Österreichs Handelsdefizit ist zu China deutlich höher als zu den USA

Wirtschaftsdelegierter – Trumps Zölle werden überschätzt

Sonntag, 19. Januar 2025 | 08:45 Uhr

Von: apa

Die Vereidigung von Donald Trump zum US-Präsidenten sorgte zuletzt in der Wirtschaft für Sorge. Aber die Ankündigung Trumps, die Zölle anzuheben, sollte nicht überbewertet werden, sagte Wilhelm Peter Hasslacher, Wirtschaftsdelegierter im Außenwirtschafts Center New York, im Gespräch mit der APA. “Es geht nicht darum, dass man wie das Kaninchen vor der Schlange steht”, so Hasslacher, denn die Frage nach den Zöllen greife zu kurz.

Österreichs Exporte in die USA könnten laut dem Wirtschatsdelegierten durchaus zurückgehen, sollten die Zölle tatsächlich eingeführt werden. Allerdings verzeichnete Österreich bei den US-Exporten in den vergangenen Jahren hohe Zuwachsraten. Importen aus den USA in Höhe von 7,9 Mrd. Euro (2023) standen Exporte über 14,7 Mrd. Euro gegenüber. Wobei es sich bei zwei Drittel der Exporte Österreichs in die USA um Hightech handle, während von den USA eher Rohstoffe geliefert würden. Aber auch gegenüber China und Deutschland weisen die USA ein großes Handelsbilanzdefizit aus. Insofern sei es verständlich, dass die USA wieder zum Produktionsstandort werden wolle, merkte der Wirtschaftsdelegierte an.

Produktion vor Ort

Eventuelle Exportrückgänge würden jedoch durch Produktionen vor Ort substituiert, sagte Hasslacher. Derzeit sind rund 1.000 österreichische Unternehmen in den USA vertreten. “Und rund ein Drittel davon produziert auch in den USA”, so der Wirtschaftsdelegierte.

Das Interesse an einem US-Standort sei bereits in den vergangenen Jahren gestiegen: “Viel niedrigere Energiekosten, ein freundliches Wirtschaftsklima, eine hohe Kaufkraft, ein leichterer Zugang zum Kapitalmarkt und stabile Rahmenbedingungen machen die USA attraktiv”, so Hasslacher. Und für das operative Geschäft sei die Politik egal.

Standort Österreich stärken

Wichtig wäre es für Österreich, den Standort attraktiver zu gestalten. Vor allem bei den Energiekosten und der Bürokratie müsste sich hierzulande etwas ändern, sagte Hasslacher. Aber auch bei den Kapitalmärkten hinke man hinter den USA hinterher.

Die USA bedienen sich nicht nur Zöllen, die zum Teil bereits unter der ersten Amtszeit von Trump eingeführt und unter seinem Nachfolger Joe Biden beibehalten wurden. Es müssten aber nicht immer Zölle sein: So untersagten die USA etwa die Übernahme von US-Steel durch Nippon Steel.

Wichtiger chinesischer Markt

Derzeit handle es sich bei den Zöllen um “Hausnummern”, die im Raum stehen. Es sei noch nicht klar, ob und in welchem Ausmaß die Zölle tatsächlich kommen. Und sollten die Lieferketten gestört werden, wird man die Situation wohl neu bewerten.

Jedenfalls müsse sich Österreich über die Handelsbeziehungen zu den USA keine Sorgen machen: Europa hat, so Hasslacher, als Wirtschaftspartner durchaus Relevanz. Nach den jüngsten Drohgebärden Trumps – etwa bezüglich der Einverleibung Grönlands – wechselte man in den Modus der Zusammenarbeit.

Problematischer sei China: So wurden 2023 Waren um rund 15 Mrd. Euro nach Österreich geliefert. Die Exporte beliefen sich hingegen auf lediglich 5 Mrd. Euro. “Wir haben schon mehr nach Slowenien geliefert als nach China.” Österreichs Wirtschaft hänge aber mit Deutschland in den Handelsbeziehungen mit China drinnen: Die Autozulieferindustrie, die die deutschen Pkw-Hersteller beliefert, bekomme die rückläufigen Pkw-Absatzzahlen in China zu spüren.

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