Langzeitstudie

Wie nachhaltig ist Agrotourismus?

Dienstag, 14. Mai 2024 | 09:58 Uhr

Von: mk

Bozen – Das Erfolgskonzept Urlaub auf dem Bauernhof (UaB) steht in dieser Woche im Mittelpunkt des zweiten Weltkongresses für Agrotourismus in Bozen. Im Rahmen dieser globalen Plattform wird ein Forschungsteam der Freien Universität Bozen erste Ergebnisse einer gemeinsamen Langzeitstudie mit Eurac Research präsentieren, in der anhand eines Panels von rund 500 Betrieben in Südtirol, Trentino und Tirol die Entwicklung und die Besonderheiten dieser landwirtschaftlichen Nebentätigkeit beleuchtet werden.

Mit rund 3.000 Betrieben und mehr als 29.000 Betten hat sich das Konzept „Urlaub auf dem Bauernhof“ (UaB) in Südtirol als wichtiges Standbein von Landwirten und beliebtes touristisches Angebot etabliert. Auch in umliegenden Regionen sowie in vielen Ländern weltweit boomt der Agrotourismus. Aktuelle Zahlen und vor allem Zukunftsperspektiven, Herausforderungen und Grenzen dieser landwirtschaftlichen Nebentätigkeit werden von 16. bis 18. Mai auf dem zweiten Weltkongress für Agrotourismus (WAC) beleuchtet, der von Eurac Research veranstaltet wird.

Ein wichtiger Treffpunkt für internationale Forschende und alle Stakeholder im Bereich des ruralen Tourismus, bei dem auch ein großes Südtiroler Forschungsprojekt in diesem Bereich Premiere feiern wird. Forschungsteams rund um Prof. Christian Fischer von der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften der Freien Universität Bozen sowie um Thomas Streifeneder, Leiter des Instituts für Regionalentwicklung von Eurac Research, wollen die Entwicklung dieser Form des landwirtschaftlichen Nebenerwerbs in einem Langzeitprojekt untersuchen.

Dafür wurde in Kooperation mit der Universität Innsbruck ein Panel von rund 500 UaB-Betrieben in allen drei Mitgliedern der Europaregion Tirol zusammengestellt. Die ersten Ergebnisse aus den bisher vier Veröffentlichungen des Projekts, die Teil einer Doktorarbeit von Giulia Grillini sind, werden in dieser Woche der internationalen Community in diesem Bereich vorgestellt.

Dazu zählt ein internationaler Überblick zur aktuellen Situation und den unterschiedlichen gesetzlichen Regelwerken des Agrotourismus. „Global gesehen ist Urlaub auf dem Bauernhof ein relativ neues Phänomen, und der Vergleich hat gezeigt, dass Italien ein sehr ausgearbeitetes gesetzliches Regelwerk hat“, erklärt Thomas Streifeneder. Einen Vergleich zwischen agrotouristischen Strukturen in den drei Provinzen der Europaregion stellte das Forschungsteam in einem weiteren Paper an. Dabei zeigte sich unter anderem, dass Betriebe im Trentino stärker auf Gastronomie, die Umsetzung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken sowie die Vernetzung mit der lokalen Gemeinschaft setzen, während der Schwerpunkt in Südtirol und teilweise auch in Tirol stärker auf dem Angebot qualitativ hochwertiger Ferienunterkünfte liegt.

Besonders interessant sind auch die Ergebnisse einer 2023 im Journal of Rural Studies erschienenen Publikation, die Nachhaltigkeitsaspekte von Betrieben mit und ohne UaB-Angebot vergleicht. Eine generelle Aussage, welche Betriebsform nachhaltiger ist, lässt sich laut den Ergebnissen nicht treffen. „UaB-Betriebe haben beispielsweise einen höheren Anteil an Bio-Produktion und sind auch in der Energieversorgung nachhaltiger“, sagt Christian Fischer. Warum das so ist, wird aktuell in einer weiteren Studie analysiert. Obwohl die Betriebe im Schnitt wirtschaftlich nachhaltiger arbeiten, also mehr verdienen, produzieren sie im Schnitt weniger landwirtschaftliche Produkte als Betriebe ohne touristisches Angebot. Aber auch soziale Nachhaltigkeitsaspekte, wie Beziehungen mit der Nachbarschaft oder der Gemeinschaft vor Ort, leiden bei UaB-Betrieben in der Regel stärker als auf anderen Höfen.

„Urlaub auf dem Bauernhof ist für Südtirols Landwirtschaft ein zentrales Thema. Deshalb wollen wir die Entwicklung dieser Tätigkeit auch als Forschende längerfristig begleiten und mit regelmäßigen Befragungen zu bestimmten Themenbereichen sowohl zeitliche Vergleichswerte wie auch Unterschiede zwischen Betrieben mit und ohne touristischem Angebot aufzeigen“, so Prof. Christian Fischer.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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12 Kommentare auf "Wie nachhaltig ist Agrotourismus?"


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diskret
diskret
Universalgelehrter
1 Monat 24 Tage

Gscheiter schauen im Stall wie es den Vieh geht und nit mit de geizigen Urlauber die zeit vergolden

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 24 Tage

was heite als Urlaub auf dem Bauernhof läuft sind Wellnesshotels ohne einen Quadratmeter Wiese, die von einem gefälligen Landwirt zum Schein teuer gepachtet werden…

😜

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
1 Monat 24 Tage

diskret
dummes oberflächliches Gelaber!

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 24 Tage

@Doolin Nun, du bist ja nicht mak für Nachhaltigkeit! Du bist als Rentner und damit de facto Staatsangestellter nur noch für Ruhe denn der Rest interessiert dich ja nicht.

Pasta Madre
Pasta Madre
Universalgelehrter
1 Monat 24 Tage

@Doolin ja leider ist das so

bern
bern
Universalgelehrter
1 Monat 24 Tage

@Doolin
es gibt manch schwarze Schafe, aber das, was du beschreibst, ist nicht möglich. Lies dir mal die Kritierien durch. Und es ist kein Grund so pauschal negativ zu schreiben.

So sig holt is
1 Monat 24 Tage

Für viele bergbauern isches ober a sehr wichtiges standbein, ogen dies sie nit überleben kannten, Beiträge hin oder her… man muas zudem a nit in gonzen tog in stoll ummer stian und in viech zuaschaugen wia es frisst und 💩 oder? 😂

krokodilstraene
1 Monat 24 Tage

Kann man mit Spinnen im Gang, Fliegen in der Küche und Mücken auf der Terrasse auch Uralub auf dem Bauernhof anbieten?
Ausreichend Tiere wären ja geboten…

So sig holt is
1 Monat 24 Tage

kommt auf die GVE an 😂

krokodilstraene
1 Monat 23 Tage

@So sig holt is
…du hosch meine Spinnen net gsegn 😉

So ist das
1 Monat 24 Tage

Ist der Urlaub auf dem Bauerhof vielerorts wirklich noch auf einem Bauerhof? 🤔

Aurelius
Aurelius
Kinig
1 Monat 24 Tage

Urlaub auf dem Bauernhof hat mit Bauernhof nichts mehr am Hut. ene abgeänderte Form von Wellness, Sauna und Sportunterkunft

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