Von: Ivd
Bruneck – Der Bildungsweg Pustertal – BIWEP lud kürzlich zur diesjährigen Vollversammlung ein. Beim Einblick in die Tätigkeiten des Vereins wurde sichtbar, was viele Menschen in den Dörfern und Gemeinden des Pustertals bewegt und was durch die Impulse der Zeit aktuell am Entstehen ist.
Als Vorstandsvorsitzender des Vereins begrüßte Heiner Nicolussi-Leck alle Anwesenden: Vertreter und Vertreterinnen von Bildungsausschüssen, Gemeinden, Institutionen und Vereinen. Die Geschäftsführerin Irmgard Pörnbacher stellte die Tätigkeiten und die Handlungsfelder von BIWEP vor. Dabei wurde klar, wie weit das Handlungsfeld des Bildungsweg Pustertal reicht, wie es verflochten ist und was genau seine Aufgaben sind – wobei das Herzstück der Vereinstätigkeit ganz klar die Familien und die Bildung sind, o Pörnbacher. Sie zu fördern und zu stärken ist der entscheidende Punkt, um das Vereinsziel zu erreichen, nämlich die Menschen im Pustertal für die Herausforderungen der heutigen Zeit zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, ein gutes und verantwortungsvolles Miteinander mitzugestalten – in ihren Familien genauso wie in den Dorfgemeinschaften und im Bezirk.
Gemeinsamer Auftritt im Netzwerk
“Die digitale Plattform der Kinder- und Ferienbetreuung im Pustertal www.kinderzeit.bz wurde neugestaltet und mit Leben gefüllt. Sie dient dazu, dass sämtliche Betreuungsangebote des gesamten Pustertals für Eltern auf einen Blick auffindbar sind. Derzeit nutzen 30 Anbieter die Plattform, um ihre Angebote in gesammelter Form zu präsentieren. Alle Anbieter und Gemeinden, die noch nicht dabei sind, sind willkommen, auch ihre Betreuungsangebote einzutragen”, so der Bildungsweg Pustertal.
Hervorgegangen ist diese Plattform aus dem von BIWEP koordinierten Netzwerk Kinderzeit. Zum Netzwerk gehören Anbieter von Kinder- und Ferienbetreuung und Gemeinden. Es geht laut des Bildungswegs darum, in Dialog zu treten und gemeinsam am Thema Kinderbetreuung in den Gemeinden zu arbeiten. Zahlreiche Familien haben weiterhin Schwierigkeiten, ihre Kinder während der Sommerferien irgendwo unterzubringen. Vor allem in peripheren Gemeinden gibt es schlicht zu wenige Plätze für alle Familien, die Bedarf anmelden. “Hier gilt es, dran zu bleiben, sich im Netzwerk Kinderzeit auszutauschen und nach kreativen Lösungen zu suchen”, so der Bildungsweg.
AGs zur Familienbildung
Der Bildungsweg Pustertal führt fort: “Schon seit vielen Jahren begleitet BIWEP Arbeitsgruppen zur Familienbildung. Im vergangenen Jahr waren es fünf in neun Gemeinden. Die Mitglieder der AGs entwickeln ein Programm – ausgehend von der Frage: Was brauchen bzw. wünschen sich die Familien in unserer Gemeinde? Gesammelt und zweimal jährlich veröffentlicht in der Broschüre ‘Familienwege’ sowie auf www.biwep.it werden damit viele Familien angesprochen und zu Vorträgen, Workshops und Initiativen motiviert. Bildungsarbeit ist immer auch Beziehungsarbeit. Sie ist nur denkbar durch partizipative Prozesse, Beziehungskompetenz und ein gutes, verantwortliches Miteinander.”
Bildung für alle
Als Bezirksservicestelle Weiterbildung ist der Bildungsweg Pustertal unter anderem als steuer- und vereinsrechtlicher Dienst für die Bildungsausschüsse tätig. Durch seine Öffentlichkeitsarbeit macht BIWEP die verschiedenen Veranstaltungen und Projekte der Bildungsausschüsse publik. In regelmäßigen Abständen erscheinen Artikel, Kolumnen und Newsletter zu aktuellen Themen im Bereich Bildung. Gemeinsam mit Mitgliedern der jeweiligen Bildungsausschüsse besuchte das Team von BIWEP einzelne Bildungsorte und schaute sich ihre Projekte an – wie zum Beispiel den archäologischen Themenweg in St. Georgen, das Haus Wassermann in Niederdorf oder das Schloss Welsperg.
