr eine teure Überraschung drohen.

• Bedenkt außerdem, dass das Unternehmen den Bonus auch tatsächlich auszahlen muss. In der Vergangenheit haben Unternehmen versprochene Boni gar nicht ausgezahlt. Kunden mussten ihrem Geld hinterher laufen. An die Vergleichsportale kann man sich für die Auszahlung der Boni nur wenden, wenn diese ausdrücklich dafür einstehen. Vergleicht die Suchergebnisse zu den Angeboten mit Boni auch mit den Suchergebnissen zu den Angeboten ohne Bonuszahlungen. So kann man die Angebote besser vergleichen.

• Verwechselt Vergleichsergebnisse bei Preissuchmaschinen nicht mit bezahlten Anzeigen. Überprüft stets, ob Suchergebnisse mit – meist nur unauffälligen – Zusätzen wie „Gesponsert“ oder „Anzeige“ gekennzeichnet sind.

Bezirk: Bozen