Von: ao
Bozen – Der Katholische Verband der Werktätigen (KVW) startet mit dem neuen Jahresthema „Arbeit. Macht. Sinn“ ins Arbeitsjahr 2017/18. „Der KVW möchte beim Thema Arbeit mitreden, es ist Aufgabe des Verbandes der Werktätigen, die christliche Arbeitsauffassung zu pflegen, Aufklärung zu leisten und Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen“, erklärt KVW-Landesvorsitzender Werner Steiner. Neben dem Sinn der Arbeit, geht es auch um Macht. Es geht darum zu schauen, wer über Arbeit entscheidet, wessen Ideen und Vorschläge gehört werden, welche Hierarchien gelten.
Die Erwerbsarbeit ist in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr ins Zentrum des menschlichen Bewusstseins gerückt. In den westlichen Arbeitsgesellschaften gruppiert sich alles andere um die Arbeit: Bildung ist Vorbereitung auf die Arbeit, Ferien und freie Wochenenden sind Erholung und gleichzeitig Stärkung für die Arbeit, usw.
Der Mensch wird als reiner Wirtschaftsfaktor gesehen, es geht allein nur um Gewinnmaximierung. „Das Denken wird von der Aussage bestimmt, dass es etwas bringen muss“, fasst Steiner zusammen.
In diesem Zusammenhang warnt der geistliche Assistent Josef Stricker davor, bei der Arbeit nur die quantitativen Aspekte zu sehen. Wenn es nur um Daten, Zahlen und Statistiken geht, so zeichnen diese ein gutes und positives Bild von der Arbeitswelt in Südtirol. Die Arbeitslosenrate ist niedrig, die Wirtschaftsdaten ziehen wieder an und das Pro-Kopf-Einkommen ist über dem nationalen Durchschnitt. „Und doch dürfen wir aufgrund dieser Zahlen nicht einfach sagen, dass es uns gut geht und alles passt“, sagt Stricker. Der Blick ist auch auf die Qualität der Arbeit zu richten. Dazu möchte der KVW mit seinem Jahresthema animieren. Das Thema Arbeit solle nicht wie ein Schönwetterbericht gelesen werden und oberflächlich angeschaut werden. Es gilt tiefer zu blicken, Durchschnittswerte sagen nicht alles, die Perspektive der Betroffenen gibt eine neue Sichtweise, so Stricker.
Wer auf die Qualität der Arbeit blickt, dem eröffnet sich ein anderes Bild. Als Stichworte nennt Stricker den Missbrauch bei den Vouchern, die hohe Anzahl an befristeten Arbeitsverhältnissen oder die vielen provisorischen Anstellungen im öffentlichen Dienst. Wer auf die Qualität der Arbeit schaut, der stößt auch auf Schwarzarbeit und Beitragshinterziehung.
Die guten Wirtschaftszahlen sagen nichts über Mobbing und Stress, Pausen bei der Arbeit oder den Sonntagsschutz aus.
Der KVW wird sich mit dem Thema Arbeit nach innen beschäftigen und es im Herbst in 34 Gebietstagungen im ganzen Land diskutieren. Die sechs Bezirke sowie die 260Ortsgruppen werden am Thema dran bleiben, es ist eine laufende Arbeit, also ein „working in progress“, wie es Geschäftsführer Werner Atz nannte. Nach außen wird sich der KVW gesellschaftspolitisch einbringen und zum Thema Stellung beziehen und sensibilisieren.