Radio und Zeitung verlieren, Internet gewinnt

Zahlen des ASTAT: Südtirols Mediennutzung im Wandel

Dienstag, 08. April 2025 | 11:11 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Der Fernseher läuft in Südtirol weiterhin zuverlässig – doch längst nicht mehr nur klassisch über die Antenne. Radio verliert, bleibt aber zuverlässig, Zeitungen auch. Das Internet und soziale Medien erreichen Höhen wie nie- besonders bei Jüngeren. Eine Stichprobenerhebung des ASTAT zeigt, wie sich die Mediennutzung ab 14 Jahren in Südtirol verteilt.

Am Fernsehkonsum kommt man in Südtirol nach wie vor kaum vorbei: 65 Prozent der Menschen schalten täglich oder fast täglich ein – ob am klassischen Gerät, auf dem Smart-TV oder mobil über Tablet und Smartphone. Rund 324.000 Personen sehen durchschnittlich täglich fern, und das etwa zwei Stunden lang. Damit sinkt die durchschnittliche Sehdauer im Vergleich zum Corona-Höchstwert 2021 (144 Minuten) auf nun 120 Minuten – ein Niveau, das sogar unter dem Wert von 2012 liegt.

Vor allem am Abend ist der Fernseher gefragt: Zwischen 20.00 und 21.00 Uhr erreicht die Zuschauerzahl mit 213.000 Menschen ihren Tageshöhepunkt. Danach sinkt sie schrittweise – bis Mitternacht sind noch rund 27.000 Personen dabei.

Fernsehen verändert sich

Während das klassische Fernsehgerät mit 60 Prozent immer noch das meistgenutzte Empfangsgerät ist, schauen mittlerweile 40 Prozent der Zuschauer über Smart-TV. Fast ein Drittel konsumiert Fernsehen über mobile Endgeräte. Bezahlfernsehen ist ebenfalls auf dem Vormarsch: 40 Prozent verfügen über ein entsprechendes Abo oder eine Wertkarte – ein deutlicher Anstieg gegenüber 17 Prozent im Jahr 2017.

Streamingdienste etablieren sich ebenfalls zunehmend im Alltag: Neun Prozent nutzen On-Demand-Angebote täglich oder fast täglich, 17 Prozent ein- bis mehrmals wöchentlich. 62 Prozent jedoch greifen bislang gar nicht auf solche Dienste zurück. Besonders deutlich ist der Altersunterschied: Jüngere konsumieren flexibler, ältere bleiben dem linearen Fernsehen treu.

Nachrichten vorn – Serien holen auf

Der Blick auf die Inhalte zeigt ein stabiles Muster: Nachrichten stehen weiterhin an der Spitze – 63 Prozent der Zuschauer schalten sie regelmäßig ein. Es folgen Spielfilme (58 Prozent) und Serien (46 Prozent). Auffällig ist der Rückgang bei Nachrichten- und Informationssendungen, während Serien an Beliebtheit gewinnen.

Geschlechtsspezifisch zeigen sich klare Unterschiede: Männer interessieren sich stärker für Sport sowie kulturelle und wissenschaftliche Formate, während Frauen öfter Serien und Kochsendungen einschalten. Mit dem Alter wächst das Interesse an Quiz- und Talkshows sowie an Sendungen zu aktuellen Themen, während Formate wie Reality-TV oder Zeichentrickfilme eher von Jüngeren bevorzugt werden.

Radio verliert, aber bleibt verlässlich

Auch das Radio gehört für viele Südtiroler zum Alltag – wenn auch zunehmend seltener: 54 Prozent hören täglich oder fast täglich zu, meist über Autoradio oder digitale Endgeräte. 2012 waren es noch 64 Prozent. Die durchschnittliche tägliche Hördauer ist ebenfalls gesunken – von 146 auf nun 119 Minuten.

Gedruckte Tageszeitungen unter Druck

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Zeitungslektüre: Nur noch 40 Prozent lesen täglich eine Tageszeitung – 2021 waren es noch 47 Prozent. Während gedruckte Lokalausgaben weiterhin dominieren, gewinnen digitale Angebote vor allem bei überregionalen Zeitungen an Boden. Online erreichen nicht-lokale Tageszeitungen mittlerweile mehr Leser als ihre gedruckten Ausgaben.

Internet omnipräsent – außer bei Älteren

Am stärksten hat sich das Medienverhalten jedoch im Internet verändert: 81 Prozent der Bevölkerung surfen täglich oder fast täglich in ihrer Freizeit. Besonders ausgeprägt ist die Nutzung bei den 14- bis 49-Jährigen – dort liegt der tägliche Nutzungsanteil bei über 94 Prozent. Bei den über 65-Jährigen hingegen nutzt nur knapp die Hälfte regelmäßig das Netz, rund ein Drittel gar nicht. Allerdings: Im Vergleich zu 2021 ist dieser Anteil deutlich gesunken.

Social Media ist allgegenwärtig

Soziale Medien sind aus dem digitalen Alltag der Südtiroler kaum noch wegzudenken. Fast alle Internetnutzer nutzen soziale Medien: 89,4 Prozent der 14- bis 64-Jährigen und 71,5  Prozent der 65- bis 84-Jährigen. Besonders ausgeprägt ist die Nutzung bei den Jüngsten: Bei den 14- bis 24-Jährigen nutzen sogar 96,6 Prozent soziale Medien. Am beliebtesten sind YouTube (77,9 Prozent) und WhatsApp (77,7  Prozent), gefolgt von Facebook (53,2  Prozent) und Instagram (48,6  Prozent). Die Plattform TikTok hat sich vor allem bei jungen Menschen etabliert und liegt bei den 14- bis 24-Jährigen an dritter Stelle mit einem Anteil von 63,9 Prozent.

Hasskommentare bleiben ein Problem

Mit der breiten Nutzung sozialer Medien steigt auch die Konfrontation mit Hass im Netz. Laut ASTAT haben 16,2  der 14- bis 84-jährigen Internetnutzer bereits Hasskommentare im Internet gelesen. Besonders häufig betroffen sind intensive Social-Media-Nutzer: Unter den täglichen Nutzern sozialer Medien beträgt dieser Anteil 27,5  Prozent. Die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen ist besonders exponiert – bei ihnen haben 32,7 Prozent bereits Hasskommentare gesehen.

Mediennutzung wird individueller

Die ASTAT-Erhebung zeichnet das Bild einer Gesellschaft, deren Medienverhalten sich zunehmend differenziert. Klassische Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitung verlieren zwar langsam an Bedeutung, bleiben aber feste Bestandteile des Alltags. Gleichzeitig setzen sich digitale Alternativen – besonders bei Jüngeren – immer stärker durch. Wer, wann und wie Medien konsumiert, ist heute vielfältiger denn je.

Bezirk: Bozen

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