Von: mk
Bozen – Der Wettbewerb „Bioland Südtirol Leitbetriebe“ stand nun fünf Mal ganz im Zeichen der sieben Prinzipien Biolands: im Kreislauf wirtschaften, Bodenfruchtbarkeit fördern, Tiere artgerecht halten, wertvolle Lebensmittel erzeugen, biologische Vielfalt fördern sowie natürliche Lebensgrundlagen bewahren. In diesem Jahr wurde das Augenmerk allerdings besonders auf das Prinzip „biologische Vielfalt fördern“ gerichtet.
2019 wurde auf der Bundesdelegiertenversammlung die sogenannte Biodiversitätsrichtlinie verabschiedet. Einer der Gründe warum sich Bioland Mitglieder für diese Richtlinie entschieden haben, ist das Bewusstsein des akuten Artenschwunds und der Biodiversitätskrise. Um dieser Entwicklung aktiv entgegenzuwirken, haben sich die Bioland-Mitglieder entschlossen, Biodiversität nicht nur zu fördern, sondern durch die verbindliche Biodiversitäts-Richtlinie zu verankern.
Seit 2023 erfassen Bioland-Betriebe in Südtirol daher ökologische Maßnahmen auf ihren Höfen und Kulturflächen mittels eines digitalen Tools Namens ELLA mit dem Ziel, mindestens 100 Biodiversitätspunkte zu erreichen. Auf dieser Grundlage wurden nun die Leitbetriebe 2025 ermittelt, welche in den Kategorien Mischbetrieb, Grünland sowie Obst-und Weinbau die höchsten Punktezahlen erzielten.
Aloisia Ruatti vom Dorfmoar in Naturns
Für Aloisia Ruatti drückt Biodiversität ihre Lebenseinstellung aus. Es bedeutet für sie, mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie. Von der Vielfalt des Betriebs Dorfmoar in Naturns erzählt der Bioland Ökologieberater Julian von Spinn: „Bei Luise findet man wirklich alles, Acker- und Gemüsebau, Viehwirtschaft, also Schafe, Obst- und Weinbau, ebenso Streuobstwiesen und Getreide. Was aber besonders auffällt ist, dass der Natur bewusst genügend Raum gelassen oder verschaffen wird. Die auf dem Talboden befindlichen extensiv bewirtschafteten Wiesen sind umgeben von selbst gepflanzten Hecken und einem Auwald, welcher mit Totholz gespickt ist, was man auch an der Vogelfauna vernehmen kann. Die extensive Bewirtschaftung der Wiese lässt sich auch daran erkennen, dass auf ihr über 70 Pflanzenarten festgestellt werden konnten, eine Artenzahl, welche denen der extensiven Magerwiesen und Trockenrasen nahekommt, den mitunter artenreichsten Lebensräumen. Beispielsweise kann bei Aloisia die schopfige Traubenhyazinthe (Muscari comosum) beobachten werden, eine sehr seltene Pflanze in Südtirol.“
Thomas Niedermayr vom Weingut Hof Gandberg in Eppan
Der zweite Leitbetrieb heißt Hof Gandberg und ist der in zweiter Generation geführte Biolandweinhof von Thomas Niedermayr und seiner Familie. Warum ihm der Erhalt und die Förderung der Biodiversität so am Herzen liegen, beschreibt Thomas so: „Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Monokulturen an ihre Grenzen stoßen und viele Probleme mit sich bringen können. Um ein gesundes System zu erhalten, braucht es eine gewisse Vielfalt. Wir schaffen diese Vielfalt einmal durch eine Vielfalt an PIWI Weinsorten, Nistkästen- und hilfen für Wildbienen und Vögel, Hecken und alternierende Einsaaten für Insekten aber auch Getreide und Mais zum Eigengebrauch.“ Das Projekt, das jedoch am meisten beeindruckt, sind die 300 Pflanzen und Bäume, die Thomas in den Weinberg gesetzt hat, welche mit der Zeit eine Fläche beschattender grüner Regenschirme bilden sollen. Durch die Pflanzung soll die Anlage beschattet, der Wasserhaushalt besser geregelt und der Natur etwas Gutes getan werden. Für die Zukunft plant die Familie die Anschaffung von Tieren, sowie einen Buschenschank mit hofeigenen Produkten.
Thomas Pflug vom Eggerhof in Passeier
Aus der Kategorie Grünland heißt der Preisträger Thomas Pflug (im Bild) vom Eggerhof in Moos in Passeier. Er und seine Familie bewirtschaften den hochgelegenen Hof auf extensive traditionelle Weise; damit einher geht eine hohe Biodiversität und somit die typischen Strukturelemente wie Hecken, Einzelbäume, Trockenbauern, Steinhaufen. Gemäht wird nur mit dem Messerbalken oder der Sense.
Julian von Spinn: „Was auf Thomas‘ Hof meines Erachtens aber am meisten für Biodiversität steht, ist die extensive Bewirtschaftung seiner halbschürigen Magerwiese, der artenreichen Bergwiese, der Lärchenwiese und bestockten Alpe, welche zu den artenreichsten Lebensräumen gehören. Bei der Förderung der Biodiversität geht es nicht immer darum, neue Elemente anzulegen, sondern alte Traditionen und Strukturen beizubehalten.“
Wie jedes Jahr erhalten die Gewinner nicht nur ein Leitbetriebsschild, sondern auch – dank der Zusammenarbeit zwischen Bioland Südtirol und der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft – einen Gutschein im Wert von 400 Euro für den Einkauf ökologisch wertvoller Materialien.
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