Von: luk
Bozen – Vor kurzem fand die Vollversammlung der Alzheimervereinigung Südtirol statt. In den letzten Jahren wurden von ihrer Seite an verschiedenen Fronten Initiativen ergriffen und Angebote umgesetzt, die sich als wirksam erwiesen haben und von der Zielgruppe – den Angehörigen von Demenzkranken und auch anderen Betreuungspersonen – geschätzt werden. “Deshalb soll das, was sich bewährt hat, weitergeführt bzw. adaptiert werden, sofern genügend Mittel zur Verfügung stehen”, betont Präsident Ulrich Seitz.
“Das Geschäftsjahr 2022 war noch stark von der Herausforderung der Folgen der Corona-Pandemie geprägt. Vieles musste umorganisiert und verschoben werden, manches wurde intensiviert. Zum Beispiel haben wir rund 2120 Anrufe bei der Grünen Nummer 800660561 erhalten”, sagt Seitz. Der große Bedarf an Lösungen betraf vor allem häusliche Pflegesituationen und Hilfe bei der Bewältigung organisatorischer Schwierigkeiten, die durch fehlende Plätze im Seniorenwohnheim, die Schließung von Einrichtungen und die Reduzierung von Betreuungsangeboten an Nachmittagen und in den Sommermonaten vor allem wegen Personalmangels entstanden. Seitz besteht darauf, “Bedürfnisse zu erkennen und lösungsorientierte Hilfe zu leisten”.
Die Alzheimervereinigung drängt weiterhin auf eine Neuordnung der Pflegegeldeinstufung für Demenzkranke. “Die Familien benötigen finanzielle Hilfen und Ausgleichszahlungen, um Wartezeiten, die über sechs Monate betragen, zu überbrücken. Darüber hinaus wäre es wichtig, den Zugang zu sozialmedizinischen Leistungen und effizienten Pflegediensten zu verbessern. Unverzichtbar für die 10.500 Südtiroler Familien, die in der häuslichen Pflege tätig sind, bleibt eine echte Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und die Anerkennung der häuslichen Pflegeleistungen für die Pension.”
Eine Neuheit: Die Alzheimervereinigung Südtirol wird sich an einem internationalen europäischen Projekt mit dem Fokus: „Task Force für junge Demenzkranke“ beteiligen. “In der Tat stehen wir schon jetzt in Kontakt mit etwa 250 Südtiroler Demenzkranken im Alter zwischen 40 und 55 Jahren.”
Eine stärkere Spezialisierung der Selbsthilfe und die Anerkennung des Berufsbildes der häuslichen Pflege will der Verein mit aller notwendiger Kraft verfolgen. Weitere Initiativen konzentrieren sich auf einen Generationenpakt und ein attraktives Zeitbankmodell sowie eine Investition in Forschung . Schließlich soll mit Netzwerkpartnern eine Beobachtungsstelle mit verlässlichen Daten über die Bedürfnisse von Familienmitgliedern eingerichtet werden.
Seitz stellt folgende Ziele für die kommenden Monate vor, um die Würde der 13.000 Demenzkranken in Südtirol, darunter 1.200 Neuerkrankungen pro Jahr, besser zu gewährleisten:
- Angehörige, die in der häuslichen Pflege tätig sind, sollten eine professionelle Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Demenz finden können. Neben Informationen zum Umgang mit Demenz sollten sie auch Informationen zu möglichen Hilfsangeboten erhalten.
- Förderung der Anerkennung der von Familienmitgliedern erbrachten Leistungen als Beitrag von sozialem und wirtschaftlichem Wert für die Gemeinschaft.
- Angemessene finanzielle Anerkennung der Pflegezeit zu Rentenzwecken.
Im Rahmen der Vollversammlung gab es einige Höhepunkte. So referierten ausgewiesene Experten wie Gert Königsrainer – Ernährungsberater und Physiotherapeut „zu Ernährungsberatung für Demenzkranke und deren Angehörige“, Francesca Zucali – Psychologin „zu Einsamkeit und Gefühle bei Menschen mit Demenz und deren Angehörigen“ sowie Maria Teresa Nitti, geschäftsführende Primaria der Abteilung Geriatrie am Krankenhaus Bozen.
Eine spezielle, emotionale Ehrung stand dann schließlich ebenso auf dem Programm. Helga Bauer Koler wurde für ihr jahrzehntelanges Engagement gedankt. Gemeinsam mit ihrer viel zu früh verstorbenen Schwester Inge hat sie die Vereinsarbeit maßgeblich aufgebaut und unverzichtbare Weichen für die Selbsthilfe gestellt.
Im Bild von links nach rechts: Irene Untersulzner, Ulrich Seitz und Edith Moroder vom derzeitigen Vorstand von Alzheimer Südtirol. Ganz rechts: die Geehrte Helga Bauer Koler