AFI stellt zwölf Fakten vor

Weiter schwieriges Auskommen mit dem Einkommen in Südtirol

Donnerstag, 23. Januar 2025 | 12:40 Uhr

Von: luk

Bozen – Das Arbeitsförderungsinstitut AFI in Südtirol hält in einer Aussendung fest: “2024 setzt einen neuen Beschäftigungsrekord: Mehr Festanstellungen, sinkende freiwillige Kündigungen, geringeres Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren und gute Perspektiven für einen Jobwechsel. Doch gleichzeitig bleiben die Lohndynamik und die finanziellen Herausforderungen bestehen: Viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen tun sich weiterhin schwer, mit dem Lohn über die Runden zu kommen – für jede zweite Familie fehlen Sparmöglichkeiten.”

Das AFI liefert nachfolgend zwölf Fakten zur Situation der Arbeitnehmenden in Südtirol im Jahr 2024:

#1: Marke von 230.000 geknackt

230.316: Das ist die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten, die 2024 im Schnitt für die Südtiroler Wirtschaft gearbeitet haben. Damit hat Südtirols Beschäftigung erstmals die Marke von 230.000 Personen geknackt. Im Vergleich zu 2023 beträgt der Beschäftigungszuwachs 3.776 Personen bzw. 1,7 Prozent. Zugenommen hat die Beschäftigung in allen Wirtschaftsbereichen (am stärksten im Gastgewerbe mit +3,9 Prozent) mit Ausnahme der handwerklichen Bereiche im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe, welche beide ein Minus von weniger als einem Prozentpunkt verzeichnen.

#2: Festanstellung auf dem Vormarsch

Festanstellungen stehen wieder höher im Kurs. 2024 zählt man 3.020 Festanstellungen mehr als 2023 (was +1,8 Prozent zum Vorjahr entspricht), bei den Verträgen auf Zeit sind es 756 mehr (+1,2 Prozent). Im Jahresschnitt zählt Südtirols Arbeitsmarkt 63.081 befristet Beschäftigte, entsprechend 27,4 Prozent der lohnabhängigen Beschäftigung. Die Befristeten-Quote schwankt im Jahresverlauf und erreicht im September ihren Höchstwert (31,7 Prozent) und im November ihren Tiefststand (22,6 Prozent).

#3: Frauenbeschäftigung leg zu

Im Vergleich zu 2023 sind 2024 exakt 1.940 Frauen mehr auf dem Arbeitsmarkt (+1,8 Prozent), bei den Männern sind es +1.836 (+1,6 Prozent). Gleichzeitig ist bekannt, dass hier noch ein größeres Erwerbspotential unausgeschöpft ist, welches es zu aktivieren gilt.

#4: Teilzeit bleibt im Trend

Hoch im Kurs stehen nach wie vor die Teilzeitverträge. Hier stellt man 2024 einen Zuwachs von 1.814 Einheiten fest, was einer Veränderung von +2,8 Prozent zum Vorjahr entspricht. Die Vollzeitverträge legen um 1.957 Einheiten zu, das sind +1,2 Prozent zum Vorjahr. Das Gewicht von Teilzeit an der Gesamtbeschäftigung nimmt in der Langzeitbetrachtung stetig zu und erreicht im Jahr 2024 den Rekordwert von 28,8 Prozent.

#5: Arbeitskräfte aus dem Ausland immer wichtiger

Südtirols Arbeitsmarkt ist immer stärker auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. 37.886 Arbeitnehmer mit ausländischer Staatsbürgerschaft arbeiteten im Jahresschnitt 2024 für die Südtiroler Wirtschaft – das sind 16,4 Prozent der Gesamtbeschäftigung, was ebenfalls einen neuen Höchstwert darstellt. In anderen Worten: Eine von sechs in Südtirol beschäftigten Personen kommt aus dem Ausland.

#6: Höchster Anteil an Festanstellungen in der Industrie

Bei den Industriebetrieben im Verarbeitenden Gewerbe sind neun von zehn Beschäftigungsverhältnissen unbefristet – dieser Bereich erzielt somit den Höchstwert an „Vertragsstabilität“. Festanstellungs-Quoten von mehr als 80 Prozent erzielen alle anderen Wirtschaftsbereiche, mit nur zwei Ausnahmen: das Gastwerbe (35,5 Prozent) und die Landwirtschaft (27,5 Prozent). Hier sei allerdings angemerkt, dass die Festanstellungs-Quote im Gastgewerbe seit zwei Jahren leicht ansteigt, und zwar von 34,3 Prozent im Jahr 2022 auf 35,5 Prozent im Jahr 2024.

