Von: luk
Laimburg – An die 100 Interessierte haben sich gestern über Obstlagerung und innovative Ansätze für ein optimales Ernte- und Lagermanagement informiert.
Bei dieser Ausgabe der Lagerungstagung haben Expertinnen und Experten des Versuchszentrums Laimburg über aktuelle Ergebnisse aus ihrer Forschung berichtet. Das Themenspektrum reichte von den in Südtiroler Obstlagern am häufigsten auftretenden Lagerfäulnissen über Methoden zur Reifebestimmung bis hin zu innovativen Technologien zur Vorhersage der Apfelqualität oder zur Reduzierung von Lagerschäden. In Zusammenarbeit mit den technischen Diensten der Obstgenossenschaften hat das Versuchszentrum Laimburg erneut die Reifeparameter und Lagerparameter aktualisiert. “Wenn man bedenkt, dass weltweit etwa ein Drittel der Nahrungsmittel verderben und weggeworfen werden, spielen die Lagerungstechnologien eine wichtige Rolle für ein nachhaltiges Wirtschaften mit Ressourcen”, betonte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber.
Lagerfäulnisse mit zunehmender Reife und Lagerdauer
Die in Südtirol am häufigsten auftretenden Lagerfäulnisse sind Wundparasiten, Kelch- und Kernhausfäulen sowie Gloeosporium-Fäulen, erklärte Klaus Marschall, Leiter der Sektion Pflanzenschutz am Versuchszentrum Laimburg. Bei den Wundfäulnissen wie Botrytis, Alternaria, Penicillium und Monilia tritt der Pilz über eine Verletzung in die Frucht ein. Kelch- und Kernhausfäulen können auch durch verschiedene Pilze verursacht werden, wobei die Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea) ein aktuelles Problem bei der Sorte Red Delicious darstellt. Bei den Kelch- und Kernhausfäulen sind Sorten mit offener Kelchgrube wie Fuji, Red Delicious und Modì besonders betroffen.
Die Gloeosporium-Fäulen treten im Zuge von Blattnässe auf und zeigen sich demzufolge insbesondere in niederschlagsreichen Jahren. Mit zunehmender Reife und Lagerdauer steigt der Befall. Am anfälligsten sind die Sorten Cripps Pink und Pinova. Die modernen Lagerungstechnologien wie ULO oder MCP können die Fäule beträchtlich reduzieren.
Einfluss von Sortierwasser in den Obstgenossenschaften
Um den Einfluss des Sortierwassers in den Obstgenossenschaften auf die Qualität der Äpfel herauszufinden, hat das Versuchszentrum Laimburg in den Jahren 2013, 2014 und 2015 in verschiedenen Obstgenossenschaften Sortierwasserversuche an den Sorten Gala, Fuji und Red Delicious durchgeführt. Die Versuche ergaben sowohl Unterschiede in der Sortierwasserqualität zwischen den Obstgenossenschaften als auch zwischen den Wannen. Im ersten Sektor, in dem die Entleerung der Kisten erfolgt, waren die meisten Faulstellen festzustellen. Im Kühllager zeigte sich der Einfluss der Wasserqualität deutlich: War das Sortierwasser sauber, traten auch weniger Fäulnisse auf.
Im Shelf-Life (bei 20 Grad Celsius) war der Einfluss der Wasserqualität hingegen nur gering bzw. nicht feststellbar. “Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme gegen Fäulnisse ist auf jeden Fall, Wunden an Äpfeln zu vermeiden”, betonte Oswald Rossi vom Versuchszentrum Laimburg. “Außerdem sollte die Kühlkette unbedingt eingehalten werden, um Fäulnisbildung zu vermeiden.”
In Zukunft soll untersucht werden, inwiefern die Filteranlagen noch optimiert werden können, um die Qualität des Sortierwassers in den Obstgenossenschaften weiter zu verbessern.
