Von: mk
Pfatten – Das Versuchszentrum Laimburg und die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck haben eine Rahmenvereinbarung neu unterzeichnet.
Die Rahmenvereinbarung zwischen Versuchszentrum Laimburg und Leopold-Franzens-Universität Innsbruck wurde 2011 geschlossen und regelt die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen. Sie dient als Grundlage, um im Rahmen der geltenden gesetzlichen Bestimmungen eine Kooperation zwischen den beiden Institutionen in den Bereichen der Forschung, des Technologietransfers und der Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf- bzw. auszubauen. Die Vereinbarung hat eine Gültigkeit von drei Jahren und wurde am 30. März zum zweiten Mal erneuert.
“Das Versuchszentrum Laimburg”, betont Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler “mit seiner angewandten Forschung trägt wesentlich dazu bei, dass landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Betriebe in Südtirol rentabel und nachhaltig arbeiten können”. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, ist das Versuchszentrum Laimburg reorganisiert worden und in diesem Jahr mit neuen Strukturen gestartet.
“Der Lebensmittelsektor ist einem großen Wandel unterworfen”, unterstreicht Landesrat Schuler, “darum besteht ein großer Forschungsbedarf zur Unterstützung der heimischen Betriebe”. Es sei ein großes Anliegen der Südtiroler Landesregierung, die Landwirtschaft im Berggebiet zu stärken, etwa im Rahmen des 2015 beschlossenen Aktionsplans 2016–2022 für die Forschung und Ausbildung in den Bereichen Berglandwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften. Durch den Aktionsplan kann das Versuchszentrum Laimburg seinen Forschungsbereich Berglandwirtschaft substanziell verstärken und seinen noch jungen Bereich Lebensmittelverarbeitung weiter ausbauen.
Freie Universität Bozen, Eurac und Versuchszentrum Laimburg seien klingende Namen, lobte der Rektor der Universität Innsbruck Professor Tilmann Märk die Südtiroler Forschungslandschaft. Die Kooperation zwischen Universität Innsbruck und Versuchszentrum Laimburg sieht er als geglückte Ergänzung: Die Universität Innsbruck verfügt über eine gut ausgestattete Fakultät für Chemie, hat aber keine Spezialisierung im Bereich Landwirtschaft. Damit ergänzen sich die Grundlagenforschung der Universität und die angewandte Forschung, die das Versuchszentrum Laimburg in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmittelqualität erbringt.
“Wir haben in der Vergangenheit erfolgreich mit der Universität Innsbruck zusammengearbeitet und auch aktuell einige gemeinsame Forschungsprojekte laufen”, betonte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber bei der Projektbegehung im Anschluss an die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung.
Im Projekt OriginAlp, an dem Universität Innsbruck, Versuchszentrum Laimburg, Freie Universität Bozen, Südtiroler Sennereiverband und Agrarmarketing Tirol beteiligt waren, ging es um die Herkunfts- und Qualitätsanalyse regionaler Agrarprodukte der Alpen. Mithilfe verschiedener chemischer Methoden (Nah-Infrarotspektroskopie, Isotopenanalyse, nasschemische Analysen) wurden Qualität und Herkunft regionaler Lebensmittel bestimmt. Das Projekt wurde vom Interreg-IV-Programm Italien – Österreich gefördert und dauerte von 2011 bis 2014.
In einem weiteren Interreg-IV-Projekt, BioPhyTirol (2011–2014), gingen Universität Innsbruck und Versuchszentrum Laimburg der Frage nach, wie man Abbauprodukte des Blattgrüns nutzen kann, um frühzeitig den Befall von Obstbäumen und Weinreben mit schädlichen Mikroorganismen (Auslöser für Pflanzenkrankheiten wie Apfeltriebsucht und Steinobstvergilbung) festzustellen zu können.
Im Jänner dieses Jahres gestartet ist das Interreg-V-A-Projekt AppleCare, an dem neben dem Versuchszentrum Laimburg und der Universität Innsbruck auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb und die Medizinische Universität Innsbruck beteiligt sind. Ziel des auf drei Jahre ausgelegten Projekts ist es, eine Immuntherapie gegen die Birkenpollenallergie zu entwickeln, die auf der strukturellen Ähnlichkeit des Birkenpollenallergens und des nahe verwandten Apfelallergens basiert. Die Forscher wollen die Grundlagen dafür schaffen, dass die Birkenpollenallergie durch den Verzehr von Äpfeln therapiert werden kann.
Die nun neu unterzeichnete Rahmenvereinbarung ermöglicht es nicht nur, dass Wissenschaftler beider Institutionen an gemeinsamen Forschungsprojekten arbeiten. Auch der Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses gilt ein besonderes Augenmerk: Durch die Rahmenvereinbarung können etwa Studierende der Universität Innsbruck am Versuchszentrum Laimburg Forschung für wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten durchführen. Diese Möglichkeit kann Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforschern eine wichtige Perspektive für ihre fachliche Ausbildung und berufliche Entwicklung bieten. Die Chemikerin Daniela Eisenstecken beispielsweise hat am Versuchszentrum Laimburg am Projekt OriginAlp mitgearbeitet und im Rahmen dieses Projekts ihre Doktorarbeit zur Qualitätsanalyse und Prüfung der Echtheit von Lebensmitteln aus dem Alpenraum verfasst. Betreut wurde sie dabei von Professor Christian Huck vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie der Universität Innsbruck sowie von Laimburg-Direktor Oberhuber. Inzwischen arbeitet Daniela Eisenstecken nach erfolgreicher Absolvierung eines Wettbewerbs als Chemie-Expertin im Labor für Aromen und Metaboliten am Versuchszentrum Laimburg.
Das Versuchszentrum Laimburg ist die führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.