Von: mk
Kaltern – In Südtirol bewirtschaften Weinbäuerinnen und Weinbauern rund 5.800 Hektar Rebfläche. Das Versuchszentrum Laimburg widmet sich einer Vielzahl von Forschungsfragen, um den Weinbau in Südtirol wissenschaftlich zu begleiten. Am 7. August 2024 organisierte das Versuchszentrum die traditionelle Versuchsvorstellung am Ölleitenhof in Kaltern. Die in den letzten Jahren untersuchten Aspekte reichen von neuen Veredelungstechniken und Sortenprüfungen über die Bekämpfung des Echten Mehltaus bis hin zur Messung der Wasserversorgung der Rebe direkt im Feld.
Der Weinbau hat in Südtirol eine lange Tradition und die Produktionsstandards sind hoch. Die Forscherinnen und Forscher am Versuchszentrum Laimburg unterstützen die Weiterentwicklung des Weinbaus mit einer Reihe von praxisnahen Feldversuchen. Am Mittwoch, den 7. August, präsentierten sie bei der zweijährlich stattfindenden Versuchsvorstellung den interessierten Fachleuten aus Weinbau und Kellerwirtschaft die aktuellen Versuche und erste Ergebnisse. Zu den vorgestellten Themen zählten alternative Veredelungstechniken, spätreifende Weiß- und Rotweinsorten für warme Standorte, neue Gewürztraminer-Klone, die Messung der Wasserversorgung direkt an der Rebe und die Bekämpfung von Pilzkrankheiten wie dem Echten Mehltau. Die Weitergabe wissenschaftlicher und objektiver Daten ermöglicht es den Landwirtinnen und Landwirten, die optimale Bewirtschaftungsmethode für die lokalen Gegebenheiten zu wählen.
Landesrat für Landwirtschaft und Forstwirtschaft Luis Walcher begrüßte die Teilnehmenden und betonte: „Das Versuchszentrum Laimburg, insbesondere der Fachbereich Weinbau, forscht intensiv an den Herausforderungen im Weinbau. Eine der Herausforderungen ist beispielsweise die knapper werdende Ressource Wasser. Welche Sorten kommen mit einer geringeren Wasserversorgung zurecht? Wie wirkt sich die Wassergabe auf die Weinqualität aus? Die Ergebnisse aus der Forschung an die Praktikerinnen und Praktiker weiterzugeben, ist Aufgabe und Anliegen des Versuchszentrums Laimburg und eine wichtige Hilfestellung für unsere landwirtschaftlichen Betriebe und Kellereien.“
Auch Barbara Raifer, die seit 1995 den Fachbereich Weinbau am Versuchszentrum Laimburg leitet, unterstrich die Bedeutung der Versuchsbegehung: „Der Wert solcher Veranstaltungen ist groß, denn Forschungsarbeit erfordert viel Zeit und bis endgültige Ergebnisse vorliegen, vergehen oft Jahre. Bei der Versuchsbegehung können sich die Weinbäuerinnen und Weinbauern direkt mit den Forschenden austauschen und die laufenden Versuche vor Ort besichtigen. So fließen neueste Informationen aus der Forschung direkt in die Praxis ein.“
Verschiedene Wirkstoffe gegen den Echten Mehltau auf dem Prüfstand
Welche alternativen Wirkstoffe stehen gegen den Echten Mehltau zur Verfügung und wie wirken sie im Vergleich zu herkömmlichen Mitteln? Der Echte Mehltau der Rebe (Erysiphe necator) ist einer der bedeutendsten Krankheitserreger im Weinbau und kann erhebliche Schäden anrichten. Sowohl im biologischen als auch im integrierten Anbau setzen die Weinbäuerinnen und Weinbauern vor allem Schwefel oder schwefelhaltige Produkte zur Kontrolle dieses Pilzes ein.
Im Jahr 2023 testete die Arbeitsgruppe „Mittelprüfung“ des Versuchszentrums Laimburg am Standort Ölleiten in Kaltern bei der Rebsorte Lagrein verschiedene Schwefelkonzentrationen in Kombination mit unterschiedlichen Mischungspartnern auf ihre Wirksamkeit gegen den Echten Mehltau. Unter anderem prüften die Forschenden das Schwefelkalk-Präparat Sapulì, das in diesem Jahr erstmals im Weinbau gegen den Echten Mehltau zugelassen wurde.
Ziel eines weiteren Versuches ist es, zu klären, ob die Kombination von Flüssigschwefel und Schwefel auf Granulatbasis eine vergleichbare Wirkung erzielt wie eine jeweilige alleinige Anwendung. Eine erste Auswertung im Juli weist bei einem mittleren Befallsdruck von 25 Prozent eine gute Wirksamkeit aller getesteten Behandlungen auf. Der Versuch bestätigte die sehr gute Wirkung von flüssigem Schwefel im Vergleich zu Mikrogranulaten. Die Teilnehmenden konnten direkt vor Ort die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungen sowie das Schadpotenzial des Echten Mehltaus bei fehlender Bekämpfung begutachten.
Neue Sensoren: Wasserbedarf der Reben präzise erfassen
Wie lässt sich erkennen, ob eine Rebe Wasser benötigt oder ob sie noch ausreichend versorgt ist? Die Bewässerung der Rebe stellt den Weinbau seit Jahrzehnten vor Herausforderungen. In Trockenphasen und besonders während Hitzewellen nach dem Reifebeginn ist eine ausgewogene Wasserversorgung entscheidend für die Traubenqualität. Bisher konnte die Wasserversorgung im Weinberg nur im Boden oder destruktiv an den Blättern der Rebe gemessen werden. Vor allem die Messung am Blatt ist sehr zeitaufwändig und liefert nur punktuelle Informationen.
Dank der Entwicklung moderner Sensortechnik und Software können nun neue Sensortypen, sogenannte On-Plant-Sensoren, den Wasserfluss und Wassergehalt direkt an der Rebe messen, ohne diese zu beschädigen. Die so gewonnenen Daten stehen online zur Verfügung und ermöglichen es, den Wassergehalt und den Wasserstress der Reben viel präziser und mit deutlich geringerem Aufwand zu ermitteln. Einige dieser On-Plant-Sensoren befinden sich noch in der Anfangsphase ihrer wissenschaftlichen Überprüfung, während andere bereits positive Ergebnisse erzielen konnten.
Ab 2025 wird die Arbeitsgruppe „Physiologie und Anbautechnik“ des Versuchszentrums Laimburg in enger Zusammenarbeit mit privaten Weinbaubetrieben die vielversprechendsten Messtechniken und deren Anwendbarkeit für den Südtiroler Weinbau intensiv prüfen.