Von: mk
Bozen – Neun Wohnungen im dormizil in Bozen sind dank des finanziellen Einsatzes der Raiffeisenwelt nunmehr startbereit für ihre Umsetzung: die Großspende der Raiffeisenkassen wurde bei der heutigen Pressekonferenz vorgestellt. Dabei kam zur Sprache, wieso sich die Südtiroler Raiffeisenkassen und die Raiffeisen Landesbank, sonst vor allem lokal mit umfangreicher Spenden- und Sponsoringtätigkeit für das Wohl der Allgemeinheit tätig, so stark für ein Einzelprojekt einbringen.
„Es ist unser Ziel, das Problem der zunehmenden Obdachlosigkeit in Südtirol, das sich besonders in Bozen sichtbar zeigt, gemeinsam anzugehen und durch die Bereitstellung von Wohnraum die Selbstständigkeit und Würde obdachloser Menschen wiederherzustellen – ganz im Sinne von F. W. Raiffeisen“, so die Führungsriege des Raiffeisenverbandes Südtirol.
Südtirols Raiffeisenkassen sind kapillar wie keine andere Bank in Südtirol vertreten. „Es liegt in der DNA von Genossenschaftsbanken, dass für uns stets das große Ganze und niemals das Interesse des Einzelnen im Blickfeld liegt“, unterstrich der Obmann des Raiffeisenverbandes Herbert Von Leon auch einleitend bei der heutigen Pressekonferenz. Von Leon ging übergeordnet auf das Sponsoring und die Spenden des vergangenen Jahres ein: „In Südtirol sind mehr als 4.000 Vereine in den Diensten der Allgemeinheit tätig. Die Raiffeisenkassen Südtirol haben allein im vergangenen Jahr nahezu 3.000 Vereine und Organisationen in ihren Tätigkeiten und beim Austragen besonderer Initiativen unterstützt. In Zahlen ausgedrückt haben die Kassen mehr als zehn Millionen Euro für Sponsoring und Spenden zur Verfügung gestellt.“
Den Blick auf das dormizil lenkte der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Robert Zampieri: „In diesem Jahr sind wir in Gesprächen mit dem gemeinnützigen Verein „housing first bozen EO“ auf ein ganz besonderes Projekt gestoßen, das die 39 Raiffeisenkassen nunmehr vereint finanziell sichtbar unterstützen wollen: Sieben der neun Wohnungen, deren Umbau noch nicht finanziert war, werden zu je 95.000 Euro realisiert. Da die Finanzierung der ersten beiden der neun Wohnungen im Frühjahr bereits durch die Raiffeisen Landesbank und die Raiffeisenkasse Bozen zugesichert worden waren, sind nun alle 9 Wohnungen dank des finanziellen Einsatzes der Raiffeisenwelt startbereit für ihre Umsetzung, mit einem Gesamtvolumen von 855.000 Euro.“ Ziel sei es, das Problem der zunehmenden Obdachlosigkeit in Südtirol, die sich besonders auch in Bozen sichtbar zeigt, gemeinsam anzugehen und durch die Bereitstellung von Wohnraum die Selbstständigkeit und Würde obdachloser Menschen wiederherzustellen – ganz im Sinne von Friedrich Wilhelm Raiffeisen.
Dass es für eine nachhaltige Änderung der Situation für Menschen am Rand der Gesellschaft eine Vision braucht, war dem Verein „housing first bozen EO“ von Anfang an klar, unterstrich Vorstands- und Gründungsmitglied Paul Tschigg. „Obdachlosigkeit ist oft die Folge von Scheidung, Jobverlust, geringem Einkommen, Überschuldung und finanziellem Notstand, Problemen mit der Justiz, hat aber auch strukturelle Ursachen, da bezahlbarer Wohnraum fehlt. Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung hat dem Verein das Gebäude in der Rittner Straße 25 in Bozen kostenlos zur Verfügung gestellt. Es soll künftig 9 langzeitobdachlosen Menschen nach dem Konzept „Housing first“ ein Dach über dem Kopf bieten. Der Housing-First-Ansatz beendet Wohnungslosigkeit sofort und bietet obdachlosen Menschen neben der Wohnung wohnbegleitende Hilfe an. Das ist ein entscheidender Unterschied zum derzeit meist praktizierten System, wo obdachlose Menschen ihre „Wohnfähigkeit“ zunächst in Trainingswohnungen unter Beweis stellen müssen und dann der benötigte Wohnraum fehlt. Der Verein housing first bozen EO mit zwölf Mitgliedern und 120 freiwilligen Mitarbeiter*innen wird nach dem Umbau in einem Jahr neben den langfristigen Wohnungen für obdachlose Menschen auch eine Übergangswohnung für plötzlich wohnungslos gewordene Personen zur Verfügung stellen, außerdem im Tiefparterre Dusch- und Waschräume für obdachlose Menschen der Stadt und im Parterre einen Veranstaltungsraum, der für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann. In eineinhalb Monaten öffnet der Verein außerdem wieder dormizil 2, das Winternachtquartier für obdachlose Menschen in der Vintler Straße 9.
Vorstandsmitglied Maria Lobis dankte den 39 Raiffeisenkassen des ganzen Landes für ihren großen Einsatz und die enorme finanzielle Unterstützung. Sie betonte, dass mit diesem Beitrag die Kraft von mehr als 1.400 Menschen aus dem ganzen Land potenziert werde, die seit Jahren an dieses Gemeinschaftsprojekt glauben und sich mit Geld-, Material- und Know-How-Spenden eingebracht haben und weiter einbringen. Verbunden mit der Großspende der Südtiroler Raiffeisenkassen könne der Umbau des dormizil jetzt realisiert werden. „Was dem einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“, zitierte sie Friedrich Wilhelm Raiffeisen.