Ein gesundes Gleichgewicht finden – ein Kommentar

Vor den Wasserpistolen handeln

Donnerstag, 11. Juli 2024 | 01:38 Uhr

Von: ka

Barcelona/Bozen – Wenige Artikel haben die letzte Woche die Leser und Kommentatoren so sehr aufgewühlt wie jener, der vom Protest wütender Einwohner Barcelonas gegen den ausufernden Tourismus handelt. Das Bespritzen der ahnungslosen Touristen mag zwar diskutabel und kritikwürdig sein, aber die heiße Diskussion bedeutet nichts anderes, dass die Problematik um einen angeblich vorhandenen Overtourism auch in Südtirol einen wunden Punkt trifft.

Youtube/Telegraph

Dass für die immer häufigeren Demonstrationen vor allem die steigenden Wohnkosten in Barcelona verantwortlich seien, sollte auch in Südtirol aufhorchen lassen. In der Tat sind in der katalanischen Hauptstadt die Mieten und Kaufpreise für Wohnungen explodiert, was die Einheimischen zu immer größeren Einschränkungen oder zur Abwanderung zwingt. Das Zugeständnis des Bürgermeisters, alle Kurzzeitvermietungen bis zum Jahr 2028 schrittweise abzuschaffen, ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, dürfte den Mietmarkt aber kaum entschärfen.

eurac

Aber das ist nicht alles. Den Einwohnern von Barcelona stört, dass eine gesamte Stadt fast nur mehr auf die Bedürfnisse der Touristen zugeschnitten ist. Wo früher kleine Ladeninhaber für die Stadtbewohner Artikel des täglichen Bedarfs feilgeboten haben, machen sich nun Souvenirläden, Kaffees und Restaurants breit, die nur mehr nach Urlaubern schielen.

Südtirol ist von solchen Protesten noch nicht betroffen, aber gerade die auch bei uns horrenden Wohnkosten deuten darauf hin, dass die Schmerzgrenze längst erreicht ist. Davon, dass die Landesregierung zum Gegensteuern gewillt ist, ist noch wenig zu spüren. Ein Einlenken beim freien Zugang zum Kalterer See böte den Verantwortlichen des Landes zudem die Gelegenheit zu zeigen, dass sie nicht nur die Interessen der Mächtigen und Wohlhabenden, sondern auch jene der einfachen Südtiroler Bevölkerung im Blickfeld hat.

LPA/Maja Clara

Der Tourismus ist eine sehr wertvolle Stütze der einheimischen Wirtschaft, was aber nicht bedeutet, dass die Bedürfnisse von Frau und Herr Südtiroler zu kurz kommen sollen. Keinesfalls sollte damit gerechnet werden, dass die Südtiroler „braver“ und „leidensfähiger“ als Barcelonas Katalanen seien, denn dieser Schuss könnte sehr schnell nach hinten losgehen. Darum gilt es, ein gesundes Gleichgewicht zu finden, bevor auch hierzulande Demonstranten zu den Wasserpistolen greifen.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

18 Kommentare auf "Vor den Wasserpistolen handeln"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Tita-Nina
Tita-Nina
Grünschnabel
14 Tage 2 h

Solange das Reisen so günstig ist und Private ihre Wohnungen als Schlafmöglichkeiten anpreisen, solange wird der Tourismus für TouriHotspot eine Belastung sein…Fernreisen sollten wieder
zum Abenteuer werden, wie früher wo man sich das Gaze Jahr auf das FernZiel freute und sparte.

N. G.
N. G.
Kinig
14 Tage 2 h

Also bist du dafür das nur Wohlhabende sich Urlaub leisten dürfen? Natürlich gäbe es weniger Tourismus aber das dann nur die die Geld haben in Urlaub können… Das ist dein Ernst?
Etwas befremdlich,

Tita-Nina
Tita-Nina
Grünschnabel
14 Tage 47 Min

@N. G. Ja in etwa….schau Venedig an oder die Strände von Bali, 2 Beispiel was Massen(Billig)Tourismus bewirken tut.

N. G.
N. G.
Kinig
12 Tage 7 h

@Tita-Nina Nochmal! Reiche dürfen, andere nicht. Das ist sozial? Das findest du gerecht?

horst777
horst777
Tratscher
13 Tage 10 h

Südtirol hat nicht 530tsnd Einwohner, sondern 700tsnd. Das Tourismus zum Wohlstand beiträgt ist eine Lüge. Die industrielle Revolution, die großen Entdecker und Erfinder haben den Wohlstand ermöglicht. Man denke nur an die ganzen technischen Innovationen sprich Wekzeufe. Wir wären auch ohne Touristen ein reiches Land, denn WOHL fühlt sich hier mit den ganzen Touristen schon lange keiner mehr. Die Politik ist keine Demokratie, denn sie wird nur für Gruppen gemacht nicht für das Volk. Nicht das Volk sondern das Geld regiert.

N. G.
N. G.
Kinig
12 Tage 7 h

In welcher Welt lebst du? Ich bin alt genug und weiss darum wie es vor 30 Jahren in meiner Heimatstadt war und du erklärst der Tourismus hätte nicht zum Wohlstand beigetragen? Sorry, das ist Dummheit pur! Angesichts der Diskussion das gerade der Tourismus das Keben teuer macht ist dann doch deine Meinung völliger Unsinn. Meinst du nicht? Das ist der Beweis was er brachte und bringt.
Geh in dich und überdenk das Ganze nochmal!

