Von: luk
Wiesen – Insgesamt 11,2 Millionen Fahrzeuge im Jahr und an Spitzenzeiten bis zu 70.000 Fahrzeuge pro Tag rollen durch das Wipptal. “Mehr geht nicht mehr”, pflichteten Landeshauptmann Arno Kompatscher und Mobilitätslandesrat Florian Mussner dem allgemeinen Tenor bei der Infoveranstaltung des Landes zur Mobilität gestern Abend in Wiesen bei. Es gelte also, vor allem den Güterverkehr verstärkt von der Straße auf die Schiene zu verlagern, aber auch Mobilität für Personen durch den Ausbau von Bus- und Bahnangeboten nachhaltiger zu gestalten, so Kompatscher und Mussner. Bezirksgemeinschaftspräsident Karl Polig und Bürgermeister Stefan Gufler sprachen sich ebenfalls für rasche umweltfreundliche Lösungen aus, möglichst noch vor der Fertigstellung des Brennerbasistunnels (BBT).
BBT, höhere Maut und Förderung für Warentransport per Bahn
Die günstige Maut und der billigere Dieseltreibstoff in Österreich ziehe viel Umweg-Transitverkehr über den Brenner an, und zwar zwischen 300.000 und 800.000 Fahrzeuge pro Jahr, sagte Kompatscher. “Unser wichtigstes Umweltprojekt, das Abhilfe schafft und Luft- und Lärmbelastung reduziert, ist der Brennerbasistunnel”, betonten die Landesvertreter.
“Wir wollen möglichst viel Güterverkehr auf Schiene in den BBT verlagern, dazu braucht es eine Mauterhöhung, eine Angleichung der Dieselpreise, den Ausbau der Verladebahnhöfe und ein Transitverkehrsverbot auf der Brennerstaatsstraße“, sagte Kompatscher. Bereits jetzt schon vergebe das Land Beiträge für den Warentransport auf Schiene, und zwar 33 Euro pro Rola-Transporteinheit und 19 Euro pro unbegleiteter Einheit. Der Landeshauptmann verwies auf das für 12. Juni geplante Brennermeeting, ein Treffen mit den Verkehrsministern von Deutschland, Österreich und Italien, bei dem eine Korridormaut von München bis Verona weiter konkretisiert werden soll. Auch stehe die Verlängerung der Konzession der Brennerautobahn A22 und die Umwandlung der Gesellschaft in eine öffentliche Gesellschaft kurz bevor. Inzwischen, so Kompatscher, sei ein Verkehrsmanagement mit Transportobergrenzen oder Dosierungen wie Blockabfertigungen möglich. “Wir wollen das Verhältnis zwischen Güterverkehr auf der Straße, derzeit rund drei Viertel, und Güterverkehr auf der Bahn, derzeit rund drei Viertel, bis 2027 angleichen und bis 2035 umkehren“, betonte Kompatscher.
BBT: Arbeiten gehen gut voran
Für den BBT würden die Arbeiten indessen gut voranschreiten, berichtete der Präsident der Südtiroler Transportstrukturen-AG und Direktor der BBT-Beobachtungsstelle Martin Ausserdorfer. Derzeit sind 82 Tunnelkilometer freigestellt. „Die große Tunnelbohrmaschine ist kurz vor Trens angelangt, zwei weitere Bohrmaschinen starten noch heuer, innerhalb 2019 wird das Südportal des BBT freigestellt und für die Unterquerung des Eisacks wird das Gelände eingefroren, um Umweltschäden zu vermeiden“, fasste Ausserdorfer zusammen.