Wünsch dir die Welt
“BIWEP verfolgt gemeinsam mit den Bildungsausschüssen und öffentlichen Bibliotheken das Ziel, über Repair Cafés, Zeitbanken und weitere Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit zu informieren, sie zu vernetzen und die Menschen zur aktiven Mitgestaltung anzuregen. An allen Ecken und Enden des Bezirks setzen sich Menschen vermehrt mit einer ökosozialen Denk- und Lebensweise auseinander – und starten entsprechende Initiativen: So gab es etwa im Jahr 2020 ein Repair Café im Pustertal, im Jahr 2023 waren es bereits zwölf an der Zahl. BIWEP hat die Aufgabe, die Bildungsausschüsse für die Idee der Repair Cafés zu sensibilisieren, sie bei der Gründung zu unterstützen und ein koordiniertes Netzwerk aufzubauen – sodass im besten Fall einmal im Monat irgendwo in der Nähe eine Reparaturwerkstatt stattfindet. Diese Initiativen werden als klares Zeichen für Nachhaltigkeit in der Reihe „Wünsch dir die Welt“ bezirksweit gesammelt, aufeinander abgestimmt und in regelmäßigen Abständen in der Pustertaler Zeitung publiziert”, ergänzt BIWEP.
Partizipation im Gadertal
Besonders gut angekommen ist laut BIWEP die Vorstellung von Projekten der Mitglieder. Elisabeth Frenner, die Vizebürgermeisterin von Enneberg und Vorstandsmitglied beim Bildungsweg Pustertal, stellte den Weg ihrer Gemeinde zur Auditierung bei FamilyPlus vor – einer Initiative des Landes zur Stärkung der Familienfreundlichkeit in den Gemeinden. Die beiden Gadertaler Gemeinden Enneberg und St. Martin in Thurn gehören zu den sieben Südtiroler Pilotgemeinden, die im Jahr 2022 erstmals mit dem Gütesiegel FamilyPlus ausgezeichnet wurden. Bereits zu Beginn des Auditierungsverfahrens war die Ist-Erhebung laut Frenner sehr aufschlussreich. Denn es wurde zum ersten Mal eruiert, was auf Gemeindeebene alles schon da ist – und da waren bereits viele Punkte vorhanden, die auf der Haben-Seite der neun Handlungsfelder des Audits verbucht werden konnten. Im Laufe des Verfahrens wurden laut Frenner bei jedem einzelnen Handlungsfeld die Stärken und Potenziale klar ersichtlich. Elisabeth Frenner hat am Ende ihrer Ausführungen dazu aufgerufen, eine familienbewusste Politik von den Gemeinden einzufordern – dann würden diese auch reagieren.
Jergina App und Google Kalender
Klaus Graber, der Vorsitzende des Bildungsausschusses St. Georgen, stellte die sehr erfolgreiche „Jergina App“ vor, die entstanden ist, um Informationen besser mit der Bevölkerung zu kommunizieren. Jeder Verein erhält einen Zugang zur Dorf-App und kann Inhalte generieren. Zu diesen Inhalten gehören zum Beispiel die Ankündigung von Veranstaltungen und Festen, das Pfarrblatt, Partezettel oder Mitteilungen der Feuerwehr – einfach alles, was die Menschen im Dorf betrifft und interessiert. Jeder kann die App herunterladen, ein Großteil der „Jergina“ ist mit dabei. In Olang hingegen verwenden der Bildungsausschuss und die verschiedenen Vereine laut BIWEP einen Google-Kalender, um Veranstaltungen zu kommunizieren. Der Olanger Veranstaltungskalender wurde vorgestellt von Myriam Hofer und Franz Josef Hofer vom Bildungsausschuss Olang.
Aktionsraum Toblach
Den Abschluss bildete das Partizipationsprojekt von Toblach, vorgestellt von Edith Strobl, Bildungsausschuss Toblach und BIWEP-Vorstandsmitglied gemeinsam mit Vivian Plank vom Regionalmanagement Pustertal, zuständig für Bürger- und Beteiligungsprozesse. “Das Ziel des Projektes ist es, Lebensraum gemeinsam zu gestalten rund um die Frage: Wie bringen wir die Bildung in den Raum? Im Rahmen eines ‘Toblinga’ Dorfspaziergangs wurden gemeinsam Orte besucht um zu sehen, wo sich die Menschen treffen. Als nächstes steht die Gestaltung der Terrasse der Bibliothek Toblach auf dem Plan, welche auf Wunsch der Beteiligten zu einem Aktionsraum werden soll. Im Vordergrund steht dabei stets der Mit-Mach-Gedanke. Jung und Alt sowie auch die Schule wurden und werden weiterhin mit einbezogen”, so die beiden Frauen.