Von: luk
Bozen – Heute, am Weltzöliakietag, fand im Kongresssaal des Krankenhauses Bozen eine Tagung mit Fachleuten zum Thema Zöliakie statt.
Ganz bewusst hatten die Organisatoren die Fachtagung auf den 16. Mai gelegt, dem Welttag der Zöliakie. Denn diese Erkrankung, die immerhin allein in Südtirol rund 2.400 Personen betrifft, erfordert lebenslang eine strenge Disziplin. Tiziana Grasso, verantwortliche Fachärztin der Abteilung Gastroenterologie am Krankenhaus Bozen: „Um und Auf ist eine rechtzeitige Diagnose, später eine konsequente glutenfreie Ernährung. Gerade im pädiatrischen Bereich ist das eine große Herausforderung für alle.“ Zöliakie ist eine durch Glutenunverträglichkeit verursachte Autoimmunerkrankung, die hauptsächlich den Dünndarm betrifft. Sie führt zu einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut aufgrund einer Überempfindlichkeit gegen Bestandteile von Gluten, dem vor allem in vielen Getreidesorten vorkommenden Klebereiweiß.
Allerdings betreffen die Symptome nicht nur den Verdauungsapparat: Bei Kindern ist die Entwicklung oft verzögert, Erwachsene leiden oft unter Gewichtsverlust, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Müdigkeit. Dazu kommt die hohe psychische Belastung für den Betroffenen und dessen Umfeld. Unkompliziert einfach mal eine Pizza essen? Nicht möglich. Einen mitgebrachten Geburtstagskuchen zum Kaffee? Besser nicht, er ist wahrscheinlich mit glutenhaltigem Mehl gemacht. Das Leben eines Zöliakie-Erkrankten gleicht einer ständigen Suche, es dauert seine Zeit, bis der Betroffene selbst und/oder seine Familie eine gewisse Routine im Umgang mit der Erkrankung haben. Hier hilft eine ausführliche Information, am besten durch die betreuenden Fachleute. Deshalb wurde diese Tagung von der italienischen Zöliakievereinigung und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb organisiert, wissenschaftlicher Vorsitzender war Horand Meier vom Ressort für Gesundheit.
An der Tagung nahmen rund 100 Fachleute aus dem ärztlichen, pflegerischen und ernährungstherapeutischen Bereich teil. Die Rednerinnen und Redner aus mehreren Fachabteilungen des Südtiroler Sanitätsbetriebes referierten über die Diagnose und Behandlung im Kindes- und Erwachsenenalter sowie über oft gleichzeitig auftretende Krankheitsbilder wie z.B. Diabetes oder Rheuma.
Claudia Pfeifer, die Vorsitzende der Zöliakievereinigung Südtirol, stellte die Aktivitäten der Selbsthilfegruppe für die Südtiroler Patientinnen und Patienten vor. Ein besonderes Highlight war der Vortrag von Prof. Giovanni Cammarota der römischen Gemelli-Klinik, welcher auf die Geschichte und Gegenwart der Zöliakie einging: Schon im zweiten Jahrhundert nach Christus wurde diese als „bauchige Krankheit“ erwähnt. Später folgten Ärzte, die über eine Verdauungsstörung der Kleinkinder berichteten. Erst 1950 erkannte der Niederländer Willem Karel Dicke den Zusammenhang mit Gluten. Er führte dazu noch weitere Untersuchungen und Studien durch, die seine Annahme bestätigten. Deshalb gilt Dicke auch als Begründer der glutenfreien Diät als Behandlung für Zöliakie.