Entwicklung eines Multimedia-Tools
Für die Erkennung und Verringerung von Lagerschäden steht vielleicht bald eine Applikation für das Smartphone zur Verfügung. In der Vergangenheit hat das Versuchszentrum Laimburg bereits diverse Richtlinien zur Klassifizierung von Lagerschäden und Maßnahmen zu deren Vorbeugung herausgegeben. Nun arbeitet das Versuchszentrum mit mehreren Partnerinstitutionen in Deutschland (dem Kompetenzzentrum Obstbau – Bodensee, Bavendorf; der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf; der Obstbauversuchsanstalt Jork; der Internetagentur Bodensee; der Marktgemeinschaft Bodenseeobst sowie der Württembergischen Obstgenossenschaft) zusammen, um ein multimediales Tool zur Bestimmung und Vermeidung von Lagerschäden zu entwickeln. Angelo Zanella, Direktor des Amts für Versuchswesen I und Leiter des Sachbereichs Lagerung und Nacherntebiologie am Versuchszentrum Laimburg, stellte das durch das Interreg-V-Programm „Alpenrhein-Bodensee- Hochrhein“ finanzierte Projekt vor.
Innovative Ansätze zur Messung und Vorhersage der Apfelqualität
Im Projekt MONALISA arbeiten Versuchszentrum Laimburg, Eurac, Freie Universität Bozen und IDM (TIS – Innovation Park) gemeinsam an einem Monitoringsystem, das Umweltparameter auf verschiedenen Ebenen erfasst und überwacht. In dem vom Versuchszentrum Laimburg geleiteten Projektteil wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Leuven (Belgien) und dem Politecnico in Mailand eruiert, welche Technologien zur Verfügung stehen, um die Qualität des Apfels (Festigkeit, Inhaltsstoffe, innere Schäden) zerstörungsfrei zu analysieren, und welches Potential diese Technologien besitzen. Wie Angelo Zanella vom Versuchszentrum Laimburg erläuterte, soll nun auf diesen Erkenntnissen aufbauend in Kooperation mit der Universität Wageningen (Niederlande) ein statistisches Modell zur Messung und Vorhersage der Qualität von Äpfeln entwickelt werden, das verschiedene Umwelt- und Vorernte-Faktoren, sensorische Qualitätsattribute, das Struktur-Qualitätsniveau und das chemische Qualitätsniveau berücksichtigt.
Während der Fachmesse Interpoma (24. – 26. November) wird Angelo Zanella die Ergebnisse des Projekts MONALISA rund um den Apfel vorstellen.
Digitale Stärkemessung
Die wichtigste Methode zur Reifebestimmung des Apfels ist die Bestimmung des Stärkeabbaus. Dazu werden die stärkehaltigen Apfelschnittflächen mittels einer Iod-Kaliumiodid-Lösung gefärbt und das Stärkeabbaumuster anschließend visuell anhand einer Skala (z. B. der Bewertungsskala des Versuchszentrums Laimburg) bewertet. Der größte Nachteil dieser visuellen Methode ist deren Subjektivität, denn jede Person interpretiert das Muster anders. Gemeinsam mit der Leiferer Firma Isolcell wurde das Gerät (“Amilon”) eines israelischen Forschers so weit entwickelt, dass die Stärke digital bestimmt werden kann: Die Apfelscheiben werden fotografiert und von einer speziellen Bildanalyse-Software analysiert. Das Programm berechnet den Stärkewert pro Scheibe und den Mittelwert der Probe. Am Versuchszentrum Laimburg wurden verschiedene Versuche durchgeführt, um die visuelle und die digitale Stärkebestimmung mittels Amilon-Gerät zu vergleichen. „Unsere Versuche haben ergeben, dass die Abweichung bei digitaler Bewertung mittels Amilon nicht höher als bei visueller Schätzung durch Experten ist“, so Ines Ebner vom Versuchszentrum Laimburg. „Die Vorteile des Gerätes liegen klar auf der Hand: Die Bewertung ist objektiv, schnell, und jederzeit wiederholbar, da die Fotografien gespeichert werden.“ Derzeit befindet sich “Amilon” bereits in der Testphase für die Praxistauglichkeit; weitere Untersuchungen sind im Gange.
In der Saison 2015–2016 waren – wohl aufgrund des wärmeren Klimas – insgesamt nur wenige innere Schäden zu beobachten. Der Einfluss der Witterung zur Vorhersage möglicher Lagerausfälle und für die Wahl des geeigneten Standortes wird am Versuchszentrum Laimburg weiter untersucht.
Die Präsentationen dieser Lagerungstagung sind in Kürze auf der Webseite des Versuchszentrums Laimburg, www.laimburg.it abrufbar.