Von: bba
Meran – Nach den Wetterkapriolen der letzten Wochen hat mit dem stabileren Sommerwetter die Getreideernte in Südtirol begonnen. 57 Regiokorn-Bauern bauen derzeit auf insgesamt knapp Hundert Hektar Roggen, Dinkel und Gerste an und hoffen nun auf gute Qualitäten.
Das Regenwetter der letzten Wochen bereitete nicht nur den Hüttenwirten und Schwimmbadbetreibern große Sorgen, sondern auch den Getreidebauern in Südtirol. Denn der Zeitpunkt der Ernte hat den größten Einfluss auf die Qualität. Das Getreidekorn muss die richtige Reife haben, darf aber nicht zu feucht sein. Ist das Korn nämlich am Feld schon reif und wird nass, verliert es seine Backfähigkeit. „Es wächst aus“, so nenne sich das in der
Fachsprache, meint Irene Holzmann vom Südtiroler Beratungsring, welcher die Landwirte berät. „Ist es nass und wird trotzdem geerntet, ist es nicht lagerfähig, da es schimmeln würde. Einige Bauern haben sich daher gerüstet und können das Getreide bei Bedarf mit Luft trocknen.“
In den Tallagen Südtirols wurde in den vergangenen Tagen bereits der Großteil der Ernte eingeholt, in den höheren Lagen, wie im oberen Vinschgau oder im Antholzer Tal, ist das Getreide Ende August reif. Bei Markus Wasserer vom Kircherhof in Kiens ist es heuer gut gelaufen. Den Betrieb seiner Eltern hat er auf Bio umgestellt und erstmals auf über einem Hektar Regiokorn-Roggen angebaut. „Den vielen Regen hat das Getreide gut überstanden, da hilft uns der Wind, der hier jeden Nachmittag aufkommt und alles wieder trocknet“, erzählt Markus Wasserer. „Und das wichtigste: Der Mähdrescher steht rechtzeitig für die Ernte zur Verfügung – jetzt hoffen wir nur noch, dass uns die Meraner Mühle auch eine gute Qualität bestätigt“. „Damit wir hochwertiges Mehl herstellen können, muss das Getreide bestimmte Qualitätskriterien erfüllen“, so Rudolf von Berg, Eigentümer der Meraner Mühle und selbst Müllermeister. „Beim Dinkel ist der Eiweiß- und Klebergehalt ausschlaggebend, beim Roggen vor allem die sogenannte Fallzahl – beides Werte, die wir von jedem einzelnen Getreidefeld im hauseigenen Labor messen und die direkt auf die Backfähigkeit des Getreides schließen lassen.“
Wenn alles verläuft wie geplant, sind es auch heuer wieder 300 bis 350 Tonnen Südtiroler Getreide, die in der Mühle verarbeitet werden. Das Projekt „Regiokorn“ entstand im Jahre 2011 mit dem Ziel, den regionalen Getreideanbau in Südtirol wiederzubeleben. Die Meraner Mühle in Lana koordiniert seit diesem Zeitpunkt
Aussaat und Abholung des Getreides von über 55 Landwirten aus dem Vinschgau, Pustertal und Eisacktal. Erst nach bestandener Qualitätsprüfung und sorgfältiger Reinigung und Vermahlung geht es an die derzeit 19 Südtiroler Bäcker, die daraus hochwertige Backwaren mit dem Qualitätszeichen Südtirol herstellen. Auch die Südtiroler Gasthäuser sowie ein Teil der Buschenschänke der Marke Roter Hahn setzen ab heuer das einheimische Getreide in ihrer Küche ein. Wer selbst gerne zu Hause kocht und bäckt, erhält Regiokorn-Dinkelmehl, Roggenmehl und Gerste im ausgewählten Fachhandel, online sowie im Getreidefachgeschäft „farinarium“ in der Meraner Mühle.