Von: apa
Der Wintertourismus lebt zu einem Gutteil von stimmungsvoll verschneiter Landschaft. Wenig Weiß ist schlecht fürs Geschäft. Tirols Skigebiete setzen daher längst nicht mehr nur auf Naturschnee. Mittlere bis große Liftanlagen würden allesamt über Beschneiungsanlagen verfügen, sagte Tirols Seilbahnsprecher in der Wirtschaftskammer, Reinhard Klier, im Gespräch mit der APA. Auch “Kleinstlifte” seien teils mit Schneekanonen ausgestattet – wie etwa in Rinn oder Seefeld (Bezirk Innsbruck-Land).
In Tirol befinden sich die meisten Destinationen zwischen 1.500 und 2.500 Metern Seehöhe, daher seien “eher Talabfahrten” oder “kleine Lifte, die wirklich am Talboden sind”, von dem Problem betroffen, so Klier.
In Vorarlberg wiederum ist beispielsweise die Situation bei den Skiliften Schetteregg im Bregenzerwald (1.100 bis 1.400 Meter Seehöhe) kritisch. Die Umlegung des Beschneiungsaufwandes für die zehn Pistenkilometer auf wettbewerbsfähige Kartenpreise ist schwierig. Zudem ist die Saison kurz: Man plane mit 90 Betriebstagen, in der vergangenen Saison seien es schließlich nur knapp 40 gewesen, sagte Geschäftsführer Hannes Waldner. In den vergangenen beiden Saisonen habe man negativ abgeschlossen. Davor habe es ein paar “prächtige Saisonen” mit Gewinn gegeben, aber immer noch lange nicht genug für nötige Investitionen. 2028 läuft etwa die Konzession für den Doppelsessellift aus.
Schneemangel ist nicht immer schuld
Und nicht hinter jedem eingestellten Skilift steckt der Klimawandel als Ursache. In Tirol haben bereits einige kleinere Skigebiete den Betrieb eingestellt. Dies sei aber “nicht primär wegen Schneemangels” geschehen, sondern aufgrund der nicht ausreichenden Wirtschaftlichkeit, erklärte der Seilbahnsprecher. Davon betroffen seien etwa Gebiete mit wenigen Gästebetten.
Oftmals wurden diese Skigebiete in Skitouren- und Rodelgebiete umfunktioniert, wie etwa am Sattelberg in Nordtirol oder das ehemalige Skigebiet Zirog am Brenner in Südtirol. Die drei Lifte wurden bereits 1986 geschlossen, erzählte der Wirt der dortigen Enzianhütte. Seine Eltern hätten die Hütte erst 1993 übernommen. “Zu wenig Schnee ist hier nie das Problem gewesen. Der Betreiber wollte das Geld für die Revision nicht mehr in die Hand nehmen”, so der Wirt im Gespräch mit der APA. Doch die “natürliche Skipiste” und die Rodelbahn für die Tourengeher würden sehr gut angenommen, man profitiere vom “Skitourenboom”.
Weniger Naturschnee
Einer Studie zufolge hat beispielsweise der Naturschnee in Salzburgs Skigebieten seit Anfang der 1960er-Jahre in Höhen unter 1.500 Meter um 30 Prozent abgenommen. Die stärksten klimatischen Veränderungen gab es dabei in den 1980ern und ab Mitte der 2010er-Jahre. Bis 2050 soll zwar der Niederschlag tendenziell zunehmen, Schneehöhe und Skisaisonlänge werden wegen der Temperaturerhöhung aber geringer bzw. kürzer. Trotz technischer Beschneiung, die es beispielsweise im wirtschaftlich notleidenden Skigebiet Gaißau-Hintersee bei Salzburg nicht gibt. Seit zwei Jahren stehen dort alle Lifte still. Das Skigebiet hat Konkurse und Eigentümerwechsel hinter sich.
Weniger Skifahrmöglichkeiten gibt es mittlerweile auch in Kärnten, allerdings nicht mangels Schnee. Im Skigebiet Flattnitz im Gurktal (Bezirk St. Veit an der Glan) etwa sind in der Wintersaison 2024/2025 nur noch zwei von insgesamt sechs Pisten in Betrieb. Die Liftgesellschaft des Sessellifts hat im vergangenen September Konkurs angemeldet, eine Betriebsschließung folgte.
Hohe Stromkosten und Personalmangel
Schneeärmere Winter, hohe Stromkosten und Personalmangel setzen auch so manchem Skigebiet in der Steiermark zu. “Mal schauen, ob wir dieses Jahr noch durchkommen”, sagte Sonja Schmoll, die gemeinsam mit ihrem Ehemann die Schmoll Lifte in Steinhaus am Semmering (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) betreibt.
Bereits in den Vorjahren schlossen mehrere Gebiete in der Steiermark für immer ihre Pisten. Darunter befand sich etwa der Wimmerlift in Eggersdorf bei Graz, der im Februar 2023 sein Aus verkündete. “Wir hatten wegen des Klimawandels fast keinen Schnee mehr und die Saison dauerte nur noch ein paar Tage”, erklärte Roswitha Wimmer, die gemeinsam mit ihrem Mann den Lift 50 Jahre lang betrieben hatte.
Seit acht Jahren kämpfen in Oberösterreich die Familienskigebiete Kasberg im Almtal und Forsteralm in Gaflenz ums Überleben. Erst sprang in beiden Fällen die öffentliche Hand ein, um den Fortbestand der Gebiete in mittlerer und niedriger Höhenlage zu sichern. Nach einem warmen Winter rutschte 2020 die Forsteralm in die Insolvenz, 2023 der Kasberg – beide machen aber weiter. Das Team der Wachtberglifte in Weyregg am Attersee hat sich heuer “schweren Herzens” verabschiedet.
Land Niederösterreich sprang am Ötscher ein
In Niederösterreich wurde der Saisonstart 2024/25 in Lackenhof am Ötscher aufgrund der aktuellen Schneelage um eine Woche auf den 14. Dezember verschoben. Bei ausreichender Schneelage gibt es laut Website voraussichtlich bis 16. März 2025 durchgehenden Winterbetrieb. Bei den Ötscherliften ist vor drei Jahren – nach dem Rückzug der Schröcksnadel-Gruppe – das Land eingesprungen. Als Ziel wurde eine touristische Neupositionierung der gesamten Region ausgegeben, wofür es auch einen breiten Konsens gebe, wie Markus Redl, Geschäftsführer der ecoplus Alpin GmbH, auf APA-Anfrage betonte. “Lackenhof liegt mitten im Naturpark Ötscher-Tormäuer und einem ‘Natura 2000’-Gebiet, allein schon aus diesem Grund geht es darum, ein ökologisch hochwertiger Rückzugsort mit ganzjährigem Sportangebot zu werden.” Mögliche Investoren für Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe erwarteten eine Modernisierung der touristischen Infrastruktur. Es gehe dabei nicht nur um das Skigebiet, sondern auch um attraktive Radstrecken auf ausgewählten Forststraßen. “Daher wird seit geraumer Zeit mit verschiedenen Grundeigentümern in der Region verhandelt. Deren Zustimmung ist für die Neupositionierung erforderlich”, betonte Redl. Der Skibetrieb der Ötscherlifte für die Wintersaison sei jedenfalls gesichert.
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen