Von: luk
Bozen – Bei einer von der Agentur für Bevölkerungsschutz organisierten Veranstaltung haben Zeitzeugen von den Unwettern 1965/66 in Innichen und Vierschach erzählt.
Dabei wurde nicht nur Rückschau gehalten, sondern auch über die aktuelle Situation im Umgang mit Naturgefahren in Südtirol im Allgemeinen und in Innichen im Besonderen berichtet: Der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger legte in seinem Vortrag dar, wie die zuständigen Behörden den Herausforderungen im Umgang mit Naturgefahren begegnen, und appellierte an die Verantwortung aller Beteiligten, gemeinsam wirksame, nachhaltige und ökologisch tragfähige Lösungen für den Hochwasserschutz anzustreben.
Vor einem halben Jahrhundert standen zahlreiche Häuser in Innichen und Vierschach infolge lang anhaltender, starker Regenfälle unter Wasser. Damit die Bilder dieser Katastrophe nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden und das Bewusstsein für Naturgefahren lebendig bleibt, hat die Agentur für Bevölkerungsschutz gemeinsam mit der Gemeinde Innichen im Rahmen von Pro Drau die Veranstaltung “Kimp do Boch?” organisiert. Das Projekt Pro Drau wird über das operationelle Programm Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE 2007-2013 finanziert.
Der Innichner Dorfchronist Franz Brugger, der Bauer Johann Patzleiner aus der Fraktion Winnebach, der ehemalige Feuerwehrkommandant aus Vierschach Friedl Weitlaner und Elena Cadamuro aus Innichen schilderten eindrucksvoll, wie sie vor 50 Jahren das Unwetter erlebt und welche Maßnahmen sie getroffen haben, um sich selbst sowie Kinder und Verwandte zu retten, Häuser, Gehöfte und auch das Vieh in Sicherheit zu bringen. Die Zeitzeugen berichteten, wie sie in waghalsigen Hilfsaktionen mit einfachen Mitteln Menschen retteten und das Auftreten von noch größeren Schäden verhinderten. Mitbürger konnten damals über den hochwasserführenden Bach in Sicherheit gebracht werden; Kinder kamen bei ihren Verwandten in benachbarten Dörfern unter, konnten aber wegen der unterbrochenen Straßen über Tage hinweg nicht die Angehörigen sehen und sich auch nicht mit verständigen.
Die Innichner Bürgermeisterin Rosmarie Burgmann lobte das Engagement der Zeitzeugen und dankte ihnen für die Bereitschaft, den jüngeren Generationen ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu vermitteln. Unter den Anwesenden waren neben weiteren Gemeindevertretern auch der Bürgermeister von Sexten Fritz Egarter. Aus dem benachbarten Osttirol war der Bürgermeister von Sillian Hermann Mitteregger in Begleitung weiterer Gemeindevertreter vertreten und lobte die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinden Sillian und Innichen. Diese hat sich auch im Vorjahr bei der Bewältigung des Unwetterereignisses mit Übermurungen an der Grenze zwischen Südtirol und Osttirol bewährt. Gelungene Zusammenarbeit ist aber nicht nur im Katastrophenfall wichtig, sondern insgesamt für die nachhaltige Regionalentwicklung in diesem Grenzgebiet.