Ausgebremst

zebra. steht wieder still

Mittwoch, 10. Februar 2021 | 22:31 Uhr

Von: bba

Bozen – Volle Lager, leere Taschen: So sieht es derzeit bei der Straßenzeitung zebra. der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt in Brixen aus. Kurz vor Start in das neues Verkaufsjahr stehen tausende gedruckte Zeitungen und die neuen Ausweise für das Jahr 2021 bereit. Aber der neuerliche Lockdown bremst auch das Sozialprojekt Straßenzeitung ein schmerzhaftes drittes Mal ein. Rund 60 Verkäufer, die nach der Pause durch die Doppelausgabe jetzt dringend ihr bescheidenes, monatliches Einkommen benötigen, sitzen wieder auf dem Trockenen. Neben dem Postversandt und der Möglichkeit zu Spenden, springen diesmal die Südtiroler Weltläden und solidarische Einzelhändler ein und bieten zebra. gegen eine Spende in ihren Geschäften an.

Bereits zum Dritten Mal trifft der Lockdown auch die Straßenzeitung mit voller Wucht. Im vergangenen Jahr konnte Dank der Solidarität der Leserschaft das Schlimmste abgewendet und den Verkäufer ein Überbrückungsgeld ausbezahlt werden, das durch Spenden und zebra.Postversandt zusammenkam. Der neuerliche Lockdown stellt die OEW und Geschäftsführer Matthäus Kircher wiederum vor eine große Herausforderung: „Die OEW kam 2020 mit einer finanziellen Schramme davon. Mittlerweile wird die Situation für immer mehr Menschen in Südtirol zunehmend schwieriger, viele müssen jeden Euro zweimal umdrehen und das spüren nicht zuletzt auch Sozialprojekte und Vereine, die auf Spenden angewiesen sind.“ Dennoch sei man sich der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und leiste auch diesmal wieder den notwendigen Beitrag und habe den Verkauf umgehend gestoppt.

Dennoch wird die Situation von Menschen, die ohnehin am Rand der Gesellschaft stehen, immer prekärer. zebra.Sozialarbeiterin Patrizia Insam sagt: „Die Stimmung innerhalb der Verkäufer-Gruppe ist am Boden. Die Angst, ohne genügend finanzielle Mittel für die gerade im Winter hohen Kosten für Heizung, Miete und Lebensmittel zuhause festzusitzen, ist groß.“ Gar einige zebra.Verkäufer hätten 2019 einen Job gefunden und ihn aufgrund von Corona wieder verloren. Sie verkaufen jetzt wieder die Straßenzeitung. Der Straßenverkauf im Rahmen des Sozialprojekts kommt keiner Anstellung gleich, sondern bietet lediglich eine Übergangslösung. Nun bleibt auch dieses kleine Einkommen aus.

zebra. in Weltläden und Geschäften

Eine kurzfristig organisierte Notlösung ruft nun die Südtiroler Weltläden und einige solidarische Einzelhändler auf den Plan. In allen Weltläden (Bozen, Bozen Formiche, Brixen, Bruneck, Gröden, Kastelruth, Klausen, Lana, Leifers, Meran, Neumarkt, Sand in Taufers, Sterzing, Toblach) sowie bei folgenden Einzelhändlern kann die Straßenzeitung ab sofort gegen die übliche 3-Euro-Spende abgeholt werden: Optik Maia Meran; Gärtnerei Schullian Bozen, Gärtnerei Platter Eppan, Bäckerei Riedl Glurns, Bäckerei Sellemond Feldthurns, Pro Natura Bozen Gries.

Eine aktualisierte Liste aller Partner-Geschäfte ist online unter www.oew.org/zebrashops abrufbar. Außerdem ruft die OEW interessierte Geschäfte, die derzeit geöffnet halten können und zebra. unterstützen möchten auf, sich bei der Organisation zu melden: zebra@oew.org; 0472 208204.

Zustellung und Spenden weiter möglich

Die zebra.Verkäufer sind üblicherweise im ganzen Land unterwegs. Jene Leser, die fernab vom Einzugsgebiet der genannten Geschäfte wohnen, können sich auch diesmal die Zeitung nach Hause bestellen. Ab einer Spende von zehn Euro auf das zebra-Notfallkonto bei der Raiffeisenbank (OEW, Iban: IT 68 S 08307 58221 000300004707; Überweisungsgrund: zebra) wird zebra. südtirolweit per Post zugestellt. Die letzten Male kam es leider zu groben Verzögerungen und gar einige Zeitungen kamen nicht an. Daher sind die Leser*innen gebeten, sich bei der OEW zu melden, falls die Zeitung nicht innerhalb einiger Wochen ankommt.

Die Februar-Ausgabe

In schwierigen Zeiten braucht es ihn mehr denn je: Mut. Für die erste Ausgabe 2021 hat sich die Redaktion der Straßenzeitung, die Großteils aus ehrenamtlichen Schreiber besteht, daher auf die Suche nach Menschen gemacht, die von jeher in unserer Gesellschaft auf besonders große Hürden stoßen und mutig für ihre Rechte, gegen Tabus und für ein gutes Leben für alle kämpfen. Redaktionsleiterin Lisa Frei: „Diese Ausgabe soll Mut machen und lässt auch uns daran glauben, dass wir gemeinsam mit unserer Leserschaft das kommende, womöglich verflixte Siebte Jahr des Bestehens, als Projekt Straßenzeitung überstehen werden.“

Bezirk: Bozen