Von: luk
Bozen – Auf insgesamt 100.000 Euro bezuschusst nun das Land Südtirol Veröffentlichungen von wissenschaftlichen Artikeln über Open Access.
Forschungsergebnisse samt den dazugehörigen Daten müssen international und unbeschränkt zugänglich sein, damit die Qualität und Relevanz der entsprechenden Studie steigt und sich die Vernetzung mit anderen Forscherteams weiter ausbauen lässt. Die Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Artikeln aus Südtirol erhöht zudem die Bekanntheit des Forschungsstandorts und seiner Akteure. “Da wir bis dato schon unerwartet viele Ansuchen erhalten haben, erhöhen wir die Mittel, die in diesem Jahr bereitgestellt werden, von 70.000 auf 100.000 Euro”, sagt der Direktor in der Landesabteilung Innovation, Forschung und Universität, Vito Zingerle. Noch bis 26. November 2018 können Forschungsinstitutionen ihre Ansuchen einreichen.
Fallbeispiel alpine Notfallmedizin
Hermann Brugger ist Leiter des Instituts für Notfallmedizin an der Eurac. Der Arzt und Forscher findet, dass die Landeszuschüsse für den unbeschränkten Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln und Forschungsdaten „die intelligenteste Art der Förderung der Wissenschaft“ darstellen. “Zum einen erhöht die unbeschränkte Veröffentlichung die Sichtbarkeit der Forschungsarbeit enorm – das hat weiters zur Folge, dass die Artikel ihrerseits zitiert werden”, sagt Brugger. Ein Artikel eines von Brugger geleiteten Forschungsteams handelt von der höheren Qualität von Forschungsergebnissen mithilfe einer Klimakammer. “Eine Klimakammer wie jene im NOI Techpark, dem TerraXcube, gibt uns die unkontrollierbaren Störfaktoren einer Feldstudie in der Natur in die Hand – wir können Kälte, Wind, Niederschlag und vor allem Höhenlage genau steuern. Vor allem sei ihre unbeschränkte Replizierbarkeit gegeben. Der Artikel sei über Open Access veröffentlicht worden und habe schnell Wellen geschlagen. “Ein ausländisches Forschungsteam hat sich heute mit mir getroffen, um Näheres über eine mögliche Zusammenarbeit zu besprechen”, sagt Brugger. Genau in diesem Punkt bestehe der zweite Vorteil der Zuschüsse für Open-Access- Veröffentlichungen: “Wir werden als Kooperationspartner attraktiver für größere Forschungsteams, was für uns als relativ kleiner Forschungsstandort wichtig ist.”
Brugger erklärt aber auch noch zwei weitere Vorteile: Forscher würden die Landeszuschüsse nur erhalten, wenn sie Artikel in renommierten wissenschaftlichen Journalen veröffentlichen – dies erhöhe auch die Qualität der unternommenen Forschungsprojekte. Nicht zuletzt würde der unbeschränkte Zugang zu den Forschungsergebnissen seines Instituts bewirken, dass auch Ärzte in ärmeren Ländern der Welt die Ergebnisse in ihre Arbeit einfließen lassen können – beispielsweise zu den Folgen von extremer Höhe auf den menschlichen Körper. Diese Fachleute könnten sich die kostspieligen Abonnements der wissenschaftlichen Journale in der Regel nicht leisten.
27 Ansuchen im Jahr 2017 gefördert
Seit 2017 bezuschusst das Land Südtirol die Freischaltung von wissenschaftlichen Artikeln auf Open Access. Das jeweilige Forschungsteam muss unter der Leitung einer Südtiroler Forschungsinstitution stehen oder ihr angeschlossen sein. 27 Ansuchen hat die Landesabteilung Innovation, Forschung und Universität in den sechs Monaten, die dafür zur Verfügung standen, angenommen. Insgesamt 59.000 Euro betrugen die Zuschüsse. Die Abteilung hat die Liste der Artikel vor wenigen Tagen auf ihren Webseiten veröffentlicht.
Von den letztjährigen geförderten Artikeln sind 16 von der Eurac, 6 von der Unibz, 3 vom Naturmuseum und zwei vom naturwissenschaftlichen Museum in Trient, Muse (Projekte, die das Land Südtirol fördert, weil von lokalem Interesse). Durchschnittlich betrug der Zuschuss 2200 Euro. Die Artikel betrafen die Naturwissenschaften (10), die Medizin (8), technische Themen (5), die Rechtswissenschaften (2) und die Wirtschaft (2). Von den 27 sind 16 in wissenschaftlichen Journalen der Kategorie Q1 übernommen oder berücksichtigt worden – es ist dies die höchste Klassifizierung.
Über Open Access
Wissenschaftliche Erkenntnisse umfassen in der Regel neben einem Bericht auch Forschungsdaten. Wenn diese über Open-Access unentgeltlich zugänglich sind, stehen sie für jedermann zur Nutzung bereit. Das bedeutet auch, dass diese Daten leichter überprüft werden können – dies erhöht die Transparenz und damit auch die Qualität und Relevanz der Studie. Außerdem werden insgesamt kostbare Forschungsmittel gespart, weil die Daten für Sekundäranalysen bereitstehen.