Von: mk
Bozen – Die Rückkehr von Wolf und Bär wird Südtirols Almbewirtschaftung völlig verändern. Wie eine Erhebung auf 30 Almen zwischen Reschen und dem Deutschnonsberg gezeigt hat, muss ein Umdenken stattfinden. In Zukunft sollen Zäune, Hunde und Hirten Schafe und Ziegen schützen.
Eine freie Beweidung scheint nicht mehr möglich. „Auf einigen dieser Almen kann das Vieh nicht mehr richtig geschützt werden, wenn es weiter so aufgetrieben wird wie gewohnt“, erklärt Landesrat Arnold Schuler.
Während der Bauernbund nicht an ein mögliches Nebeneinander von Wolf und Vieh glaubt, ist sich auch der Landesrat bewusst, dass das Unterfangen schwierig wird. Für ihn steht fest: Es muss gehandelt werden, noch ehe der Wolf in Südtirol Fuß fasst.
Land, Bauern, Kleintierzüchter und Almbesitzer arbeiten auf Hochdruck an Lösungen, die in der Studie aufgezeigt werden.
Während einige Almen flächen- und geländemäßig so liegen, dass es ausreicht, Zäune zu errichten, damit die Herde beisammen bleibt, sind auf anderen Almen Herdenhunde und Hirten, die die ganze Zeit über auf der Alm bei den Tieren sein sollen, nötig. Nachts sollten die Schafe und Ziegen in Pferche gesperrt werden. Das Vieh, das meist von verschiedenen Besitzern stammt, muss schon vor dem Auftrieb aneinander gewöhnt werden, um auf der Alm dann in der Herde gehalten werden zu können.
Laut Schuler sei auch zu überlegen, ob man den in Südtirol üblichen Abtransport abgestürzter oder verendeter Tiere beibehalten will, da Wölfe auch Aasfresser sind. Tierkadaver wären eine Futterquelle, die Wölfe davon abhalten könnte, frische Tiere zu reißen, meint Schuler.
Im Amt für Jagd und Fischerei steht fest, dass es ein wolffreies Südtirol nicht geben wird. Immerhin würden Wildtiere keine Grenzen kennen, sagt Amtsdirektor Luigi Spagnolli. Abschüsse werde es hierzulande höchstens in Ausnahmefällen geben.
„Beim Wolf haben wir jetzt aber die Möglichkeit, ein Projekt zu starten, von dem auch andere Almgebiete im Land profitieren können“, erklärt Martin Stadler vom Amt für Jagd und Fischerei gegenüber den „Dolomiten“. Auch im Pustertal könnte nämlich schon bald der Wolf heulen.
FH: “Schutz der Nutztiere ein Gebot der Stunde”
“Die ganze Thematik Wolf in den Alpen wird wieder einmal zu einer praxisfremden und bürokratischen Posse für den ländlichen Raum bzw. für die Landwirtschaft. Was ist das für ein Staat, der die Wölfe über alles schützt und die Bergbauern hingegen aufruft, sich den Wölfen bedingungslos anzupassen? Ich wäre damit einverstanden, wenn der Wolf als Tier vom Aussterben bedroht wäre. Aber das ist ganz und gar nicht der Fall. Und deshalb sehe ich nicht ein, dass nun Bergbauern sich auf den Wolf einstellen und zur Kenntnis nehmen müssen, dass Tiere in Zukunft halt eben gerissen werden”, so der freiheitliche Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker in einer Aussendung.
“Ein Tier, welches in der Landwirtschaft gezüchtet wird, ist nicht eine bürokratische Kartei in einem Büro, sondern ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, mit welchem sich ein Bauer identifiziert, mit dem und von dem er lebt. Ein Bauer sieht ein Tier heranwachsen, entwickelt dazu eine emotionale Bindung und schätzt es. Das gilt auch für alle anderen landwirtschaftlichen Produkte im Tal, wenn beispielwiese Apfel- oder Weinblüten dann zu Äpfeln und Trauben werden. Das erlebt auch ein Reihenhausbesitzer in seinem eigenen Garten! Landwirtschaft ist in Südtirol noch eine emotionale und keine industrielle Arbeit. Deshalb muss man sehr wohl verstehen, dass Bergbauern nicht wollen, dass in Zukunft ihre Tiere von Wölfen gerissen werden. Mir kommt sowieso vor, dass immer mehr realitätsfremde Städter und Bürokraten in der Landwirtschaft entscheiden, obwohl sie keinen praktischen Zugang zum Thema haben (keinen Tau!). Über die Entwicklung im ländlichen Raum müssen jene ein entscheidendes Mitspracherecht haben, die dort leben und ihren Lebensunterhalt bestreiten. Zurufe von weltfremden Schreibtischtätern sind jedenfalls entbehrlich!”, so Stocker abschließend.
Junge STF: “Der Wolf passt nicht mehr zu Südtirol”
Die Aussagen des Direktors im Amt für Jagd und Fischerei Luigi Spagnolli wertet die Junge Süd-Tiroler Freiheit jenseits von Pragmatismus. Der Direktor ließ vor Kurzem mit der Aussage aufhorchen, dass man auf Almen zum Schutz vor Wölfen die Herden einzäunen solle, oder gegebenenfalls durch Hirtenhunde bewachen lassen müsse. Die Junge Süd-Tiroler Freiheit wertet dies als “wirklich impraktikable Lösungsvorschläge” und als “verfrühten Faschingsscherz”.
Die Sicherheit der Herde müsse oberste Priorität haben. Auch durch Einzäunen oder das Halten von Wachhunden würden aufgrund des verlockenden Angebotes Wölfe immer wieder Tiere einer Herde reißen, schlussfolgert die Junge Süd-Tiroler Freiheit.
“Grundsätzlich ist der Wolf eine Bedrohung für die Kulturlandschaft in Südtirol. Heute reißt der Wolf Schafe vom Bauern, morgen attackiert er womöglich noch Wanderer und Touristen. Diese drohenden Gefahren erzeugen enorme finanzielle Schäden, zudem könnte Südtirols Ruf als Tourismusland massiv Schaden nehmen, sollten Touristen zu Schaden kommen”, so Christoph Mitterhofer Landesjugendleitungsmitglied der Jungen Süd-Tiroler Freiheit.
“Die Auswirkungen sind im Moment relativ gering, ich möchte mir nicht ausmalen, wie sich die Situation ändert, sobald sich mehrere Rudel in Südtirol ansiedeln. Der Wolf, aber auch der Bär, passen nicht mehr ins Südtiroler Ökosystem. Die romantische Vorstellung der Wiederansiedlung von Raubtieren ist bei der Siedlungsdichte in Südtirol unrealistisch,“ schließt Christoph Mitterhofer seine Aussendung ab. Die Junge Süd-Tiroler Freiheit spricht sich für ein klares Aussiedeln der Wölfe aus.