Weltwassertag 2022

Wassernutzung hat auch Einfluss auf den Klimawandel

Dienstag, 22. März 2022 | 08:20 Uhr

Von: luk

Bozen – Am heutigen Weltwassertag wird an das kostbare Nass erinnert, das uns als Lebensgrundlage dient, meist aber – zumindest in unseren Breiten – als selbstverständlich angesehen wird. Doch das Statistikinstitut Astat stellt für Südtirol fest, dass es doch einige Menschen gibt, die sich nicht trauen, Leitungswasser zu trinken.

ASTAT: 0,8 Prozent trauen sich nicht, das Leitungswasser zu trinken

2021 waren die meisten privaten Haushalte (97,7 Prozent) in Südtirol mit dem Wasserversorgungsdienst zufrieden und lediglich 0,8 Prozent trauten sich nicht, das Leitungswasser zu trinken. 2020 wurden in Südtirol 86,1 Millionen Kubikmeter Trinkwasser entnommen und 45,5 abgegeben. Zum Weltwassertag veröffentlicht das Astat diese und weitere Kennzahlen zur Trinkwasserkette, die aus der Zählung der Wasserdienste für die Versorgung des Haushaltssektors sowie aus den Ergebnissen über die Zufriedenheit mit dem Wasserversorgungsdienst aus der Istat-Mehrzweckerhebung der privaten Haushalte hervorgehen.

Kampagne MahlZeit: “Lasst euch Wasser reichen”

Trinkwasser ist dem Mineralwasser vorzuziehen, weil es die bessere Ökobilanz hat. Das sagt die Kampagne MahlZeit: “Täglich sollten wir mindestens zwei Liter Wasser zu uns nehmen. Doch wie kann dieses Bedürfnis auf möglichst umweltfreundliche Art und Weise gestillt werden? Ganz einfach: Durch normales Leitungswasser anstelle von Mineralwasser. Aufgrund des großen Unterschiedes in der Ökobilanz ruft die Kampagne Mahlzeit dazu auf, von Mineralwasser auf Trinkwasser umzusteigen. Beim Gasthausbesuch sollte man anstelle des Mineralwassers Trinkwasser bestellen und bereit sein, dafür auch zu bezahlen.”

Laut einer Studie des Schweizerischen Fachverbandes für Gas, Wärme und Wasser SVGW hat das durchschnittliche Mineralwasser eine mehr als 450-mal höhere Umweltbelastung als das Leitungswasser. Dafür verantwortlich seien beim Mineralwasser vor allem Kühlung und Transporte. Acquedotto Lucano SPA schreibt: „100 Liter Wasser abfüllen und 100 km weit transportieren ‘kostet’ gut zehn kg CO2.“ Dies gilt für alle anderen abgefüllten Getränke auch, aber beim Mineralwasser gibt es als Alternative eben das Leitungswasser. Und dies gilt gleichermaßen für die privaten Haushalte wie für die Gastronomie. Noch größer sei der ökologische Fußabdruck des Mineralwassers im Plastikgebinde. In einem Papier von Legambiente von 2018 kritisiert die Umweltorganisation, dass nirgends in Europa soviel Mineralwasser in Plastikflaschen abgefüllt werde, wie in Italien. Ein großer Teil davon lande auch in der Gastronomie. 14 Milliarden Liter waren es im Jahr 2016, Trend steigend.

Zum Weltwassertag richtet die Kampagne MahlZeit nun einen Appell an die Gastronomie, diesem Wahnsinnstrend etwas entgegen zu setzen und den Gästen Leitungswasser anzubieten. „Natürlich entstehen der Gastronomie durch einen Krug Leitungswasser und die dazugehörigen Gläser auch Kosten und die sollten von den Kunden bezahlt werden“, so Ernährungscoach Ivonne Daurú. Das aktive Anbieten von Leitungswasser habe aber neben der Verbesserung der Ökobilanz auch einen erzieherischen Effekt, ergänzt Brigitte Gritsch Koordinatorin der Südtiroler Weltläden. „Es ist eine Rückbesinnung auf den Wert der Ressource Wasser, der in den letzten Jahren viel zu sehr verloren gegangen ist.“ Die Konsumentinnen ruft die Kampagne MahlZeit anlässlich des Weltwassertages auf, im Gasthaus ganz bewusst nach Leitungswasser zu fragen. „Wenn die KundInnen bereit sind, den Aufwand des Wirtes zu bezahlen, dann hat die Gastronomie sicher auch die Bereitschaft, anstelle von Mineralwasser einen Krug frischen Leitungswassers auf den Esstisch zu stellen“, so Ernährungsfachfrau Silke Raffeiner. MahlZeit beruft sich bei seiner Forderung auch auf die Nachhaltigkeitsziele 2030 der Vereinten Nationen, im Besonderen auf die Ziele Nr. 3, 6, 11, 12, 13, 15.

