Von: bba
Bozen – Wie sehen Südsterne ihre Heimat? Wie ist ihr Verhältnis zum Ort, an dem sie aufgewachsen sind?
Und was sind seine Stärken und Schwächen?
Zum zehnten Geburtstag von Südstern im Jahr 2014 führte das Netzwerk unter der Leitung von Prof. Kurt Matzler zum ersten Mal eine große Befragung von Südsternen durch, um aus erster Hand zu erfahren, welche Lehren das Land aus dem „Brain Drain“ ziehen muss, noch viel wichtiger aber, wie man Südtirol stärken und Südsterne – unabhängig von ihrem Aufenthaltsort – bestmöglich einbinden kann. Seither hat sich viel getan und das Netzwerk für Südtirolerinnen und Südtiroler im Ausland wollte wissen, was die Erfahrungen der Südsterne heute, im Jahr 2021, sind.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck unter der Leitung von Prof. Kurt Matzler und mit freundlicher Unterstützung der Handelskammer Bozen hat Südstern deshalb die Studie angepasst, neu aufgelegt und ausgewertet. 365 Südsterne aus 31 Ländern haben an der Umfrage im Frühjahr 2021 teilgenommen und dafür 22 Fragen beantwortet. Die Ergebnisse wurden im Parkhotel Laurin in Bozen vorgestellt.
“Südstern will wissen, was seine Mitglieder bewegt”, sagt Hermann Winkler, Präsident des Netzwerks der Südtiroler im Ausland. „Mit knapp 3.000 Südsternen sind wir eine spannende und vielseitige Community, welche die Südstern-Werte ‚neugierig sein, weltoffen, bodenständig und hilfsbereit‘ in über 70 Ländern dieser Welt leben. Wir vernetzen die berufstätigen Südtiroler im Ausland und sind Brücke in die Heimat. Wir wissen, dass einige der Südsterne mit dem Gedanken spielen, zurückzukehren und, dass viele Südstern Partnerunternehmen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern und Führungskräften suchen. Anlass genug, um die Entwicklungen seit der ersten Südstern Studie 2014 zu analysieren, und zu verstehen, was die Südsterne in aller Welt antreibt.“
„Die Handelskammer Bozen unterstützt seit jeher Südstern, das Netzwerk der Südtiroler im Ausland. Es ist der Südtiroler Wirtschaft ein großes Anliegen, qualifizierte Südtirolerinnen wieder nach Hause zurückzuholen“, betonte der Präsident der Handelskammer Bozen Michl Ebner in seinen Grußworten. Im Anschluss gab Stephanie Dissertori, Südstern-Community-Managerin, einen kurzen Einblick in das Netzwerk Südstern, dem mittlerweile 2.979 Südtirolerinnen und Südtiroler in 98 Ländern angehören. Sie hatte die Studie ausgewertet. Die interessantesten Ergebnisse präsentierte Studienleiter Kurt Matzler. So verlassen Südsterne Südtirol nicht wegen einer Unzufriedenheit mit dem Land, sondern weil das Ausland große Anziehungskraft ausübe. Haben sie jedoch einmal dort Fuß gefasst, ist es schwer, sie zurückzuholen.
Markant verändert hat sich seit 2014 der Faktor Geld, so Matzler. So gaben 47 Prozent an wegen besseren Verdienstmöglichkeiten im Ausland geblieben zu sein. Ein klarer Nachteil in einem kleinen Land der mittleren Betriebe – Top-Positionen wie in internationalen Unternehmen gibt es im Land kaum auch die Karriereleiter sei kürzer… „Und dann empfinden viele Südsterne die verkehrstechnische Anbindung ganz klar als Problem. Vor sieben Jahren noch lag dieser Punkt an fünften Stelle, nun ist er auf den dritten Rang vorgerückt, wenn es um die Frage der Erreichbarkeit geht. Der Standort, so Matzler, sei super, zentral gelegen, aber er werde nicht genutzt. Wo Schatten ist, ist auch Licht: Als besonders positiv werden die hohe Lebensqualität, die zahlreichen Sport- und Freizeitmöglichkeiten und das Schulsystem gesehen. Auffällig ist die hohe Bereitschaft der Südsterne, für das Land einen Beitrag zu leisten. „Die Bindung an die Heimat ist groß”, so Matzler, „viele haben das Gefühl, etwas zurückgeben zu wollen.”
Indes könnte auch die Corona-Pandemie eine Veränderung herbeiführen. Durch neue Arbeitsmodelle wie Remote Working sehen 70 Prozent der Südsterne die Möglichkeit, von Südtirol aus für internationale Unternehmen zu arbeiten. Südstern selbst, betonte Hermann Winkler, verfolge nicht das Ziel, Südtirolerinnen und Südtiroler ins Land zurückzuholen, sondern die Südtiroler im Ausland zu vernetzen, die Verbindung zur Heimat aufrechtzuerhalten und – sollten sie sich irgendwann zur Rückkehr entschließen – ihnen das Re-Connecten zu vereinfachen. Aus diesem Grund hat der Verein ein neues Tool entwickelt, um möglichen Rückkehrern den Einstieg in die Südtiroler Arbeitswelt zu vereinfachen: die sogenannte anonyme Jobsuche. Mit wenigen Mausklicks übermittelt man den ausgewählten Südstern-Partnern sein anonymisiertes Profil und seine Job-Vorstellungen. Bei gegenseitigem Interesse tritt man in Kontakt: pragmatisch, effizient und direkt. Winkler stellte die etwas andere Jobbörse vor, mit welcher die Südsternen bei der Suche nach dem Traumjob und die Partner beim Finden der geeigneten Mitarbeiter unterstützt werden.