Von: mk
Kaltern – Seit einigen Jahrzehnten wird im Trentino – vor allem im Nonstal – und in Südtirol intensiver Apfelanbau betrieben. Jedes Jahr werden 1.500.000 Tonnen Äpfel in unserer Region produziert, was 70 Prozent der italienischen Produktion entspricht. Ungefähr neun von zehn dieser Äpfel stammen aus dem „integrierten Obstanbau“, welcher laut AGRIOS-Liste der im Südtiroler Obstbau 2025 zugelassenen Pflanzenschutzmittel große Mengen an chemisch-synthetischen Fungiziden, Akariziden, Insektiziden, Herbiziden und Hormone erlaubt. Die Gruppe Stop Pesticidi Alto Adige/Südtirol findet das problematisch und veranstaltet eine „Wanderung für eine Landwirtschaft ohne chemische Pestizide“ am 30. März 2025 am Kalterer See.
Die Istat-Daten für das Jahr 2021 zeigen, dass in der Region Trentino-Südtirol 4.602.311 Kilogramm Pflanzenschutzmittel verkauft wurden. Viele der darin enthaltenen Wirkstoffe sind laut Aussagen der Initiative giftig und somit schädlich für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Wörtlich verweist die Initiative auf folgende Wirkstoffe:
– Captano Arysta 80 WG mit dem Fungizid-Wirkstoff Captan kann im Laufe eines Jahres 10-mal verwendet werden. Captan verursacht laut Gefahrenhinweisblatt schwere Augenschäden, steht im Verdacht Krebs zu erregen und ist sehr giftig für Wasserorganismen.
– DELAN 70 WG mit dem Fungizid-Wirkstoff Dithianon darf im Laufe eines Jahres 6-mal verwendet werden. Laut Gefahrenhinweisblatt verursacht Dithianon schwere Augenschäden, ist giftig bei Verschlucken; steht im Verdacht, Krebs zu erregen, und ist sehr giftig für Wasserorganismen.
– ERBITOX M Pro mit Herbizid-Wirkstoff MCPA ist laut Gefahrenhinweisblatt gesundheitsschädlich bei Verschlucken, verursacht Hautreizungen, schwere Augenverletzungen und ist sehr giftig für Wasserorganismen.
– JUVINAL GOLD mit dem Insektizid-Wirkstoff Pyriproxyfen kann laut Gefahrenhinweisblatt bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein; verursacht Hautreizungen und ist sehr giftig für Wasserorganismen.
– BANJO, FLUAZINOVA und NANDO MAXI mit dem Fungizid-Wirkstoff Fluazinam; letzteres kann im Laufe eines Jahres viermal verwendet werden. Laut Gefahrenhinweisblatt verursacht es Hautreizungen, steht im Verdacht den Fötus zu schädigen und ist sehr giftig für Wasserorganismen.
Durch die Abdrift würden die in Apfelplantagen und Rebanlagen versprühten chemisch-synthetischen Pestizide auch in die Häuser, öffentliche und private Gärten, Gemüsegärten und auf Spiel- und Sportplätze gelangen; auch Rad- Spazier- und Wanderwege seien von Pestizid-Abdrift betroffen. Die negativen Auswirkungen des industriellen Anbaus, der um eine maximale Produktion anstrebt, sind laut Gruppe vielfältig:
· Risiken für die menschliche Gesundheit. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Pestizidexposition mit einer Reihe schwerwiegender Gesundheitsprobleme verbunden ist, darunter neurologische Störungen, Atemwegserkrankungen und Krebs.
· Verlust der Artenvielfalt. Um Platz für Apfelmonokulturen zu schaffen, wurden wichtige Tier- und Pflanzenlebensräume zerstört. Laut der „Roten Liste gefährdeter Tierarten“ sind in Südtirol rund 1.100 Arten aufgrund intensiver Bewirtschaftung bedroht.
· Das Bienensterben bei Honig- und Wildbienen wiederholt sich seit Jahren in Trentino-Südtirol. Diese Insekten sind aufgrund des Verschwindens ihrer Lebensräume (artenreiche Wiesen ) und durch den Einsatz schädlicher chemisch synthetischer Herbizide und Insektizide bedroht.
· Die Apfelmonokultur hat zu einer Degenerierung der Agrarlandschaft geführt: Wälder im Talboden wurden gerodet; Wiesen, Hecken, Trockenmauern und einzelne Bäume aber auch andere Nutzpflanzen sind verschwunden. 10.000-de von Apfelbäumchen, die von Betonsäulen gestützt und mit Polyethylennetzen vor Hagelschlag geschützt werden (müssen), charakterisieren unsere aktuelle, monotone Landwirtschaft.
· Qualitative Verschlechterung der Böden, der Gewässer und der Luft durch den Einsatz von chemisch synthetischen Insektiziden, Herbiziden, Fungiziden und Düngemitteln.
· Übermäßiger Wasserverbrauch. Um Apfel-monokulturen zu bewässern, werden Wälder zerstört und Bäche trockengelegt. In Kaltern sollen artenreiche Buchenwälder zerstört werden, um neue Speicherbecken für die Bewässerung zu schaffen. In anderen Gebieten Südtirols wird die Restwassermenge in Bächen dermaßen unterschritten, dass dies zum Tod von Fischen und anderen Wasserorganismen führt.
· Anstieg des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen. Die meisten der in Trentino-Südtirol produzierten Äpfel müssen über viele Monate in Kühlhäusern gelagert und anschließend über weite Strecken in andere EU-Länder und andere Kontinente transportiert werden, was zu einem hohen Verbrauch nicht erneuerbarer Energie (Erdöl) und einem Anstieg des Straßenverkehrs, der Umweltbelastung und CO2-Emissionen führt.
Demo für Veränderung in der Landwirtschaft
Die Gruppe möchte für eine Veränderung in der Landwirtschaft demonstrieren. Gefordert werde eine Landwirtschaft, in der die gefährlichsten chemischen Pestizide sofort verboten werden, erklären die Beteiligen, die am 30. März 2025 an der Wanderung zum Kalterer See teilnehmen werden.
Als Alternative zur derzeitigen Agro-industrie unterstützen die Vereine den biologischen und biodynamischen Landbau, die Produktion für lokale Märkte und kurze Lieferketten. „Viele praktische Beispiele konnten in den letzten Jahren beweisen, dass sie die Produktion mit dem Respekt für die öffentliche Gesundheit und die Umwelt verbinden können, gesunde Lebensmittel und Arbeitsplätze schaffen, die Vielfalt der lokalen Produkte wertschätzen und die Biodiversität schützen“, so die Gruppe in einer Aussendung.
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