N. G.
N. G.
Kinig
14 Tage 10 h
Inwiefern unterscheidet sich diese Aktion von Klimakleber? Man könnte jetzt sagen, ok, ist ja nur ein bißchen Wasser. Jedenfalls ist sie etwas radikaler als einfach nur ein Schild hin halten, in ner Demo, weil man da das Gefühl trotzdem hat nicht gehört zu werden. Alle Lösungsansätze, fast weltweit, sind gescheitert. Das einzige was wirklich helfen würde, wären strikte Kontingente von Touristen. Würde aber im krassen Gegensatz zum freien Markt stehen. Die dümmste und diskriminierendste aller Lösungen ist Geld für den Besuch zu verlangen denn am Ende dürften dann reiche die Natur genießen und Arme nicht. Wer will das? Ich darf,… Weiterlesen »
logo
logo
Tratscher
13 Tage 7 h

Solange man uns Deppen weismachen kann, daß Tourismus für alle etwas bringt , wird hier keiner mit Wasser spritzen… befürchte ich.

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
13 Tage 3 h

@ logo

ob Tourismus allen etwas bringt lasse ich einmal dahin gestellt und ich glaube, das ist auch nicht die Lösung des Problems. Tatsache ist, dass immer mehr Menschen, wir inklusive, immer öfters in Urlaub fahren wollen und selbst Touristen sind. Radfahren muss man heute auf Sardinien, Mallorca, Ibiza, das Wochenende muss man einige Tausend KM entfernt verbringen, der Kaffee schmeckt in Venedig besser als am Waltherplatz, usw.
Die, die unterwegs sind stellen sich nicht die Frage ob ihre Ausgaben allen EW etwas bringt sondern die stellen sich die Frage wohin sie noch fahren könnten.

N. G.
N. G.
Kinig
12 Tage 7 h

@Chrys Nur Doolin erklärt nie WO er Urlaub macht. GRINS

Doolin
Doolin
Kinig
12 Tage 2 h

@N. G.
…ich fahr nach Bayern, mein Süsser…

😄

Doolin
Doolin
Kinig
12 Tage 2 h

@N. G.

…ungian tuats di…
🤪

65Wendi
65Wendi
Tratscher
13 Tage 13 h
Es geht nicht nur darum das alle etwas vom Tourismus haben wollen, es wird zuviel, durch das Internet gibt es kein Platz der Ruhe mehr , auch der Tourist ist genervt und das alle auf die Privatvermieter losgehen ,das ist ja nur ein Bruchteil ,es gibt Dörfer mit einem Hotel neben dem Anderen und im Winter sind ist kein Handwerker mehr zu bekommen weil alle Hotels aufrüsten und noch mehr wollen ,Privatvermietende werden dann wieder mehr vermieten wenn der irrsinnig hohe Schutz der Mieter runtergeschrschraubt wird und man etwas tun kann wenn der Mieter nicht zahlt ,oder sich schlecht benimmt.
Doolin
Doolin
Kinig
13 Tage 9 h

…so wie Dorf Tirol…zum Davonlaufen…

😆

N. G.
N. G.
Kinig
12 Tage 7 h
In mehrfacher Hinsicht liegst du komplett daneben! Man hat nicht durch grosse Hotels keine Handwerker sondern desshalb weils einfach zu wenige gibt die sich für den Berufe entscheiden. Zweitens, was ich noch dümmlicher finde, ist die Aussage, Mieter wären generell nicht zuverlässig! Das ist ne glatte LÜGE und wird von Vermietern gerne vorgeschoben um nicht vermieten zu müssen! Kenne einige Vermieter die ihre Wohnung so haben wollten wie es im Vertrag nie stand!!! Weil sie als Besitzer weit darüber hinaus gingen als es ihnen rechtlich vorgeschrieben ist und das MIT RECHT! Persönliche Erfahrung, Vermieterin wollte Böden ersetzt bekommen die 4… Weiterlesen »
Chrys
Chrys
Universalgelehrter
13 Tage 9 h

Das Problem ist einfach die Überbevölkerung der Erde. Vor 200 Jahren lebten 1 Milliarde Menschen, vor zirka 50 Jahren 3,5 Milliarden, heute 8 Milliarden und bald 10 Milliarden. Zudem können sich immer mehr das relativ billige Reisen leisten. Mit dem Preis eines besseren Handys reist man schon bald fast um die halbe Welt. Am Ende haben und fordern wir alle mehr Freizeit und was tun wir damit? Zu Hause rumsitzen oder zum Preis eines Schwimmbadbesuches an die kostenlose Adria fahren?

Sag mal
Sag mal
Kinig
13 Tage 6 h

Chrys aber immer feste für Nachwuchs sorgen. Das wird gefördert. Von allen Seiten.Wollte niemals Kinder in so eine Welt setzen.

Singer1
Singer1
Grünschnabel
11 Tage 9 h
Ja es ist schlimm mit dem Tourismus bei uns. Und leider wird es schlimmer werden wenn die Befolkerung jetzt nicht aufsteht und was unternimmt. Profitieren tun nur die Hotels und all die die mit Tourismus direkt arbeiten. Dass wir alle davon leben ist eine Lüge. Soviel Berufe die damit gar nichts zu tun haben. Öffentliche Verkehrsmittel verstopft, Strassen verstopft, für unser einer auch Ausflüge zu teuer geworden, alles kostet zu viel, vom täglichen Einkauf, Mieten, selbst Pizza essen gehen kann man sich nicht mehr leisten. Einfach alles ging nach oben nur weil jeder es ausnutzt, jede Bar, jedes Restaurant, Eintritt… Weiterlesen »
wpDiscuz