Um dieses Anliegen zu unterstreichen, organisiert die Kampagne MahlZeit am Welttag des Wassers in der Bozner Silbergasse einen Flashmob, bei dem second hand-Wassergläser mit einem Infoblatt als Inhalt an die PassantInnen verteilt werden. Der Flashmob steht unter dem Motto: „Lassen Sie sich Wasser reichen!“ Die Aktion wird von der Organisation für Eine solidarische Welt OEW getragen und vom Amt für Weiterbildung unterstützt.

SEAB mit Blick hinter die Kulissen

Heute wird der Weltwassertag begangen. 1992 wurde er von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf die Bedeutung des Trinkwassers hinzuweisen, wie es in Ziel sechs der Agenda 2030 heißt. Das diesjährige Thema lautet “Grundwasser – das Unsichtbare sichtbar machen”, was für die Stadt Bozen, deren Trinkwasser zu 99 Prozent aus Grundwasser stammt, von besonderer Bedeutung ist.

Sauberes, frisches Wasser, das jedes Mal fließt, wenn wir einen Wasserhahn aufdrehen, ist für die Boznerinnen und Bozner eine Selbstverständlichkeit. Doch hinter den Kulissen steckt viel Arbeit, technisches Know-how und Sorgfalt für dieses kostbare Gut.

Drei Teams im Dienste des Trinkwassers

Das Wasserteam von SEAB besteht aus 14 Personen – drei Technikern und elf Arbeitern – die das Netz, bestehend aus 14 Brunnen, zehn Wasserspeichern und fast 200 Kilometer Rohrleitungen verwalten. Ihre tägliche Arbeit besteht in der Wartung und Kontrolle der Anlagen, der Suche nach Lecks und Reparaturen sowie der Überprüfung der Wasserqualität.

Neben dem Wasserteam sind da auch noch die Mitarbeiter des Teams für „übergreifende Dienste“, die auf Wassernotrufe antworten, den Fernsteuerungs-Saal überwachen, sich um die Elektroinstallationen kümmern und die Energieeffizienz des gesamten Systems verwalten.

Doch damit nicht genug: Ein Team von Technikern, die auf Planung, Wartung und Logistik spezialisiert sind, plant und realisiert Großprojekte, die zur Entwicklung des ständig wachsenden Stadtnetzes beitragen.

Kontinuierliche Investitionen in das städtische Wassernetz

SEAB investiert jedes Jahr in Projekte zur Entwicklung und Verbesserung der Wasseranlagen. Gerade in den letzten Wochen wurden zwei große Projekte in Angriff genommen, die die Einrichtungen noch sicherer und effizienter machen sollen.

Das erste Projekt betrifft die Erneuerung des Fernmess- und Fernsteuerungssystems, das zur Überwachung der Anlagen und der Zugänge zu allen Strukturen dient. Dieses System steuert außerdem die Aktivitäten der Pumpen und das Niveau von Speicherfüllungen, und passt diese an den Wasserverbrauch im Tagesverlauf an, damit so viel Strom wie möglich gespart wird. Das neue System wird noch mehr Möglichkeiten bieten, diese Prozesse zu analysieren und anschließend zu automatisieren, um die Verwaltung noch einfacher und nachhaltiger zu gestalten. Das Projekt umfasst auch Kanalisations- und Gasverteilungsanlagen und hat einen Gesamtwert von 867.000  Euro.

Das zweite derzeit laufende Projekt betrifft die Sicherheit der Zugänge zu den verschiedenen Anlagen: Alle städtischen Brunnen und Wasserspeicher, aber auch kleinere Anlagen (z. B. kleinere Abteile mit Druckminderungsventilen) werden mit modernen Sicherheitstüren und -fenstern ausgestattet, die (wie es bereits jetzt der Fall ist) mit dem Fernsteuerungssystem verbunden sind. Angesichts der beeindruckenden Zahl der verwalteten Einrichtungen und der besonderen Merkmale jeder einzelnen Einrichtung handelt es sich um ein sehr umfangreiches Projekt mit einem Gesamtwert von rund 235.000 Euro.

Ein Video, um das Unsichtbare sichtbar zu machen

Passend zum Thema des Wassertages 2022 “Grundwasser – das Unsichtbare sichtbar machen” hat SEAB ein kurzes Video gedreht, um die Bevölkerung von Bozen für die Bedeutung des Grundwassers zu sensibilisieren und nicht nur den Weg des Trinkwassers bis in unsere Häuser, sondern auch den täglichen Einsatz hinter dieser Versorgungskette zumindest teilweise sichtbar zu machen.

