Von: mk
Terlan – Wer alles so macht, wie es immer gemacht wurde, macht sich zwar keine Feinde, nur, Geschichte schreibt er keine. Sebastian Stocker, der 2017 verstorbene, historische Kellermeister der Kellerei Terlan, war so einer, der stets neue Wege ging. „Ich habe immer geahnt, dass das Terlaner Terroir Außergewöhnliches hervorbringen kann. Allerdings kam dieses Potenzial damals nicht wirklich zum Vorschein“, sagte er einst. Bei seiner Vorahnung beließ er es nicht. In einer Zeit, in der in Südtirol kaum jemand an Qualität dachte, experimentierte er, tauschte er sich aus und gab sich von frühmorgens bis spätabends seiner großen Leidenschaft für Wein hin. Der jetzt vorgestellte Weißburgunder Rarity 2007 nimmt nicht zuletzt Bezug auf Stockers unbändigen Experimentiergeist.
Der Altkellermeister war ein Tüftler – auch weil das vor mehr als einem halben Jahrhundert nicht anders möglich war. Obwohl gesicherte Erkenntnisse fehlten, ging er jedoch mit ungeheurer Akribie und Feingefühl vor, hielt jede seiner Beobachtungen, die er im Weinberg und im Keller machte, in einem Notizbuch fest. Schon Anfang der 1960er-Jahre untersuchte und verglich er Reben unterschiedlicher Flächen. „Bei Verkostungen bemerkte ich, dass es einen Unterschied machte, wo die Trauben wuchsen und wie alt die Rebstöcke waren.” Aus dieser Selektion entwickelte sich eine Technik, sprich das Ausbauen kleiner Mengen in Drucktanks, die Stocker ursprünglich für die Herstellung von Schaumweinen angekauft hatte. Die Zeit jedoch war damals, im fernen Jahr 1967, noch nicht reif dafür. Also funktionierte er sie um – zu Lagertanks für seine Traubenselektionen, die dort die Möglichkeit erhalten sollten, länger auf der Feinhefe zu ruhen. „Es war wie ein Versuch mit offenem Ausgang“, erklärte er einmal. Nach einigen Jahren zeigte sich, dass dieses lange Hefelager der Entwicklungsfähigkeit und der Struktur der Weine sehr guttat. Ebenfalls beeindruckt von Stockers Weinschätzen – die ab 1979 als Rarity abgefüllt wurden- zeigten sich bei gemeinsamen Verkostungsrunden zwei bedeutende Persönlichkeiten der Weinwelt zu jener Zeit, Giorgio Grai und André Tchelistcheff. Es war der Beginn einer Tradition, an der die Kellerei Terlan aus gutem Grund festhält, schließlich sind die Rarity – Weine ein überzeugendes Argument für die Langlebigkeit der Terlaner Weißweine.
Kofler führt Stockers Erbe weiter
Rudi Kofler führt seit 2002 als Kellermeister der Kellerei Terlan das Erbe von Wein-Pionier Stocker weiter. Er verantwortet daher alle Rarity-Weine, die seither nach dem Vorbild Stockers hergestellt wurden: „Er war eine bemerkenswerte Persönlichkeit”, erinnert sich Kofler. “Und er war wie besessen vom Konzept des langen Hefelagers. Mittlerweile wissen wir, dass neben dem Terlaner Terroir auch dieses einen entscheidenden Beitrag zur Langlebigkeit leistet. Die Weine gewinnen trotz oder gerade wegen der langen Entfaltungszeit an Frische und Komplexität dazu“, erklärt er.
Hinter der Stocker´schen „Erfindung“, der Produktion von Raritätenweinen, steckt mittlerweile ein kluges Qualitätsmanagement, das Kofler anhand der neuen Rarity Weißburgunder 2007 erläutert: „Im Falle des Weißburgunders Rarity 2007 stammen die Trauben aus ausgewählten Parzellen von 3 Höfen im Vorberggebiet, auf Höhenlagen zwischen 500 und 600 Metern. Die Böden dort bestehen aus subvulkanischem Quarzporphyr, sind karg und leicht“, so Kofler. „Diese Weinberge sind 40 bis 50 Jahre alt und bringen natürlich lockere Trauben und sehr geringe Hektarerträge hervor. Der Weißburgunder 2007 wurde zunächst ein Jahr lang im Holzfass ausgebaut, danach kam er für 11 Jahre in einen Stahltank des Raritätenkellers. Während dieses langen Ausbaus erfolgt eine sogenannte Autolyse der Hefen, welche dem Wein eine besondere Aroma – und Geschmackskomplexität verleiht. Weiters erfolgt eine natürliche Stabilisierung, welche sich für die Alterungsfähigkeit äußerst positiv auswirkt.”
2007 – ein interessanter Jahrgang
Dass die Sorte Weißburgunder mittlerweile fast zum Fixstarter in der Wahl des Raritätenweines wurde, ist kein Zufall: „Wir beobachten seit Jahrzehnten, dass das Qualitäts- und Reifepotenzial unserer Weißburgunder besonders groß ist. Der Jahrgang 2007 zeichnet sich durch eine ausreichende Niederschlagsmenge im Sommer und durch einen sehr milden, sonnigen Herbst aus, welcher einen verfrühten Erntebeginn zur Folge hatte. Der Wein ist finessenreich, von einer tänzelnden Leichtigkeit und hohen Komplexität und einer Frische, die geradezu jugendlich ist“, so Kofler.
Erhältlich ist der Raritätenwein in einer streng limitierten Auflage von 3.300 Flaschen in der gehobenen Gastronomie sowie im ausgewählten Fachhandel.