Von: luk
Bozen – Das Gerangel um das Thema Gratisstrom in Südtirol ist eröffnet. Wie das Tagblatt Dolomiten heute berichtet, peilt Landesrat Richard Theiner Gratisstrom für alle um 46 Euro im Jahr an.
Klappt alles, soll ab 2018 die Möglichkeit geschaffen werden elektrische Energie an „Verbrauchergruppen jeglicher Kategorie“ zu verteilen.
Doch weil die SVP-Arbeitnehmer jetzt schon Lunte gerochen haben, fordern sie die Vergünstigungen in erster Linie den Senioren sowie kinderreichen Familien zuzugestehen.
Mehr dazu erfahrt ihr in der heutigen „Dolomiten“-Ausgabe!
ASGB: “Gratisstrom ist eine wichtige entlastende Maßnahme”
Der Vize-Vorsitzende des ASGB (Autonomer Südtiroler Gewerkschaftsbund), Alex Piras, zeigt sich erfreut, dass das Land den Artikel 13 des Autonomiestatutes anwendet, der vorsieht, den Gratisstrom, den es von den Konzessionären erhält, an die Verbraucher weiterzugeben.
„Erfreulich in diesem Kontext ist nicht nur die Tatsache, dass im Autonomiestatut vorgesehene Verbraucherrechte endlich erfüllt werden, sondern vor allem, dass die Haushalte entlastet werden. Demzufolge ist der Vorstoß des Energielandesrates Richard Theiner absolut unterstützenswert und zielt in eine vernünftige Richtung, Südtirols Bürger zu unterstützen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber dennoch der Umstand, dass der Gratisstrom ohne unnötige bürokratische Hürden, wie Einkommenserklärungen oder anderweitige verwaltungstechnische Bremsklötze verteilt wird“, schreibt Piras in einer Presseaussendung.
„Die momentane Haltung des Energielandesrates, der darlegt, sich aktuell noch nicht auf Verbraucherkategorien, die vom Gratisstrom profitieren sollen, festzulegen, ist an und für sich nachvollziehbar. Der ASGB fordert aber ganz dezidiert diese Maßnahme unter anderem zu Gunsten der Rentner auszulegen. Der jahrelang nicht erfolgte Inflationsausgleich und die teilweise niederen Renten rechtfertigen diese Zweckbestimmung zur Entlastung der Rentner in jeder Hinsicht“, schließt Piras.
“Der Aufwand darf nicht höher als der Nutzen sein- Nein zu zusätzlicher Bürokratie!”
“In den Medien wird derzeit das Thema “Gratisstrom” erörtert. Laut Autonomiestatut sind die Inhaber großer Wasserkonzessionen dazu verpflichtet 220 KW/h je KW mittlerer Nennleistung an das Land abzuführen, bis dato wurde man dieser Verpflichtung mit Geldzahlungen gerecht. Mit dem Nachtragshaushalt, soll es nun möglich werden ab dem nächsten Jahr elektrische Energie an Verbrauchergruppen jeglicher Kategorien zu verteilen. Die Mindereinnahmen für den Haushalt würden ca. 10 Mio. Euro betragen – pro Haushalt wäre dies dann die Ersparnis von 46 Euro. Jetzt bringen sich die verschiedensten Interessensgruppen in Stellung und diskutieren, wem der günstige Strom prioritär zu Gute kommen solle”, so die SVP-Wirtschaft.
„Die Aussicht auf Gratisstrom klingt natürlich gut – man darf aber nicht die Kosten für den bürokratischen Aufwand in der Abwicklung außer Acht lassen und unterschätzen. Wenn die Kosten den Nutzen übersteigen fällt dies auch wieder auf den Steuerzahler zurück”, mahnt die SVP-Wirtschaft. “Insbesondere wenn dann der Strom vorzugsweise an bestimmte Bevölkerungsgruppen abgegeben werden soll erfordert, die Überprüfung der Kriterien einen immensen bürokratischen Mehraufwand. Die Wirtschaft fordert hingegen eine generelle Senkung des Strompreises, um auch die Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Unternehmen zu stärken.” „Die SVP-Wirtschaft ist jedoch strikt dagegen, dass durch die komplizierte Abgabe von vermeintlichem Gratisstrom zusätzliche Bürokratie “herangezüchtet” werde,“ betont der Vorsitzende Josef Tschöll.
“Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen auch für die Unternehmen”
Die im Nachtragshaushalt vorgesehene Entscheidung, durch den Gratisstrom,
der dem Land Südtirol zusteht, günstigere Energiepreise für die
Endverbraucher zu garantieren, wird vom Unternehmerverband begrüßt. „Die
Reduzierung der Energiekosten für Familien und Unternehmen, um so
wettbewerbsfähige Preise im Vergleich zum Rest Europas zu erreichen, ist
ein Anliegen, das wir mehrfach vorgebracht haben, auch in einem gemeinsamen
Dokument mit den Gewerkschaften“, erinnert Verbandspräsident Federico
Giudiceandrea.
In diesem Zusammenhang unterstreicht der Unternehmerverband, dass die
Energiekosten vor allem für die Unternehmen auf ein mit dem Rest Europas
wettbewerbsfähiges Niveau gebracht werden müssen. Denn die italienischen
Betriebe bezahlen eine der höchsten Stromrechnungen europaweit: wie die
jüngsten Eurostat-Daten zeigen, liegt der Preis für industrielle Abnehmer
in Italien um rund 30 Prozent höher als im europäischen Durchschnitt und um
rund 50 Prozent höher als in Österreich. „Die Energie ist ein strategischer
Wettbewerbsfaktor für alle Unternehmen, insbesondere für die
Produktionsbetriebe. Die gleichen Bedingungen zu bieten, wie die Konkurrenz
im Ausland, wird deshalb zu einem ausschlaggebenden Faktor für die
Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und seine Fähigkeit, bestehende Betriebe
zu halten und neue anzuziehen. In Anbetracht des Mehrwerts und des
Beitrages zum Wohlfahrtssystem von Seiten der Betriebe, würde eine
Energiepolitik, die sichere Energie zu konkurrenzfähigen Preisen
ermöglicht, einen unmittelbaren Vorteil für die gesamte Bevölkerung
garantieren“, so Giudiceandrea.
Südtirol produziert doppelt so viel Energie als es verbraucht und das Land
hat einen großen Spielraum im Bereich der Energiepolitik. „Neben einem
wettbewerbsfähigen Preis muss auch Versorgungssicherheit garantiert werden,
indem in die Verteilernetze investiert wird“, so Giudiceandrea
abschließend.