 

Caritas: “Kinder brauchen sauberes Wasser”

Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Grundrecht. Dennoch hat jedes fünfte Kind weltweit nicht genügend kostbares Nass zur Verfügung, um die Grundbedürfnisse zu decken. Dem wirkt die Südtiroler Caritas seit Jahren entgegen und wird dabei von privaten Spenderinnen und Spendern, aber auch von der Autonomen Provinz Bozen und der Region Trentino-Südtirol unterstützt.

Das Jahr 2030 rückt näher, aber das sechste Entwicklungsziel der Vereinten Nationen liegt noch in weiter Ferne. Es sieht vor, die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten. Laut dem UN-Weltwasserbericht 2021 haben 2,2 Milliarden Menschen weltweit keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser; 785 Millionen haben keine Möglichkeit, an sauberes Wasser zu gelangen. Am stärksten betroffen sind die ärmsten Länder, wobei die ersten Opfer die Kinder sind. „Wenn die Brunnen und Wasserstellen versiegen, trifft es zuerst die Buben und Mädchen. Statt die Schule zu besuchen, müssen sie Wasser von weit her nach Hause holen. Wenn durch die Dürreperioden die Ernten schlechter werden oder gar ganz ausfallen und es nicht mehr genug Nahrung gibt, besteht die Gefahr, dass sie die Folgen der Unterernährung lebenslang zu tragen haben. Sie sind auch besonders anfällig für Infektionskrankheiten, die vom schmutzigen Wasser herrühren“, betont Sandra D’Onofrio, die Leiterin des Caritas-Dienstes Globale Verantwortung.

Die Caritas Diözese Bozen-Brixen setzt sich seit Jahren dafür ein, den oft verheerenden Folgen von Wassermangel oder fehlenden sanitären Infrastrukturen entgegenzuwirken. In Bolivien, Äthiopien, Kenia und in der Demokratischen Republik Kongo unterstützt sie Projekte zur Trinkwasserversorgung: den Bau von Brunnen und Wassersammelbecken mit Wasserreinigungsfiltern und den Ausbau des Wassernetzes, damit das kostbare Nass auch bis zu den entlegenen Kindergärten und Schulen kommt.

Diese Projekte sichern das Überleben ganzer Familien, ganz besonders das der zukünftigen Generationen. „Ohne Wasser gibt es kein Leben: Menschen den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen, bedeutet nicht nur, ihnen ein Grundrecht zu garantieren, sondern hilft auch, zukünftigen Konflikten vorzubeugen.

Stadtwerke Meran organisieren kostenlose Führungen zu Trinkwasserquellen und Wasserspeichern

Die Stadtwerke Meran organisieren kostenlose Führungen zu Trinkwasserquellen und Wasserspeichern. Ziel des Internationalen Tages des Wassers ist es, die Institutionen und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, die Wasserverschwendung zu reduzieren und Verhaltensweisen zur Bekämpfung des Klimawandels anzunehmen.

“In den letzten Jahrzehnten gab es einen starken demografischen Anstieg, der zu einem beachtlichen Ausbau von Landwirtschaft und Industrie führte, wodurch die Nachfrage nach Wasser so stark anstieg, dass Fälle von Übernutzung auftraten. Man denke an wasserarme Gebiete, in denen Bewirtschaftungsfehler wie die übermäßige Vermehrung des Viehbestands oder die Zerstörung der Savannen zugunsten schnell wachsender Monokulturen (Erdnüsse, Hirse usw.) zu einer allmählichen Austrocknung der Gebiete geführt haben, was die Dürre weiter verschärft und einen langsamen, aber fortschreitenden Prozess der Wüstenbildung begünstigt”, heißt es aus der Gemeinde Meran.

#Fridaysforfuture habe der Öffentlichkeit eine unbestreitbare Realität vor Augen geführt: “Wir haben keine Zeit mehr. Nach Ansicht der meisten Wissenschaftler haben wir zwölf Jahre Zeit, um den Trend umzukehren und den immer deutlicher werdenden Klimawandel aufzuhalten, indem wir unser Verbrauchsverhalten verändern und die Ressourcen, einschließlich Wasser, umverteilen.”

Die kostenlosen Führungen finden von Dienstag bis Donnerstag statt:

Mindestalter für Kinder: Sieben Jahre
Dauer der Führung: ca. 40 Minuten
Vormerkungen: mindestens zwei Wochen vor Führungsdatum

Bezirk: Bozen