Gedanken zum 1. Mai – ein Kommentar

Weg vom fruchtlosen Poltern

Donnerstag, 04. Mai 2023 | 01:42 Uhr

Von: ka

Bozen – Südtirol hat auch dieses Jahr den 1. Mai hinter sich. Aus dem früheren, hart erkämpften Arbeiterfeiertag ist längst nur mehr ein arbeitsfreier Tag geworden, an der die Südtiroler ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen nachgehen. Während es die einen in die Natur oder an den Gardasee zieht, finden die anderen in den Shoppingtempeln dies und jenseits des Brenners ihr Glück.

Die polternden Reden der Gewerkschaftsbosse, in denen es jahraus jahrein um soziale Gerechtigkeit geht und vor denen in früheren Zeiten die Politiker gezittert haben, fehlt längst der Biss. Im Laufe der Jahre ist die Stimme der Angestellten und Arbeitnehmer immer leiser geworden. In einem Land, in der die Wirtschaft und die Bauern den Ton angeben, scheinen sich die „Arbeiter“ mit den Brosamen, die vom reich gedeckten Tisch fallen, zu begnügen.

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Die Caritas und andere Sozialverbände schlagen Alarm. Im reichen Südtirol klagen immer mehr Südtiroler, dass ihr Gehalt nicht mehr bis ans Monatsende reicht. Stehen größere Ausgaben an, werden viele Familien finanziell aus der Bahn geworfen. Die Teuerung und das noch teurere Wohnen lasten schwer auf den Einheimischen.

Aber es bleibt auffällig still. Neben dem für jeglichen Wandel zum Besseren notwendigen Protest mangelt es auch am Zusammenhalt. Auch noch so polternde Reden und am 1. Mai lautstark vorgetragene Forderungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Gewerkschaften, die heute mehr Dienstleister als Vertretung der Interessen der Arbeiterschaft zu sein scheinen, der starke Rückhalt fehlt.

APA/APA (dpa)/DB Andreas Gebert

Nichts kann sich Südtirol weniger leisten, als dass der soziale Zusammenhalt in Gleichgültigkeit umschlägt. Darum ist es unerlässlich, dass alle Einheimischen – auch die Arbeiter und Angestellten – am Reichtum des Landes, zu dem sie wesentlich beitragen, teilhaben. Dazu müssen die Arbeitnehmer aber ihre selbst gewählte Apathie aufgeben. Es ist endlich Zeit, dass klar benannte Forderungen von der Politik ernst genommen werden. Es braucht Abstand vom fruchtlosen Poltern.

Bezirk: Bozen