Positionspapier verabschiedet

Zugverbindung nach Meran: Bauern kritisieren Großprojekt

Dienstag, 18. Februar 2025 | 15:30 Uhr

Von: mk

Bozen/Meran – Die Bezirke Bozen und Burggrafenamt im Südtiroler Bauernbund haben ein Positionspapier verabschiedet, das sich mit dem Ausbau der Bahnlinie zwischen Bozen und Meran befasst. Wie berichtet, war der geplante Ausbau der Bahnstrecke am heutigen Dienstag Thema einer Anhörung im IV. Gesetzgebungsausschuss des Landtags.

Eine zügige Modernisierung der Bahnverbindung zwischen Bozen und Meran sei zwar zu begrüßen, damit der öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird und Anreize geschaffen werden, das Auto stehenzulassen. Ein Ausbau müsse aber mit Hausverstand und in kurzer Zeit erfolgen. Überdimensionierte Bauprojekte seien nicht die Lösung, erklären die Bauern „Das geplante Projekt bringt in dieser Form keinen Mehrwert für die Bevölkerung im Etschtal zwischen Bozen und Meran. Was es stattdessen braucht, ist ein verlässlicher, pünktlicher, sauberer, sicherer und finanzierbarer öffentlicher Nahverkehr“, so der Bauernbund.

Im Positionspapier werden mehrere Punkte vorschlagen. Wörtlich heißt es in dem Positionspapier:

Wir fordern eine zeitgemäße Modernisierung der bestehenden Bahnstrecke, was nachhaltiger, schneller, günstiger und attraktiver ist.

Um die Attraktivität und damit die Nutzerzahlen der Bahn zu erhöhen, müssen die Fahrpläne besser an den übrigen öffentlichen Nahverkehr, besonders die Busse, angepasst werden. Zudem ist eine bessere öffentliche Anbindung an die Bahnhöfe notwendig, wie z. B. eine Busverbindung vom Überetsch zum Bahnhof Terlan, für die Fahrt nach Meran.

Wir regen darüber hinaus an, testweise eine direkte Busverbindung vom Bahnhof Meran zum Bahnhof Bozen über die Mebo einzurichten, mit eventuellen Haltestellen etwa bei den Krankenhäusern, in der Industriezone Bozen oder in der Drususallee.

Eine Direktverbindung ist dank der bereits bestehenden Vorzugsspuren schneller als die Fahrt mit dem Pkw.

In der Testphase soll erhoben werden, wie stark die direkte Busverbindung genutzt wird. Die Ergebnisse sollen bewertet und veröffentlicht werden und in die endgültige Entscheidung über die Modernisierung der Bahnlinie einfließen.

Wir erwarten uns die Wiederaufnahme der Verhandlungen und des institutionellen Tisches.

Es braucht dringend, bereits heute, eine Anlaufstelle, die sich gemeinsam mit dem Schienennetzbetreiber RFI um die Anliegen der Bevölkerung, der Grundeigentümer und der Gemeinden bemüht. Diese könnte im Landes-Ressort Infrastrukturen und Mobilität oder bei der STA eingerichtet werden.

Den Bau des Bahnhofs Sinich begrüßen wir ausdrücklich, ebenso den Ausbau des dreigleisigen Virgl-Eisenbahntunnels und die Digitalisierung der Strecke!

Die geplante Verlegung der Bahnhöfe Terlan und Siebeneich lehnen wir ab!

Auf die folgenden Punkte macht der Bauernbund besonders aufmerksam, wie es im Positionspapier heißt:

Laut aktuellem Stand und anders als kommuniziert, ist eine komplett neue, zweispurige Bahntrasse von Sigmundskron bis Untermais geplant. Das sollte auch ehrlicherweise von den Verantwortlichen so kommuniziert werden, statt die Betroffenen im Unklaren zu lassen.

Sämtliche Bahnhöfe, Viadukte und Brücken müssten neu errichtet und unzählige Infrastrukturen verlegt werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 1 (!) Milliarde Euro. Wer diese Kosten am Ende tragen wird, ist noch nicht ansatzweise geklärt, was bei einem Projekt dieser Größe aber unerlässlich ist. Der angestrebte Neubau ist aus unserer Sicht übertrieben, deutlich zu groß dimensioniert und viel zu teuer!

Sollte die Landesregierung, wie von Landesrat Daniel Alfreider mitgeteilt, heuer der RFI den Auftrag zur Ausführung erteilen, wird das Projekt ein staatliches. Ab diesem Zeitpunkt gibt es kein Mitspracherecht mehr.

Während der mehrjährigen Bauphase wäre die Bevölkerung im Etschtal einer enormen Belastung ausgesetzt. Nicht nur durch die Baumaßnahmen, sondern auch durch die Unterbrechung bzw. Störung der bestehenden Verkehrswege, Bahn, Radweg und Straße. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, verursacht durch den Bau, käme noch hinzu.

Der Nutzen für die Bevölkerung im Etschtal ist mehr als fraglich. Der geplante Neubau der Bahntrasse wird, abgesehen von einem Direktzug zwischen Bozen und Meran, keinen Mehrwert bringen. Im Gegenteil: Die Direktverbindung ins Eisack- bzw. Pustertal wird wegfallen. Ein Direktzug müsste auch bei einer Modernisierung der bestehenden Strecke möglich sein.

Einen 30-Minuten-Takt zwischen Bozen und Meran gibt es bereits heute und ermöglicht eine gute Anbindung des Westens an den Osten des Landes auch ohne das Großprojekt. Damit ist die Bahn bereits jetzt eine bessere Alternative zum Auto. Eine nennenswerte Fahrzeitverkürzung bringt das Großprojekt ohnehin nicht.

Durch den Bau des dreigleisigen Virgl-Eisenbahntunnels und der Digitalisierung, die wir sehr begrüßen, werden die Pünktlichkeit und die Taktung verbessert. Damit dürfte auch die halbstündliche Anbindung für Siebeneich und Vilpian möglich werden.

Die geplante Verlegung der Bahnhöfe Terlan und Siebeneich würde die Erreichbarkeit erschweren und den Umstieg auf die Bahn unwahrscheinlich werden lassen.

Die Kommunikation von Seiten der Projektverantwortlichen wird als sehr negativ empfunden. Auf berechtigte kritische Fragen der betroffenen Gemeinden und der Interessensvertreter gab es keine oder nur ausweichende Antworten, obwohl Offenheit und Transparenz von den Verantwortlichen zugesichert wurden. Die Kampagnen für das Großprojekt sind einer Landesregierung nicht angemessen.

Es stellt sich die Frage, ob mit diesem Großprojekt nicht in Wirklichkeit andere Ziele verfolgt werden, wie eine internationale Verbindung nach Österreich oder in die Schweiz, die eine große Mehrbelastung für die Menschen im Etschtal und im Vinschgau bringen würde.

Die CO2-Bilanz wird aufgrund des massiven Aus- bzw. Neubaus und des damit verbundenen Ressourcenverbrauchs auf absehbare Zeit nicht verbessert werden. Es wird Jahrzehnte brauchen, bis diese CO2-Ausstöße wieder kompensiert werden.

Aus all diesen Gründen pochen wir auf eine Modernisierung der Bahnstrecke Bozen – Meran auf der bestehenden Trasse.

Bezirk: Bozen, Burggrafenamt

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