Von: luk
Bozen – In der ersten Jahreshälfte 2019 haben in Südtirol über 1.500 gewerbliche Unternehmen ihre Tätigkeit aufgenommen. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat diese Unternehmen genauer unter die Lupe genommen. Aus der Analyse geht hervor, dass zwei Drittel – etwa 1.000 – tatsächlich neue Geschäftsinitiativen sind, während die restlichen Betriebe durch Nachfolgen oder Umwandlungen von bereits bestehenden Unternehmen entstanden sind. Für diese Auswertung entwickelte das WIFO in Zusammenarbeit mit der Universität Trient einen Algorithmus zur Klassifizierung der Unternehmen. Die innovative Methodik wurde gestern auf der Konferenz „European Establishment Statistics Workshop 2019“ in Bilbao (Spanien) vorgestellt.
Im ersten Halbjahr 2019 nahmen in Südtirol 1.505 gewerbliche Unternehmen ihre Tätigkeit auf. Allerdings handelt es sich nur bei einem Teil davon um tatsächliche Neugründungen. Ein beträchtlicher Anteil betrifft hingegen Unternehmen, die aus der Umwandlung bereits bestehender Unternehmen entstanden, z.B. durch Nachfolgen, Übernahmen, Aufspaltungen oder Rechtsformänderungen.
Durch Anwendung einer innovativen Methodik konnte das WIFO 1.002 effektive Neugründungen ermitteln, die ohne Beteiligung bereits existierender Unternehmen entstanden. Die Neugründungen machen somit zwei Drittel der gesamten neuen Unternehmen aus. Sie sind vor allem im Baugewerbe (211 Neugründungen) und im Handel (161) tätig. Es folgen die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (72), die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (71) und das verarbeitende Gewerbe (68). Über ein Drittel der Neugründungen ist auf Jungunternehmer/innen unter 35 Jahren zurückzuführen.
Die Statistiken zu den Neugründungen werden mit einem Algorithmus erstellt, der von Mattias Martini und Giacomo Caterini vom WIFO entwickelt wurde. Die Ergebnisse sind mit den internationalen Definitionen von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union kohärent. Der Algorithmus wird nun in Zusammenarbeit mit der Universität Trient weiterentwickelt: Mithilfe des maschinellen Lernens versucht man, immer genauere Statistiken zur Unternehmensdemographie zu erarbeiten. Die neue Methodik wurde am Donnerstag, 26. September, im Rahmen des European Establishment Statistics Workshop 2019 in Bilbao (Spanien) vorgestellt. Es handelt sich um die bedeutendste Konferenz in Europa für Unternehmensdemographie und Unternehmensstatistik.
Die Zusammenarbeit mit der Universität Trient entstand im Rahmen der Forschungsinitiative Dr. Oswald Lechner, mit der das WIFO drei Doktorandenstellen an den Universitäten der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino (Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Freie Universität Bozen, Universität Trient) finanziert.
Methodische Anmerkung
Im Rahmen dieser Untersuchung gilt als Neugründung die Schaffung einer neuen Kombination von Produktionsfaktoren ohne Einbezug von bereits bestehenden Unternehmen. Um die Neugründungen zu ermitteln, hat das WIFO Tätigkeitssektor, Standort und Eigentum der im Handelsregister neu eingetragenen Unternehmen berücksichtigt. Dabei wurden jene Unternehmen als Neugründungen identifiziert, die die Tätigkeit in den ersten sechs Monaten 2019 aufgenommen haben und keine Verbindung zu bereits bestehenden Betrieben aufweisen.