Bus und Bahn immer mehr genutzt
Positives Feedback gab es zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. “Wir müssen weiter Verkehr vermeiden, Mobilität mehr auf die Bahn und Busse verlagern und sie insgesamt verbessern und optimal vernetzen“, unterstrich Mobilitätslandesrat Mussner. Er dankte allen, die Bus und Bahn statt dem Privatwagen nutzen, denn jeder einzelne könne so einen Beitrag für eine saubere Umwelt und mehr Lebensqualität leisten. Allein im Einzugsgebiet Wipptal werden pro Werktag fast 5000 Entwertungen auf den öffentlichen Verkehrsmitteln (Bussen und Zügen) registriert. Landesweit haben die Entwertungen für Zugfahrten laut Mussner von 6,2 Millionen 2012 auf 9,9 Millionen im Jahr 2017 angestiegen, was einem Plus von 55 Prozent entspricht.
Infrastruktur für bessere Fahrpläne
In den kommenden Jahren will die Landesregierung gemeinsam mit dem italienischen Schienenetzbetreiber RFI noch mehr in Bahninfrastruktur investieren. “Welche Infrastruktur benötigt wird, ergibt sich aus dem Fahrplankonzept“, erklärte STA-Direktor Joachim Dejaco. Künftig sollen Bahnfahrten vor allen pünktlich, bequem, gut vertaktet und preisgünstiger sein als die Fahrt im Privatwagen, unterstrich der Direktor der Landesabteilung Mobilität Günther Burger, der das Fahrplanmodell der Zukunft vorstellte. Demnach gibt es im Regionalverkehr für Sterzing/Brenner ab der Fertigstellung der Bahnschleife übersRiggertal ab 2024 bessere Verbindungen. Bereits 2021 soll es eine stündliche Verbindung auf der Strecke Mals – Meran – Bozen – Innsbruck ohne Umstieg am Brenner geben. Dazu kommt die stündliche Bedienung der Strecke Brixen – Sterzing, wofür ein neues Wendegleis am Bahnhof Sterzing gebaut wird. Weiterhin gibt es die zweistündliche Bedienung der Strecke Bologna – Verona – Bozen – Brenner mit den Regionalexpresszügen.
Bahnhöfe zugänglicher machen
Burger skizzierte auch die Situation der Bahnhöfe im Wipptal. Für Sterzing wurden die Arbeiten für die Erhöhung der Bahnsteige, die Verlängerung der Unterführung und die Aufzüge für einen behindertengerechten Zugang im Zuge der Realisierung des Wendegleises von RFI gutgeheißen. Am Brenner ist das Bahnhofsgebäude bereits saniert und die taktilen Wege auf den Bahnsteigen sind fertig. Die Aufzüge und die Erhöhung der Bahnsteige sollen laut RFI 2019 gebaut sein. Im Bahnhof Franzensfeste wurden die Bahnsteige bereits erhöht und die Arbeiten für den Warteraum und den Aufzug stehen kurz vor dem Abschluss. Für den Bahnhof Freienfeld sind Verbesserungsarbeiten in Planung. Der Bahnhof Gossensass wurde bereits besser zugänglich gemacht.
Mehr Schutz vor Lärm
Auch in Sachen Lärmschutz soll sich einiges tun, kündigte Ausserdorfer an. So kann die STA die Bauarbeiten für die Lärmschutzwände Gossensass ausschreiben. Dabei gibt es laut Ausserdorfer auch für Südtiroler Firmen gute Möglichkeiten einen Auftrag zu bekommen. Baubeginn sollte noch in diesem Jahr sein. Für die Bahn in Freienfeld ist eine Einhausung der Bahnstrecke auf 180 Metern Länge vorgesehen, wofür die Arbeiten auch schon laufen und bis 2019 beendet sein sollen. Ergänzend dazu sind nördlich und südlich Lärmschutzwände vorgesehen. Dazu ist die Ausschreibung ist in Vorbereitung. Für die Lärmschutzwand Mittewald haben die Bauarbeiten haben soeben begonnen. Technisch kompliziert gestalten sich die Arbeiten für die Lärmschutzwand Aicha. Ein Vertag für die Bauarbeiten wurde bereits unterzeichnet.