#7: Gewicht der älteren Belegschaft nimmt zu

Die Generation 55+ wird für Südtirols Arbeitsmarkt immer wichtiger. Genau 2.885 Personen mehr als 2023 können 2024 dieser Beschäftigten-Altersgruppe zugeordnet werden – ein Zuwachs von +6,5 Prozent. Leichte Zuwächse gibt auch in den Altersgruppen „Unter 30“ und „30 – 49 Jahre“, doch hier sprechen wir in beiden Fällen von weniger als zwei Prozent.

#8: Normalisierungsprozess bei den freiwilligen Kündigungen

Unmittelbar nach der Corona-Pandemie beobachtete man das Phänomen zunehmender freiwilliger Kündigungen. Die Bewegungsgründe hierfür sind noch nicht ausreichend belegt und umfassen Phänomene wie Impfgegner:innen, Sabbatjahr-Beziehende, Berufsabbrecher:innen, Burnout-Gefährdete, Personen, welche Sorgearbeit vereinbaren müssen u.a.m.. Im Jahr 2024 haben exakt 14.695 Personen ihren Job freiwillig gekündigt. Damit ist die Zahl nach den sprunghaften Anstiegen in den Jahren 2022 (15.765) und 2023 (15.478) wieder rückläufig.

#9: Arbeitsplatz sicher – Arbeitswechsel leichtgemacht

Südtirols Arbeitnehmende sehen ihren eigenen Job als relativ sicher an: Das belegt das AFI-Barometer in seinen entsprechenden Quartals-Ausgaben. Im Frühjahr schätzen 92 Prozent der Befragten Arbeitnehmer ihren Job als relativ sicher ein, im Sommer und im Herbst waren es 91 Prozent. Mehrheitlich positiv werden die Aussichten für einen eventuellen Jobwechsel eingeschätzt: Die Mehrheit der Arbeitnehmenden ist der Meinung, es sei „leicht“ bzw. „sehr leicht“, einen gleichwertigen Job zu finden (März und Juni 2024: 59 Prozent, Sept 2024: 55 Prozent).

#10: Keine schlechtbezahlte Arbeit in Südtirol? Von wegen!

In Südtirols Privatwirtschaft beträgt die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten mit einem Stundenlohn von weniger als neun Euro brutto genau 23.713, was einem Anteil von 11,9 Prozent aller in der Privatwirtschaft Beschäftigten entspricht. Neun Euro ist die Schwelle, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 für die Einführung eines gesetzlichen Mindeststundenlohns auf Italienebene zur Debatte stand. Belegt wird dies in einer Kurzstudie des Landesinstituts für Statistik ASTAT, die im Dezember 2023 erschienen ist. Die Zahlen beziehen sich allerdings auf das Jahr 2021.

#11: Schwierigkeiten, mit dem Lohn über die Runden zu kommen, bleiben aufrecht

Mehr als ein Drittel der befragten Arbeitnehmenden gelingt es nur mit einigen bzw. großen Schwierigkeiten, mit dem Lohn über die Runden zu kommen. Auch das belegt, einmal mehr, das AFI-Barometer. Der Anteil zieht sich konstant durch die Befragungen im Jahr 2024, die bislang veröffentlicht wurden (März 2024: 34 Prozent; Juni 2024: 41 Prozent, Sept 2024: 40 Prozent)

#12: Die Hälfte der Familien spart kein Geld an

Die Selbsteinschätzung der Möglichkeiten, in den nächsten zwölf Monaten Geld ansparen zu können, spaltet die Befragten des AFI-Barometers fast exakt in zwei Hälften: Während die eine zuversichtlich ist, Geld auf die hohe Kante legen zu können, geht die andere davon aus, dazu nicht in der Lage zu sein (März 2024: 44 Prozent, Juni 2024: 50 Prozent, Sept 2024: 48 Prozent).

Stellungnahme von AFI-Präsident Andreas Dorigoni

„Mit Zufriedenheit stellen wir fest, dass 2024 ein Wendepunkt erreicht wurde, der den Trend zu befristeten Arbeitsverhältnissen durchbrochen hat. Festanstellungen sind wieder auf dem Vormarsch. In der Industrie sind neun von zehn Arbeitsverhältnissen unbefristet, während im Gastgewerbe dieser Anteil nur bei drei von zehn liegt. Dies zeigt, wie unterschiedlich die Ansätze sind, um mit Produktionsspitzen und konjunkturellen Schwankungen umzugehen.“

 

 

 

Bezirk: Bozen

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