Von: luk
Bozen – “…der eigenen Bank schon, dem Bankenwesen nicht”, fasst AFI-Präsidentin Christine Pichler die Ergebnisse des Sonderteils im AFI-Barometer – Sommer 2017 zusammen. Die AFI-Umfrage zeigt, dass Südtirols Arbeitnehmer grundsätzlich ihrer eigenen Bank vertrauen und ihr guten Service bescheinigen. Das Bankenwesen im Allgemeinen wird misstrauisch gesehen: Es habe einen schlechten Ruf bekommen, sagen 69,0 Prozent, es nehme wenig Rücksicht auf die Kunden, sagen 56,2 Prozent, und es sei wenig auf das Gemeinwohl ausgerichtet, finden 66,0 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Christine Pichler: “Die Südtiroler Banken sind traditionell sehr nahe am Kunden und gemeinnützigen Belangen gegenüber äußerst aufgeschlossen – man sieht das an den Genossenschaftsbanken und an einer großen Stiftung. Angesichts des Umbruchs im lokalen Bankensektor ist es wichtig, dass diese Qualität erhalten bleibt“.
Das Sonderthema in der Sommerausgabe des AFI-Barometers beleuchtet diesmal die Einstellung der Arbeitnehmer zu den Banken. Ein heißes Eisen, angesichts der Meldungen über die Rettung der Bankengruppe „Monte dei Paschi di Siena“, der “Banca Popolare di Vicenza“ und der „Veneto Banca“ durch den Staat, was der Staatskasse zusammen gut 17 Milliarden Euro kosten dürfte. Dazu kommt noch etwas: Aufgrund der neuen “bail-in”-Bestimmungen spielt das Vertrauen der Anteilseigner, der Obligationsinhaber und großen Anleger in die eigene Bank fortan eine zentrale Rolle, denn es sind ja sie, welche im Fall von Zahlungsunfähigkeit dem Institut mit ihren Einlagen aus der Patsche helfen müssen.
Südtirols Arbeitnehmer vertrauen ihrer Bank
Fangen wir mit der guten Nachricht an: Die Südtiroler Arbeitnehmer haben ein relativ intaktes Vertrauensverhältnis zu ihrer Bank. 17,1 Prozent vertrauen ihrer eigenen Bank sehr, 54,4% ziemlich, 20,2% eher wenig und nur l’8,3 Prozent hegen sehr wenig Vertrauen. Allgemeine Zufriedenheit herrscht auch vor, wenn es um die Beratungsleistungen der eigenen Bank geht: 23,0 Prozent finden die Beratung gut und 52,5% finden sie ziemlich gut. Diesem Block gegenüber stehen 15,1 Prozent der Befragten, die die Beratung in ihrer Bank weniger gut finden, zusammen mit den 9,5 Prozent, die sie überhaupt nicht gut finden.
Breite Skepsis gegenüber dem Bankenwesen
Und jetzt zur schlechten Nachricht. Das Ansehen der Banken in der Öffentlichkeit finden 69,0 Prozent gar nicht gut. Dieses trockene Urteil passt zur Wahrnehmung der Arbeitnehmer, dass die Banken in ihren Entscheidungen zuerst auf ihre eigenen Geschäftsinteressen schauen – das finden 93,4 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen – jedenfalls schauen sie mehr darauf als auf das Interesse ihrer Kunden 43,8 Prozent und das Gemeinwohl (34,0 Prozent).
Schweiz, Norwegen, Deutschland und Schweden führen
“Diese Ergebnisse im AFI-Barometer sind noch aufschlussreicher, wenn man sie in den europäischen Kontext stellt”, sagt AFI-Forscher Friedl Brancalion. “Der ‘Consumer Banking Survey 2016’ von Ernst & Young zeigt, dass die Länder, in denen das Vertrauen in die eigene Bank am meisten ausgeprägt ist, die Länder Schweiz, Norwegen, Deutschland und Schweden sind. Ganz am Ende der Reihung finden wir Staaten, die von den Nachwirkungen der Finanzkrise am meisten betroffen sind, nämlich Spanien, Italien und Irland.”